Viel Neues aus der nicht mehr so neuen Neuen Welt
Erstes Konzert im Großen Abonnement mit dem Bruckner Orchester Linz und dem sonic.art Saxophonquartett unter Markus Poschner
Auch das erste Konzert der Großen-Abonnement-Reihe, das am Dienstag im Rahmen des Brucknerfests stattfand, stand unter dem Zeichen des "ewig Weiblichen". Im zweiten Teil präsentierte dabei das Bruckner Orchester unter seinem Chefdirigenten Markus Poschner die erste Symphonie von Florence Price. Ein Werk, das den Hörer nicht ganz unzufällig an Dvoraks letzte Symphonie erinnert. Ihre melodischen Phrasen sind im Geist jener Weisen entworfen, die Price als "kraftvoll ergreifende und fesselnde" Volksmusik der Afroamerikaner verstand: "Einfache Herzensmusik und daher mächtig." Diese Macht demonstrierte sie in einem fabelhaften Stück, das in einem für 1932 doch sehr spätromantischen Stil meisterhaft auftritt, aber das Publikum derart in den Bann zog, dass sowohl nach dem ersten als auch dem effektvollen dritten Satz jubelnder Applaus einsetzte. Kein Wunder, dass dieses Werk 1932 den Wanamaker Prize gewann und zur Weltausstellung 1933 von Chicago Symphony uraufgeführt wurde. Damit war es die erste Komposition einer Afroamerikanerin, die von einem US-Orchester gespielt wurde.
Ganz anders die Uraufführung des Konzerts für Saxophonquartett und Orchester von Elena Firsova. Und doch verbindet die beiden Werke die Idee des nicht Avantgardistischen, des einfachen Strebens nach Schönheit. Das gelingt der seit 1991 in England lebenden Russin auf subtile Weise: Das Altsaxophon hebt mit feiner Kadenz an, die in einen austarierten langsamen ersten Teil mündet, bei dem sich das solistische Saxophonquartett mit vier Hörnern im Orchester ergänzt. Ein gekonntes Wechselspiel, in das ein eher klein besetztes Orchester sparsam eingreift und übersinnliche Stille erzeugt. Die Saxophone bleiben klanglich zart. Kurzes Zupacken führt zurück zum asketischen Ausgangspunkt. Das sonic.art Saxophonquartett – Adrian Tully, Alexander Doroshkevich, Taewook Ahn, Annegret Tully – erhob diese Fragilität zur Virtuosität. Zusammen mit dem gekonnt sparsam musizierenden Bruckner Orchester ergab sich eine das Publikum begeisternde Aura. Den effektvollen Auftakt hatten Leonard Bernsteins "Symphonic Dances" gemacht – übergenau und analytisch phrasiert ließen sie die Lockerheit des Meisters vermissen.
Fazit: Ein bereichernder erster Abend im Großen Abonnement.