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#021 - Wird in Österreich mehr über Sex als über Geld gesprochen, Herr Berghuber?

Von Dietmar Mascher, 26. Februar 2024, 18:00 Uhr

Thomas Berghuber

Schuldnerberatung-Chef
Der Chef der Schuldnerberatung Oberösterreich, Thomas Berghuber, über Durchschnittsschulden, Privatkonkurse, Zinsen von 22 Prozent und warum in Österreich Schulden nach wie vor ein Tabuthema sind.

Der Chef der Schuldnerberatung Oberösterreich, Thomas Berghuber, über Durchschnittsschulden, Privatkonkurse, Zinsen von 22 Prozent und warum in Österreich Schulden nach wie vor ein Tabuthema sind.

700 Privatkonkurse betreut die Schuldnerberatung pro Jahr in Oberösterreich. In 700 Fällen ist es also verschuldeten Menschen nicht mehr möglich, ihre Schulden rechtzeitig zu bedienen. „Die wenigsten unserer Klienten kommen rechtzeitig, sondern erst, wenn es zu spät ist“, sagt Geschäftsführer Thomas Berghuber. „Schulden sind nach wie vor ein Tabuthema. In Österreich wird mehr über Sex als über Geld gesprochen.“

Aber wann ist der richtige Zeitpunkt, Hilfe in Anspruch zu nehmen? Wann werden Schulden gefährlich? Und wie kommt man wieder heraus aus der Schuldenfalle?

Thomas Berghuber, Chef der Schuldnerberatung Oberösterreich
Thomas Berghuber, Chef der Schuldnerberatung Oberösterreich Bild: VOLKER WEIHBOLD

„Schulden sind grundsätzlich weder gut noch böse“, sagt Berghuber, der mit seinem Team von 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern seit 35 Jahren Schuldner berät. Wer seinen Hausbau zum großen Teil über Schulden finanziert, aber einen konkreten und überschaubaren Rückzahlungsplan hat, habe kaum ein Problem. Wer jedoch seine alltäglichen Konsumausgaben oder Urlaube auf Kredit finanziere, laufe große Gefahr, in Schwierigkeit zu geraten.

Jeder fünfte Haushalt in Österreich befinde sich an der Grenze zu Schuldenproblemen. Meist laufen die Schulden aus dem Ruder, wenn eine Einkommensquelle überraschend wegfalle, bei Arbeitslosigkeit, aber auch bei Pensionsantritt oder Veränderungen in der Familie. Dazu würden Bürgschaften schlagend oder die Konsumschulden nähmen überhand.

60.000 Euro Schulden

60.000 Euro Schulden haben die Klientinnen und Klienten der Schuldnerberatung im Durchschnitt. Da sind Ausreißer wie ein ehemaliger Unternehmer mit 42 Millionen Euro an Privatschulden schon herausgerechnet. Von den 60.000 Euro entfallen laut Berghuber zwei Drittel meist auf Betreibungskosten und Zinsen. Das bedeute aber auch, dass schon dieser Betrag reiche, um von den Schulden nicht mehr wegzukommen, sagt Berghuber und nennt als Beispiel einen Konsumkredit bei einem Versandhändler mit einem Effektivzinssatz von 22 Prozent (tatsächlich festgestellt). Allein die Zinsbelastung für ein Jahr betrage 13.200 Euro und damit mehr als 1000 Euro im Monat. „Das kann sich für viele nicht mehr ausgehen, und die Schulden werden so nicht mehr rückzahlbar, sondern mehr, weil auch die Mahngebühren und Betreibungskosten zu bezahlen sind“, sagt Berghuber.

Ausweg Privatkonkurs

Der Ausweg sei für viele Schuldner der Privatkonkurs. Dieses Instrument gibt es seit 1995 und sei ein großer Fortschritt gewesen. Vorher habe es Lohnpfändungen gegeben. Viele Schuldner seien abgetaucht und hätten sich nie von ihren Schulden befreien können.

Nun gibt es die Möglichkeit einer Einigung. Alles, was über das Existenzminimum von 1200 Euro netto hinausgehe, müsse für einen bestimmten Zeitraum (meist drei Jahre) an die Gläubiger abgeliefert werden. „Das ist hart, bietet aber eine Perspektive, dass es in geordneten Bahnen weitergeht“, sagt Berghuber. Wie viel von den Schulden im Privatkonkurs tatsächlich zurückbezahlt werden, warum der Privatkonkurs kein Anreiz zum Schuldenmachen sei und welche fünf Tipps aus der Schuldenfalle helfen, hören Sie im Podcast „Geld&Leben“.

Hören Sie den Podcast auch auf folgenden Plattformen:

mehr aus Geld und Leben

#034 - Wer braucht noch einen Bausparer, Herr Kaim?

#31 – Was bringen Aktien der Amag, Frau Trampitsch?

#037 - Wie verwaltet man das Milliardenbudget des Landes, Frau Frauscher?

#038 - Warum zahlen wir mit Geld, Herr Sandgruber?

Autor
Dietmar Mascher
Stellvertretender Chefredakteur, Leiter Wirtschaftsredaktion
Dietmar Mascher

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19  Kommentare
19  Kommentare
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
MaxXI (1.681 Kommentare)
am 27.02.2024 15:51

...und wenn interessiert das....

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Utopia (2.871 Kommentare)
am 27.02.2024 08:55

Die Medien können nur wenig beeinflussen, WIE die Bevölkerung über eine Sache denkt.
Die Medien können aber sehr stark beeinflussen, WORÜBER die Bevölkerung nachdenkt.

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Philantrop_1 (495 Kommentare)
am 27.02.2024 08:12

Dieser Dame ist aber GELD wohl am wichtigsten:

Die Grüne Klubobfrau Sigrid Maurer klagt wegen der Verwendung des von ihr geposteten “Stinkefinger-Fotos” nun erneut auf Unterlassung und Schadenersatz, berichtete die Tiroler “Kronen-Zeitung”.

Der OGH hatte im Februar dieses Jahres festgestellt, dass man das Foto nicht mehr verwenden darf. Sie will 35.000 Euro...

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jack_candy (8.974 Kommentare)
am 27.02.2024 13:17

Recht hat sie.

Die Urheberrechte für dieses Foto liegen bei ihr oder ihrem Fotografen. Wenn eine Zeitung oder sonstwer dieses Foto verwenden will, muss eine Genehmigung eingeholt und Honorar gezahlt werden.

Wird das Foto trotzdem gedruckt oder online gestellt, ist ein Mehrfaches des normales Fotohonorars fällig, plus eventuelle Anwaltskosten. Das kann auch bei "kleineren" Fällen vierstellig werden.

Wenn man dann noch davon ausgeht, dass die "Krone" dieses Foto kaum zur "historischen Dokumentation" verwendet, sondern eigentlich nur, um irgendwas im Zweifelsfall Falsches oder Hetzerisches gegen Maurer und die Grünen abzusondern, ist es absolut in Ordnung, wenn die Summe entsprechend höher wird.

Außerdem: Sind Sie sicher, dass Maurer das Geld wirklich für sich selbst haben will oder nicht doch eventuell spenden will (was bei Grünen durchaus mal vorkommt)?

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Philantrop_1 (495 Kommentare)
am 27.02.2024 07:16

Es wird auch öfters darüber Geld gesprochen:

Unglaublich, aber wahr - während unzählige Österreicher monatelang auf einen Arzttermin warten müssen, im Supermarkt jeden Euro dreimal umdrehen müssen und an der Zapfsäule verzweifeln, sind Gefängnisinsassen privatversichert, bekommen für den Normalbürger kaum leistbares Bio-Essen und als Draufgabe auch noch den Klimabonus...

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Philantrop_1 (495 Kommentare)
am 27.02.2024 07:17

...Es wird auch öfters darüber gesprochen...

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jack_candy (8.974 Kommentare)
am 27.02.2024 13:18

Dann lassen Sie sich doch einsperren.

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felixh (5.054 Kommentare)
am 27.02.2024 06:40

logisch. Es wird viel zu wenig gebumst in Österreich

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Rizzitelli20 (1.085 Kommentare)
am 26.02.2024 20:21

Österreich kauf für 60 Milliarden Waffen und usw. fürs Heer. Euro ned Schilling. Das Geld wird einfach gedruckt mit dem Vorwand Corona, Ukraine, Klima, ansonsten wären die Banken zu. Da ist es mir sowas von egal ob der Bürger Schulden macht. Zur ummen Frage auf dieser Seite: Niemand greift für ein Land zur Waffe. Grenzen existieren nur im Kopf. Weltgeschichte ist ein talentloser langweiliger Bericht über Gewalt, ausgeübt von den Starken über die Schwachen. Es reicht, verjagt endlich unsere dummen Politiker und lässt friedliche normale Leute ran.

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Peter1983 (2.556 Kommentare)
am 27.02.2024 11:57

"Da ist es mir sowas von egal ob der Bürger Schulden macht."
Dass diese Zahlungsausfälle mitunter auch jene mit bezahlen die Ihren Verpflichtungen nachkommen, ist Ihnen nicht bewusst, oder?

"Grenzen existieren nur im Kopf"
Spannende Ansichten...

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jack_candy (8.974 Kommentare)
am 27.02.2024 13:19

"friedliche normale Leute" - netter Witz

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Peter1983 (2.556 Kommentare)
am 26.02.2024 20:00

Wie meine Oma immer sagte:

„Spare in der Zeit, dann hast du in der Not!“

Natürlich gibt es Ausnahmen - aber ein Großteil der Betroffenen hat sich selbst in diese Situation gebracht und entledigt sich dank Privatkonkurs mehr oder weniger bequem innerhalb weniger Jahren seiner Schulden.

Eine Haushaltsrechnung, monatliche Sparbeträge (und wenn es nur kleine Summen sind), der Verzicht auf Konsumkredite, Ratenzahlungen und Disporahmen sind einfachste Mittel, um seine Finanzen im Griff zu haben.

So schwierig wäre es nicht.

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jamei (25.570 Kommentare)
am 27.02.2024 11:31

Peter1983 (2.231 Kommentare)
vor 15 Stunden

Ihre Ausführung stimmt ja, jedoch haben Sie leider vergessen, das dazu auch Disziplin und ein klarer Wille dazu nötig sind - und dieser ist bei den meisten Klientel der Schuldnerberatung NICHT VORHANDEN - den Anna den Kredit hamma........

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Peter1983 (2.556 Kommentare)
am 27.02.2024 11:54

Gute Ergänzung.

Tatsächlich ist in vielen Fällen so, dass bei der Schuldnerberatung ALLE schuld an der Lage sind, nur nicht der/die Betroffene selbst...

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Unterhose (2.095 Kommentare)
am 26.02.2024 19:03

Sex ist auch schöner als Schulden.

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jungerstock (271 Kommentare)
am 26.02.2024 18:36

“Es macht macht glücklich, wenn man rechtzeitig d'rauf schaut, daß man's hat, wenn man's braucht.”

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franzf (298 Kommentare)
am 26.02.2024 18:22

Es wird auch öfters beim Sex über Geld gesprochen!

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fai1 (6.383 Kommentare)
am 26.02.2024 18:58

oder 9 Monate später

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jack_candy (8.974 Kommentare)
am 27.02.2024 13:20

beim Sex oder vor dem Sex? :-)

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