Paul McCartney: 80 Jahre - und kein Gedanke ans Aufhören
Am 18. Juni feiert Ex-Beatle Paul McCartney seinen runden Geburtstag.
Superlative werden in der Popmusik traditionell großzügig verteilt. Im Falle von Paul McCartney greifen aber selbst die euphorischsten Zuschreibungen zu kurz. Der Brite ist ein musikalisches Genie, seine Fans verehren ihn als Mozart des 20. Jahrhunderts. Als Sänger, Songschreiber und Bassist der Beatles prägte "Macca" die moderne Musikgeschichte, auch als Solokünstler ist er bis heute relevant geblieben. Morgen, Samstag, feiert der Schöpfer solch ikonischer Ohrwürmer wie "Let It Be", "Hey Jude" und "Yesterday" seinen 80. Geburtstag. An den Ruhestand denkt der Jubilar aber keineswegs, am 25. Juni tritt er vor 200.000 Besuchern als Headliner beim legendären Glastonbury-Festival auf.
Seit dem Split der Beatles macht Paul McCartney unbeirrt weiter: veröffentlicht regelmäßig neue Alben, spielt ausverkaufte Konzerte, setzt sich mit dem kreativen Zeitgeist auseinander. Dass er in der Hackordnung vieler Experten, Kollegen und Fans unter seinem in ewiger Hassliebe verbundenen Spezi John Lennon rangiert und als biederer Pop-Fließbandarbeiter für nette Songs über die Liebe und die Familie abgestempelt ist, wird Sir Paul in keiner Weise gerecht.
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Bildergalerie: Paul McCartney wird 80
Galerie ansehenFaible für Experimentelles
Der in einer Liverpooler Arbeiterfamilie irischer Abstammung – der Vater war Baumwollhändler, die früh verstorbene Mutter Hebamme und Krankenschwester – aufgewachsene McCartney besitzt nämlich nicht nur ein feines Händchen für komplexe Melodien, sondern überdies ein Faible für Experimentelles. So gilt die komplett im Alleingang aufgenommen Solo-LP "McCartney" (1970) heute als Vorläufer des Indie-Pop, sein Electro-Projekt The Fireman warf immerhin drei schräg-geniale Platten ab, auch in der Klassik hinterließ er mit Werken wie "Standing Stone" und "Ecce Cor Meum" Spuren. Selbst seine in den 70ern vielgeschmähte Band Wings erfuhr dank liebevoll editierter Neuauflagen von Alben wie "Wild Life" oder "Band on the Run" in den vergangenen Jahren eine nicht für möglich gehaltene Renaissance.
Letztes Jahr legte McCartney mit "Lyrics" endlich auch eine Art Autobiografie vor. Ein Leben in 154 Liedern, angereichert mit persönlichen Texten, Geschichten, privaten Fotos und Notizen. "Wenn Leute ein gewisses Alter erreicht haben, greifen sie gerne auf Tagebücher oder Terminkalender zurück, erinnern sich Tag für Tag an vergangene Ereignisse, aber solche Aufzeichnungen habe ich nicht", sagte McCartney über das Projekt. "Was ich habe, sind meine Songs – Hunderte –, und eigentlich erfüllen sie denselben Zweck."
Privat scheint der Ex-Beatle nach dem tragischen Krebstod von Ehefrau Linda 1998 und der missglückten Vermählung mit Heather Mills (2002–08) endlich wieder das Glück gefunden zu haben. Seit 2011 ist er mit der New Yorker Geschäftsfrau Nancy Shevell (62) verheiratet. Aus zwei der drei Ehen hat McCartney insgesamt fünf Kinder: Heather, Mary, Stella, James und Beatrice McCartney.
Prägend ist Paul McCartney aber nicht nur für die Popmusik. Sein Einsatz für Tierrechte und Vegetarismus ließ ihn sogar zum Erpresser werden. Nur wenn "Simpsons"-Chef Matt Groening aus Lisa Simpson eine Vegetarierin mache, stehe er für einen Gastauftritt in der Animationsserie zur Verfügung, ließ Paul einst wissen. Seinem Wunsch wurde stattgegeben – und Lisa zur begeisterten Pflanzenfresserin.
Für Einsteiger
CD-Box: Die 2016 erschienene Vierfach-CD „Pure“ (Universal) ist eine von McCartney selbst zusammengestellte Werkschau mit 67 Songs.
Buch: 912 Seiten ist die liebevoll kuratierte, zweibändige Liedtext-Sammlung „Lyrics“ (C.H. Beck Verlag, 2021) stark – und keine Seite zu lang.