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Erweckungserlebnis aus weltlichem und geistlichem Bruckner

Von Peter Grubmüller, 17. Juni 2024, 00:04 Uhr
Erweckungserlebnis aus weltlichem und geistlichem Bruckner
Von links: Landeshauptmann Thomas Stelzer, Hannes Androsch (Aufsichtsratsvorsitzender Salinen), Elisabeth Schweeger (künstlerische Leiterin der Kulturhauptstadt Salzkammergut), Markus Poschner (Chefdirigent Bruckner Orchester) Bild: Mathias Lauringer

Mehr Anton Bruckner geht nicht – und ein intensiveres Klangerlebnis als jenes am Samstag in der Salzlagerhalle der Salinen Austria AG in Ebensee wird es in diesem Jubeljahr des 200. Geburtstags des Komponisten kaum noch spielen. In rund 75 Minuten verwob sich der symphonische Bruckner entlang von Versatzstücken seiner achten, Kaiser Franz Joseph I. gewidmeten und vom Bruckner Orchester unter Chefdirigent Markus Poschner musizierten Symphonie mit sieben seiner kirchlichen Vokalkompositionen. Es verdichtete sich ein Dialog aus weltlicher Kraft und spiritueller Sensibilität, bis sich alles in einem Motetten-Crash vermengte. Aus dieser Kakophonie kreierten Poschner und Landeschorleiter Alexander Koller eine vertonte Schöpfungsgeschichte in unmittelbarer Nachbarschaft des Lebenselixiers Salz. Mehr als 2000 Besucher applaudierten begeistert und berührt im Stehen.

Die Salzlagerhalle wurde für einen Tag nichts Geringeres als das Klang-Zentrum des Salzkammerguts. Im Hintergrund schimmerte ein Berg aus 10.000 Tonnen Salz, zuerst weiß, am Ende rot erstrahlt. Wenn diese Halle im Oktober bis unters Dach gefüllt ist, rasten hier mehr als 100.000 Tonnen (rund ein Zehntel der Salinen-Jahresproduktion) von diesem Rohstoff, der dem Salzkammergut Namen und ökonomisches Fundament gegeben hat.

Elf Chöre fungierten als Schrittmacher des an eine Liturgie gemahnenden Gesangsreigens von "Locus iste" über "Os justi" und "Virga Jesse" bis zu "Christus factus est", ehe der Bruckner-Hit "Locus iste" erneut erklang, gesungen vom Wartberger Chor "pro music" (Dirigat/Einstudierung: Helmut Wagner) sowie dem A-cappella-Chor Wels (Julia Auer) und von neun weiteren Formationen summend begleitet. Oberösterreichs herausragende Qualität an Chören untermauerten hier Cantalentia aus Linz (Christoph Holz), Bachl Chor (Christian Schmidbauer), Hard-Chor und Linzer Singakademie (jeweils Alexander Koller), Leonfeldner Kantorei (William Mason), der Chor des BORG Bad Leonfelden (Barbara Wolfmayr, Stefan Kapeller, Maria Gidl), der Mozartchor des Linzer Musikgymnasiums (Stefan Kaltenböck), die Steyrer Singfoniker in F (Karl Lohninger) und der Gmundner Chorus Lacus Felix (Andreas Kaltenbrunner).

Großartige Akustik im Salzlager

In großer Leichtigkeit schlängelten Poschner und seine Brucknerianer Teile aus Scherzo, Adagio und Finale als roten weltlichen Faden entlang der alles Göttliche beschwörenden Musikmystik.

Die Instrumentengruppen ziseliert durchlässig bis kristallklar, und doch gemeinsam wie ein musikalisches Kraftwerk ausgreifend: kaum zu glauben, welch großartige Akustik sich in dieser Lagerhalle entfaltete.

Großes Lob gebührt allen Technikern, dass trotz elektronischer Verstärkung die Klangrichtung von Chören und Orchester beeindruckend nachvollziehbar blieb. Wie aus dem Nichts wummerte, flüsterte, donnerte das Salzlager als Kathedrale einer Bruckner-Prozession kolossalen Ausmaßes, ohne die intimen Musikmomente zu denunzieren – am besten mit geschlossenen Augen genossen. Wer mit Anton Bruckner bis zu diesem Abend nicht viel anfangen konnte, mag nun im unverdächtigsten Sinne missioniert sein.

Eine Gemeinschaftsproduktion von Kulturhauptstadt Bad Ischl/Salzkammergut 2024 und LandesKultur-EXPO Anton Bruckner mit Potenzial zum Erweckungserlebnis.

Fazit: Ein Hochamt im Sinne von Anton Bruckners Facettenreichtum – mit Musik wie geschaffen für diese Salz-Kathedrale.

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Autor
Peter Grubmüller
Ressortleiter Kultur
Peter Grubmüller
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