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„Um Gottes willen, das ist ja die Scala“

Von Helmut Atteneder, 20. März 2021, 00:05 Uhr
Matthäus Schmidlechner (links) in Kurt Weills „Die sieben Todsünden“ mit Andrew Harris von der Deutschen Oper in Berlin Bild: privat

Matthäus Schmidlechners Corona-Geschenk: Ein Engagement im Mailänder Opernhaus

Matthäus Schmidlechner ist ein außergewöhnlicher Charaktertenor. Der 44-Jährige ist aber auch die Bescheidenheit in Person. Beide Eigenschaften haben ihn einerseits in den vergangenen acht Wochen an die Mailänder Scala geführt, wo er für eine Streaming-Produktion von Richard Strauss’ „Salome“ als Erster Jude auf der Bühne gestanden ist. Andererseits ist das Bauchgefühl flau. Es changiert zwischen dem „Egoismus“, jetzt ein Engagement zu haben, dem Mitgefühl für arbeitslose Kollegen und dem daraus resultierenden schlechten Gewissen. 

„Mich hat das alles schon so mürbe gemacht, diese ganze Situation, diese Einschränkungen. Da lasse ich mir gerne täglich in die Nase bohren, wenn ich im Gegenzug dafür wieder arbeiten kann“, sagt der Wilheringer, der seit 2007 zum Opernensemble des Linzer Landestheaters gehört. Vor ein paar Jahren hat er sich an der Scala beworben, vergangenen März hat er für die Salome bereits auf der Bühne des weltberühmten Opernhauses geprobt, dann kam Corona. 

Und weil er bei den Aufnahmen für die Streaming-Produktion so gut war, haben ihn die Mailänder gleich für zwei Kurt-Weill-Singstücke – „Die sieben Todsünden“ und „Mahagonny-Songspiel“ – kurzfristig verpflichtet. Am Dirigentenpult steht jeweils Riccardo Chailly, der Musikdirektor der Scala. „Ich war am Anfang ziemlich verzweifelt, weil ich die Stücke nicht kannte und sie ja nicht gerade unanspruchsvoll sind. Ich dachte, um Gottes willen, das ist die Scala, die schmeißen mich raus, wenn ich einen Topfen sing“, erzählt Schmidlechner von anfänglichen Unwägbarkeiten. Nach drei, vier Tagen habe er dann gespürt, dass der eingeschlagene Weg der richtige war. 

Das italienische Intermezzo verdankt der auch schauspielerisch besonders begabte Sänger mehr oder weniger direkt der pandemischen Schließwut: „So bitter die Situation für das Landestheater ist – ich hätte nie acht Wochen hier sein können, wenn wir in Linz gespielt hätten.“ 

Anfangs war es in Mailand sogar möglich, nach der Probe noch auf einen gemütlichen Drink in einer Osteria zu gehen. Seit vergangenem Montag ist die Stadt wieder „rot“ und Schmidlechner bleibt nur noch der Blick aus dem vierten Stock seiner kleinen Wohnung. Ein Blick in ein piccolo bella Italia, in einen schönen Innenhof mit vielen kleinen Balkonen, auf denen sich viel Grün befindet und Wäsche zum Trocknen hängt. 

Heute, Samstag, kommt Matthäus Schmidlechner wieder nach Hause, wo seine Frau und die beiden Töchter schon mit großer Vorfreude auf ihn warten. Dann geht es weiter mit seinem Engagement als Gesangslehrer an der Musikschule in St. Florian. Dieses zweite Standbein hat er sehr schätzen gelernt: „Man lernt sehr viel über sich selbst, wenn man unterrichtet. Da poppt dann plötzlich auf, ah, so hat das damals mein Gesangslehrer (Will Mason, Anm.) gemeint.“ 

Wann im Landestheater wieder der Spielbetrieb aufgenommen werden kann – niemand weiß es wirklich. Man fühle sich im Stich gelassen von der Politik, im Gegensatz dazu sei die Kommunikation im Haus sehr gut. 

Zwischenmenschliche Abwechslung bietet sich auch im Privatleben Schmidlechners: „Wir haben jetzt mit unseren direkten Hausnachbarn viel Kontakt, quasi von Gartenbank zu Gartenbank. Da ist eine echte Corona-Freundschaft entstanden.“

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Autor
Helmut Atteneder
Redakteur Kultur
Helmut Atteneder
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1  Kommentar
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fotoeder (341 Kommentare)
am 21.03.2021 08:41

Das waren noch Zeiten, als Hexe in Hänsel und Gretel. Eine Traumaufführung, wir haben Bekannte mit ihrer Tochter dazu eingeladen. ein toller Abend. Ich hoffe auf ein baldiges öffnen des Musiktheaters.

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