Entstehung und Brüche des kulturellen Hochamts
"Großes Welttheater": Landesausstellung fächert ab Sonntag die 100-jährige Geschichte der Salzburger Festspiele auf.
Corona-bedingt kein kunterbuntes Fest, sondern die Landesausstellung "Großes Welttheater" wärmt das Publikum ab morgen, Sonntag, für die am 1. August beginnenden Salzburger Jubiläums-Festspiele auf. Es sind knapp 2000 Quadratmeter, auf denen nicht bloß Erinnerungen an künstlerische Meilensteine der 100 Festivaljahre im Salzburg Museum (Neue Residenz) verteilt sind, sondern die Schau richtet ihr Brennglas auch auf Wesen, Krisen und Entwicklung dieses kulturellen Hochamts. "Das Spektakuläre erfährt im temporär eingerichteten Archiv in der Max-Gandolph-Bibliothek mit 100 Exponaten den gleichen Wert wie das Unscheinbare.
Wenn man zum Beispiel das ursprüngliche Regiebuch von Festspiel-Gründer Max Reinhardt zu Hofmannsthals ,Jedermann‘ sieht, offenbart es gleich eine gewisse Aura. Es gibt aber genauso aus dem Jahr 1944 einfach nur einen schwarzen Stoffballen. Er bringt zum Ausdruck, dass es die Generalprobe der Oper ,Die Liebe der Danae‘ von Richard Strauss zwar noch gegeben hat, aber die Uraufführung wegen des Attentats auf Hitler (20. Juli 1944, Anm.) abgesagt wurde", so Martin Hochleitner, Direktor des Salzburg Museums, im Gespräch mit den OÖN. Das Verführerische der Schau ist das Zusammenspiel von Details mit der großen Inszenierung als Bühnenstück.
So gibt’s eine originale Notleuchte von 1971 als Verweis auf den "Notlicht-Skandal" bei Thomas Bernhards "Der Ignorant und der Wahnsinnige", aber auch die gemeinsam mit dem Jüdischen Museum erarbeitete Biografie von Max Reinhardt. Sie öffnet sich in der Ausstellung mit dem prächtigen Blick von seinem Schloss Leopoldskron auf den davorliegenden Weiher. Tritt man aus der Frontalachse heraus, eröffnet sich das Konzept der Ausstellung, zumal daneben wie dahinter sich die gesamte Konstruktion wie die gefährliche Brüchigkeit zur Zeit der Nazidiktatur offenbart. "Wir wollten die Entstehung einer Illusion sichtbar machen", sagt Hochleitner.
Im Rundgang des ersten Stocks ist ein Hörraum den Wiener Philharmonikern gewidmet, im Erdgeschoß bildet eine übersetzte Fotografie von der ersten "Jedermann"-Aufführung den Rahmen für die filmische Einführung. Der Linzer Komponist Peter Androsch ist mit einer Polyphon-Installation genauso vertreten wie Arbeiten von Werner Feiersinger, Lionel Favre, John Bock, Eva Schlegel und Yinka Shonibare. Ein emanzipiertes Festival der Sinne – bis 31. Oktober.
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