Erpressungsversuch mit intimen Fotos
Amazon-Chef Jeff Bezos bezichtigt US-Boulevardblatt "National Enquirer" übelster Methoden.
Dylan Howard gab sich nicht einmal Mühe, die Absicht seiner E-Mail an den Milliardär zu verhüllen. Der Chefredakteur des Boulevard-Blattes "National Enquirer" drohte Amazon-Gründer Jeff Bezos damit, weitere Mails und Fotos über dessen Affäre mit der Ex-TV-Moderatorin Lauren Sanchez zu veröffentlichen, falls dieser seine Ermittlungen in die Herkunft des Materials nicht beende.
"Ich möchte Ihnen die Fotos beschreiben, die wir während unserer Recherche gefunden haben", schrieb Howard. Der "Enquirer" habe ein "Selfie unter der Gürtellinie" sowie neun andere Aufnahmen. Drohend fügte er hinzu: "Ich hoffe der gesunde Menschenverstand setzt sich durch – und zwar schnell." Nachzulesen ist all dies in einem länglichen Blog-Eintrag auf "Medium.com", in dem Bezos die Offensive sucht.
Natürlich wolle er nicht, dass private Dokumente veröffentlicht würden, wehrt sich der 55-Jährige, der im Umfeld seiner Scheidung von Ehefrau MacKenzie eine Affäre mit der verheirateten Sanchez begonnen hatte. "Aber ich beteilige mich nicht an deren gut bekannter Praxis an Erpressung, politischen Gefälligkeiten, politischen Attacken und Korruption."
"Catch and kill"
Stattdessen entschied sich Bezos, das Verhalten des Medienhauses vor aller Welt auszubreiten. Um die Brisanz der Geschichte zu verstehen, muss man wissen, dass die Muttergesellschaft des "National Enquirers", AMI, dem engen Freund von US-Präsident Donald Trump, David Pecker, gehört. Zu dessen Praxis gehört es seit Jahren, Geschichten zu publizieren, die Trump helfen, und solche zu unterdrücken, die ihm schaden könnten. Experten sprechen von "catch and kill" ("Fangen und töten").
Trump führt seit Jahren eine Fehde gegen Bezos. Das hat zum einen mit der kritischen Berichterstattung der "Washington Post" zu tun, die dem Amazon-Gründer gehört. Aber auch mit dem sagenhaften wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmers, der laut Forbes ein Vermögen von rund 119 Milliarden Euro angehäuft hat. Der Verdacht liegt für Bezos auf der Hand, dass der "National Enquirer" Trump mit der Schmuddelgeschichte einmal mehr einen Gefallen getan hat.
Dem wollte der Milliardär unter Einschaltung eines privaten Ermittlers auf den Grund gehen. Insbesondere ging es ihm darum, herauszufinden, wie das Blatt in den Besitz seiner privaten E-Mails und Fotos gekommen war.
Kurz nachdem Bezos seine Vorwürfe erhob, meldete sich auch der investigative Starreporter und Pulitzer-Preisträger Ronan Farrow zu Wort. Ihm und einem anderen Reporter sei von AMI nahegelegt worden, Recherchen in die Arbeitsweise des "National Enquirers" einzustellen. Die Muttergesellschaft des Boulevard-Blatts, AMI, erklärte gestern in einer Stellungnahme, "im Rahmen der Gesetze über Mr. Bezos berichtet zu haben".
Der national enquirer hat schz Fotos, aber bezos hat die Eier.