Nicht verfeindet, aber doch Kriegsgegner
Es gab in diesen ersten hektisch-vibrierenden Kriegstagen neben der Weltbühne auch noch die Politik im Kleinen.
So waren Gemeinde-Fusionen schon damals ein Thema: Die Tages-Post meldete am 10. August, dass der Kaiser ein vom oberösterreichischen Landtag beschlossenes Gesetz "betreffend die Vereinigung der politischen Ortsgemeinde St. Peter bei Linz mit der Landeshauptstadt Linz" genehmigt habe. 1915 wurde die Eingemeindung vollzogen.
Mehr als 20 Jahre später – 1938, nach dem Anschluss Österreichs an Hitler-Deutschland – musste St. Peter mit seinem dörflichen Charakter einem Stahlwerk weichen. In dem Stadtteil im Linzer Osten wurden die Hermann-Göring-Werke, die spätere Vöest, errichtet. 4500 Bewohner wurden in andere Teile von Linz umgesiedelt.
Dass es Österreich in einigen Jahren bald nicht mehr geben würde, das war 1914 kaum vorstellbar. Damals war alles darauf ausgerichtet, einen Krieg zu führen, um die Stellung als Großmacht zu festigen. Mit fiebriger Erregung wurden die Eilt-Meldungen von den ersten Kämpfen aufgesogen. "Österreichische Offensive gegen Russland", "Kämpfe an der österreichisch-russischen Grenze". "Kämpfe mit Serben und Montenegrinern". "Lüttich gefallen". "Ein englischer Kreuzer durch eine Mine gesunken". "Kühner Streich eines Marine-Unteroffiziers". So lauteten die Überschriften auf der Titelseite der Tages-Post am 8. August 1914.
"Bedauerlicher" Krieg
Unterdessen wurden in ganz Europa diplomatische Beziehungen abgebrochen und Kriegserklärungen übergeben. Am 11. August erklärte Frankreich Österreich den Krieg, unter anderem mit der Begründung, Österreich-Ungarn habe bereits Geschütz-Batterien für das deutsche Heer an die französische Grenze geliefert.
Am 12. August vollzog auch Großbritannien den Bruch mit der Habsburger-Monarchie und überreichte die Kriegserklärung. Es war ein Konflikt, der nur aufgrund der Bündnisverpflichtungen beider Mächte ausbrach – verfeindet waren Österreich und England nicht. So sprach auch der britische Botschafter in Wien, Sir Maurice Bunsen, davon, dass es zwischen beiden Mächten "keinen Gegensatz gebe, welcher auch nur im entferntesten den Konflikt rechtfertigen könnte". Er hoffte, dass der "bedauerliche Kriegszustand" zwischen Österreich und England nicht von langer Dauer sein würde. Die Hoffnung wurde enttäuscht – wie so viele dieses Krieges.