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Gott auf der Couch als Theatergenuss

Von Karin Schütze, 22. September 2024, 19:33 Uhr

Kräftiger Premierenbeifall in den Linzer Kammerspielen für die Komödie "Oh Gott!" von Anat Gov, kurzweilig inszeniert von Guy Ben-Aharon


„Genug ist genug!“, donnert Christian Taubenheim an der Bühnenrampe stehend ins Publikum. In den Linzer Kammerspielen ist es mucksmäuschenstill. Gott selbst hat genug. Er kann nicht mehr und sucht Hilfe bei einer Therapeutin. Auf der Couch wird der Allmächtige in der leichtfüßigen wie klugen Komödie „Oh Gott!“ von Anat Gov mit den großen Fragen konfrontiert: Woher kommt das Leid?
Guy Ben-Aharon inszeniert das feinsinnige Kammerspiel seiner israelischen Landsfrau kurzweilig und punktgenau.

Die 80 pausenlosen Minuten vergehen im Flug, rasantes (Sprech-)Tempo und vielsagende Pausen sind fein aufeinander abgestimmt. Dass der Spannungsfaden nie abreißt, ist auch den beiden in jedem Augenblick präsenten Darstellern zu verdanken. Angela Waidmann weist als Therapeutin Ella ihrem Klienten empathisch wie resolut den Weg in die Tiefen seiner Seele.

Wer ist dieser Gott auf ihrer Couch, die Bühnenbildnerin Cristina Todesco bunt in warmen Wohlfühlfarben mit einem „Kinderbild“ von Hilla Spitzer gestaltet hat? Der feine Herr ganz in Schwarz – bis auf die teuflisch orangen Schuhsohlen (Kostüme: Bianca Sarah Stummer) – gebärdet sich höchst jähzornig und aufbrausend. Warum hat er den Menschen erschaffen? Vielleicht doch, weil er einsam war? Was war mit Eva, die Adams Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat? War er, Gott, etwa eifersüchtig? Und Hiob? Warum ließ er gerade den Frömmsten so sehr leiden? Und woher kommt Satan?
Christian Taubenheim räkelt sich auf der Couch, weicht Ellas Fragen wendig aus. Mimt den Macho und wird zum Kind, das sich das Kissen umso fester an die Brust drückt, je näher es der Wahrheit kommt. Bis sich alles in ihm Angestaute wie ein Vulkanausbruch entlädt: „Genug ist genug!“ Ella und Gott reiben sich aneinander, reden sich in Rage. Und kommen einander gerade in den Momenten näher, in denen sie still schmollend in entgegengesetzte Richtung blicken und doch gleichzeitig zum Wasserglas greifen.
Man beginnt, diesen Gott zu mögen. Lieb ist er nicht, aber liebend. Einen berührenden Beweis dafür, findet Anat Gov in ihrem wunderbaren Stück, gelungen inszeniert.  Langer, kräftiger Premierenbeifall.

Fazit: Ein amüsanter wie tiefgründiger Theatergenuss.

Anat Gov: „Oh Gott!“, Regie: Guy Ben-Aharon, Kammerspiele Linz, bis 31. 1., landestheater-linz

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Autorin
Karin Schütze
Redakteurin Kultur
Karin Schütze
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