Medikamenten-Chaos: Wie man den Überblick behält
Pharmazeutin Elisabeth Steiner "kontrolliert" bei ihrer Visite im Spital die Medikamente, die die Patienten einnehmen.
Wenn im Ordensklinikum Barmherzige Schwestern Linz keine Ärztin, sondern eine Apothekerin zu den Patienten kommt, ist das Elisabeth Steiner. Genaugenommen heißt ihr Besuch auf den verschiedenen Abteilung im Spital "Klinisch-pharmazeutische Visite". Ihre Aufgabe dabei: das genaue Kontrollieren der Medikamente, die von den Patienten täglich eingenommen werden.
Magenschoner, Blutverdünner
Und dieser Check ist mehr als notwendig. Denn laut Statistik Austria nehmen 16 Prozent der 65- bis 74-Jährigen mehr als fünf Medikamente täglich ein, ab einem Alter von 80 macht das sogar jeder zweite Österreicher.
Dieses weit verbreitete Phänomen nennt sich "Polypharmazie", und vielleicht kennt es so mancher ja selbst: ein Medikament gegen Bluthochdruck, ein Blutverdünner, dazu ein Cholesterinsenker und ein Magenschoner, abends noch das Einschlafmittel. "Das Risiko für Wechselwirkungen steigt mit der Zahl der eingenommenen Medikamente", erklärt Elisabeth Steiner. Bei zwei Medikamenten betrage die Wahrscheinlichkeit für Wechselwirkungen sechs Prozent, bei acht Medikamenten auf jeden Fall 100 Prozent.
Dazu kommt, dass im Alter Wassergehalt und Muskelmasse im menschlichen Körper abnehmen. Auch die Nierenfunktion wird schwächer, und damit lässt die Ausscheidung von einigen Arzneistoffen nach. Nebenwirkungen können daher altersbedingt verstärkt sein.
Patienten, die dauerhaft Medikamente einnehmen, können schnell einmal den Überblick verlieren oder so manche Tabletten vielleicht in der falschen Dosierung oder zur falschen Tageszeit einnehmen.
"Wenn wir bei unserer ,Klinisch-pharmazeutischen’ Visite im Krankenhaus den Medikamenten-Check machen, haben wir den großen Vorteil, dass alles, was die Patienten einnehmen, penibel genau aufgelistet ist", sagt Elisabeth Steiner. "Dabei stellen wir oft fest, dass ältere Menschen Medikamente, die ihnen irgendwann einmal verschrieben wurden – beispielsweise Schlafmittel oder Schmerztabletten –, einfach über viele Monate oder sogar Jahre weiter nehmen, auch wenn sie diese vielleicht gar nicht mehr brauchen", sagt die Pharmazeutin.
Auf Kombination aufpassen
Besonders aufpassen müsse man zum Beispiel bei Medikamenten, die die Blutgerinnung beeinflussen. So könnten manche Mittel in der Kombination deren Wirkung herabsetzen, andere können die Blutungsneigung dagegen verstärken.