"Evil does not exist": Ein lyrischer Konflikt zwischen Stadt und Land
Der große Erzähler des japanischen Kinos, Ryusuke Hamaguchi, der 2022 für „Drive My Car“ mit dem Auslandsoscar gewürdigt wurde, legt nun mit „Aku wa sonzai shinai“ („Evil does not exist“) sein vielleicht kryptischstes Werk vor. Gestern startete es in den Kinos.
Im Zentrum steht ein zivilisatorischer Grundkonflikt: zwischen Land und Stadt, zwischen Einklang mit der Natur und wirtschaftlicher Entwicklung. Takumi (Hitoshi Omika), lebt als Alleinerziehender mit seiner Tochter Hana (Ryo Nishikawa) im Dorf Mizubiki. Es ist eine Existenz im Einklang, im Rhythmus der Natur, geprägt von Holzhacken, Wasserschöpfen am Bach und der kargen Winterlandschaft.
In diese ruhige Einschicht bricht jedoch die Ökonomie in Form eines Unternehmens ein, das unweit von Takumis Haus einen „Glamping“-Platz errichten will – glamouröses Camping für betuchte Großstädter. Als Abgesandte schickt die Firma Takahashi (Ryuji Kosaka) und Mayuzumi (Ayaka Shibutani), um die Dorfgemeinschaft mit klassischem Marketingsprech zu beruhigen. Bei Hamaguchi nimmt die Inspiration eine Wendung, überfahren die Großstädter nicht die hilflosen Landmenschen, sondern werden Takahashi und Mayuzumi von der Philosophie der Dörfler beeinflusst. Mit dem Verschwinden von Hana lenkt Hamaguchi seinen Erzählfluss schließlich ins Kryptische um.
- Der Trailer zum Film:
In langen Einstellungen und farbsatten Bildern inszeniert der Film die Natur, grundiert von faszinierender Streichermusik der Komponistin Eiko Ishibashi. „Evil does not exist“ entfaltet einen lyrischen Sog, auch wenn dieser nicht an den Vorgänger „Drive my Car“ heranreicht.
„Evil does not exist“: J 2023, 106 Min, Regie: Ryusuke Hamaguchi, aktuell im Kino
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