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"Als Fleischhauer allein kann man wirtschaftlich nicht überleben"

Von Andreas Kremsner und Ulrike Rubasch, 25. Februar 2019, 00:04 Uhr
"Als Fleischhauer allein kann man wirtschaftlich nicht überleben"
Christian Derntl hat den Familienbetrieb übernommen Bild: Werk

LINZ. Zahl der Fleischereibetriebe verringert sich in den nächsten Jahren um mehr als ein Drittel.

80 bis 100 Stunden pro Woche arbeiten, ist für selbstständige Fleischer Alltag. Das wollen sich viele Junge nicht antun. Der Branche fehlt Nachwuchs. In den kommenden zehn Jahren verringert sich die Zahl der Fleischereien in Oberösterreich um mehr als ein Drittel, sagt Bundes-Innungsmeister Willibald Mandl aus Ternberg.

"Als Fleischhauer allein kann man wirtschaftlich nicht überleben"
Innungsmeister Willibald Mandl sorgt sich um den Nachwuchs. Bild: WK

Silvia und Reinhold Stadler aus Viechtwang haben etwas gemacht, was selten ist. Sie haben vergangenen Dezember eine Fleischerei aufgesperrt. Nach mehr als 20 Jahren hat die 2000-Seelen-Gemeinde Grünau im Almtal wieder einen Fleischhauer und damit einen wichtigen Nahversorger. Die Stadlers haben sich eine stillgelegte Fleischerei im Ortszentrum gekauft. "Nun investieren wir viel Geld, um EU-Vorschriften zu entsprechen", sagt Reinhold Stadler.

"Als Fleischhauer allein kann man wirtschaftlich nicht überleben"
Reinhold Stadler (Mitte) hat ein neues Geschäft in Grünau aufgesperrt. Bild: salzi.at

Er wird im Betrieb selber schlachten, nur Tiere aus der Region. "Die Leute wissen, dass das Fleisch mehr kostet, dafür ist es regional und qualitativ hochwertig", sagt er. Pro Woche geht das Fleisch von einem Rind und sechs Schweinen über die Ladentheke.

Neben dem Verkauf bietet der Neo-Nahversorger in Grünau Mittagsmenüs und Catering an. "Als Fleischhauer allein kann man wirtschaftlich nicht überleben", sagt Stadler. Die Familie betreibt auch eine Fleischerei in Scharnstein, beschäftigt sieben Mitarbeiter und hat noch keine Nachwuchssorgen. Reinhold Stadler ist Anfang 40. "Aufzwingen werde ich meinen Kindern den Betrieb nicht."

Oft schwierige Generationsfrage

Den oft schwierigen Übergang von einer zur nächsten Generation haben die Derntls aus Leonding geschafft. 2016 hat Vater Josef an Christian übergeben. Ein Mal pro Woche werden Tiere aus der Region geschlachtet. 95 Prozent des Sortiments kommen aus der eigenen Produktion. Allein die Knödel, jeden Tag werden an die 200 gerollt, lohnen den Besuch. "Die Fleischerei entwickelt sich sehr positiv", sagt Firmenchef Christian. Derntl wirbt auch in den sozialen Medien. Auf der Homepage erfährt man alles rund ums Angebot – inklusive Catering.

Trotz solcher Erfolgsbeispiele werden in den kommenden Jahren weiter viele Fleischer zusperren, weil die Konkurrenz der Supermärkte groß ist und sie keine Nachfolger finden. "Das ist nicht ganz nachzuvollziehen", sagt Fleischer Karl Wegschaider aus Steyregg, der den Club der Bonusfleischer führt. "Junge hätten gute Verdienstchancen, wenn sie es richtig machen und sich weiterentwickeln. Bonusfleischer nagen nicht am Hungertuch."

Kundenbindung sei ein Schlüsselfaktor, so Wegschaider. "Zwei Drittel des Umsatzes im Lebensmitteleinzelhandel werden mit Aktionspreisen erzielt." Kleine Fleischer müssten mehrere Standbeine haben. Catering, Mittagsmenüs oder Selbstbedienungsautomaten helfen den Metzgern zum Erfolg.

Wie etwa bei Wolfgang Kitzmüller in der Glasau bei Hellmonsödt, er hat einen Verkaufsautomaten vor dem Geschäft. Besonders im Sommer sei das ein Umsatzbringer mit Grillfleisch. "Die im Winter beim Diskonter kaufen, kommen im Sommer zu uns." Er kann mit seinen Umsätzen leben, "eher aber Überleben". Sein Erfolgsrezept? "Geschmack. Meine Produkte schmecken anders als Industrieware." Kitzmüllers Umsätze ziehen nach einer Geschäftsrenovierung wieder nach oben. Besonders wegen seiner Blunz’n und dem Leberschädl kommen die Kunden.

 

3,3 Milliarden Umsatz

 

Österreichweit gibt es rund 1000 Fleischerei-Betriebe. In Oberösterreich sind es 270. Von diesen werden in den kommenden zehn Jahren 100 aufhören, sagt Bundes-Innungsmeister Willibald Mandl.
90 Prozent der Fleisch- und Wurstwaren werden über Handelsketten umgesetzt, zehn Prozent teilen sich die kleinen Betriebe. Deren Umsatz lag 2017 österreichweit bei 3,3 Milliarden Euro.

 

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29  Kommentare
29  Kommentare
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
pennystock (99 Kommentare)
am 26.02.2019 06:43

in Scharnstein hat man es gut: Mit Stadler, Hüthmayr und Silmbroth gibt es drei exzellente Fleischhauer mit guter Qualität, die über die Ortsgrenzen hinaus bekannt und beliebt sind.

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loewenfan (5.471 Kommentare)
am 25.02.2019 10:03

unserer hat wen er ausfährt alles mit wie ein kleiner Greißler und die nicht mehr so Mobilen danken es Ihm.
zur wöchentlichen Arbeitszeit lacht er.
klar wenn alle nur mehr 30 Stunden u Papa Monat u Karfreitag u 8 Dezember frei haben wollen ist das schwierig

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tradiwaberl (16.054 Kommentare)
am 25.02.2019 10:12

Ja echt blöd mit diesen diesen dummen Angestellen. Wollen die doch glatt noch gut bezahlt werden und trotzdem mal frei haben... Wer hat denen eigentlich Rechte gegeben ??

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reibungslos (15.292 Kommentare)
am 25.02.2019 11:59

Mit dem 250PS-SUV ist man eben schnell dort, wo das Fleisch besonders billig ist.

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reibungslos (15.292 Kommentare)
am 25.02.2019 12:00

Hätte zum Beitrag von FreundlicherHinweis darunter gehört.

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FreundlicherHinweis (15.581 Kommentare)
am 25.02.2019 09:35

Da jammern immer alle, dass es bald keiner unabhängigen Fleischhauer und Bäcker mehr gibt. Dass sich diese wirtschaftlich nicht mehr rechnen, bedenkt keiner. Schon gar nicht warum und erst recht nicht, inwieweit sie durch ihr Konsumverhalten dazu beitragen.

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Einheizer (5.404 Kommentare)
am 25.02.2019 08:06

Der Fleischer Wegschaider aus Steyregg ist doch schon ein industrieller Verarbeiter. Wer in dessen Geschäfte kommt sieht nur verpacktes und kaum offenes Fleisch.

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pfenningberg (605 Kommentare)
am 25.02.2019 11:18

Leider ist in ihrem Beitrag eine Verwechslung passiert. Karl Wegschaider im Artikel hat nur indirekt mit der Firma Wegschaider zu tun. Er ist der Onkel des jetzigen bzw. Bruder des früheren Besitzers. Ausserdem würde mich interessieren, wie oft und welche Filiale der Firma Wegschaider sie besuchen? Aus meiner persönlichen Erfahrung heraus (gerade heute morgen wie so oft ein Wegschaider-Geschäft besucht), der sein Fleisch immer unverpackt bei Wegschaider bekommt, kann ich ihre Beobachtung nicht teilen. Oder meinen sie die Würstel bzw. die verschiedenen Fertiggerichte?

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Einheizer (5.404 Kommentare)
am 25.02.2019 08:03

In Linz, einer Stadt mit 200 000 Einwohnern, gibt es noch vier Fleischhauer. Das sagt eigentlich alles.
Ob diese vier alle noch selber schlachten und wursten wäre zu hoffen, ganz glaube ich das aber nicht.

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amha (12.948 Kommentare)
am 25.02.2019 08:09

...also ich komme auf 16 (5 x Wegschaider, 3 x Lackinger, 3 x Hackl, Pilshofer, Hörlsberger, Zellinger, Hartl, Fleischanderl)...

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charon (422 Kommentare)
am 25.02.2019 10:04

Fleischhauer hat er geschrieben! Nich Filialen, Geschäfte ect.

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amha (12.948 Kommentare)
am 25.02.2019 10:54

Kann er zählen? Wegschaider, Lackinger, Hackl, Pilshofer, Hörlsberger, Zellinger, Hartl, Fleischanderl grinsen = nicht 4

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Einheizer (5.404 Kommentare)
am 25.02.2019 13:25

Lackinger, Hartl, Hörlsberger und Hackl sind Linzer, alle anderen haben nur Filialen in Linz.

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penunce (9.674 Kommentare)
am 25.02.2019 10:16

Nein, sie schlachten nicht selber, sie kaufen das Fleisch vom Schlachthof in Linz oder anderswo, denn seit wir in der EU sind, werden die Fleischereien mit Auflagen bedacht, sodass sich eine eigene Schlachtung nicht mehr lohnt!

Die "Vurschriften" der EU sind erklecklich, so dass sich ein Familienbertrieb so stark verschuleden müsste dass er diese Auflagen erfüllen und das ist in dem Geschäft nicht drinnen, der Metzger müsste 120 Jahre alt werden um die Investitionen zu finanzieren.

Übrigens;

Ich hab bislang KEINEN Ederer Tausender abgekriegt, deshalb stell ich die Frage an die Forumsteilnehmer;

WO BEKOMMT MAN DIESEN TAUSENDER?

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FreundlicherHinweis (15.581 Kommentare)
am 25.02.2019 10:42

In der Vergangenheit. Wo Sie ohnehin wohnen als Ewig-Gestriger.

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tradiwaberl (16.054 Kommentare)
am 25.02.2019 10:56

Der war ja noch in Schilling...

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reibungslos (15.292 Kommentare)
am 25.02.2019 12:01

Mit der gefühlten Inflation bekäme man heute ca. 20 Euro.

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Trauttmannsdorff (88 Kommentare)
am 25.02.2019 14:32

Rauchmelder: In OOe gibt es etwa 35 bis 40 Schlachtbetriebe, die von der LfL-OOe betreut werden. Einer davon ist in Linz.

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( Kommentare)
am 25.02.2019 07:34

> "Die Leute wissen, dass das Fleisch mehr kostet, dafür ist es regional und qualitativ hochwertig", sagt er. <

- - - - -

Äh, hochwertig ...

Der Konsument will allen Ernstes wissen zu glauben, was man unter Qualität versteht?
Kaffeesud lesen ist im etwa das gleiche.
Erst wenns den Produktionszyklus von A bis Z durchschaut haben, können die 'Leute' von 'Qualität reden.
Und das trau ich 99% der Konsumenten nicht zu ...

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Zaungast_17 (26.891 Kommentare)
am 25.02.2019 09:55

doann kaff da moi woas vom Stadla zwinkern

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Fensterputzer (5.270 Kommentare)
am 25.02.2019 15:21

Der Konsument will allen Ernstes wissen zu glauben, was man unter Qualität versteht?

Ja, den meisten traue ich das zu . . . spätestens beim Braten in der Pfanne!

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vonWolkenstein (5.562 Kommentare)
am 25.02.2019 06:13

Es liegt nur an uns Kosumenten, ob es weiterhin Fleischhauer, Bäcker oder Einzelkaufleute gibt oder nicht.

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c.sainz (1.296 Kommentare)
am 25.02.2019 07:26

Stimmt nicht ganz, denn es macht nur Sinn wenn diese Handwerksbetriebe auch ordentliche Qualität liefern. Gerade bei den Bäckern ist es leider oft so, dass sie das gleiche aufgebackene Backwerk haben wie die Diskonter um die Ecke und dann jammern warum niemand bei ihnen kauft.

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scharfer (5.103 Kommentare)
am 25.02.2019 09:24

aber bei lidl u. hofer ist alles sooooo biiillig.

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charon (422 Kommentare)
am 25.02.2019 10:08

und am nächsten Tag schmeißen wir es dann zum Müll, weil "Das kannst ja nimmer Essen". Das Lidl/Hofer Zeugs!

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ricki99 (1.041 Kommentare)
am 25.02.2019 10:14

Dummes Pauschalurteil.

Gerade Hofer hat einwandfreie Fleisch- und Wurstwaren, sowie laufend frisches Gebäck, das man auch am nächsten Tag noch essen kann. Das Problem scheinen die immer höher werdenden Ansprüche der Käufer zu sein, die aber keine kostendeckenden Preise akzeptieren wollen. traurig

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alf_38 (10.952 Kommentare)
am 25.02.2019 10:27

Laufend frisches Gebäck - aus der Backbox - was hat das bitte mit Gebäck zu tun? 🤮

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FreundlicherHinweis (15.581 Kommentare)
am 25.02.2019 11:41

Backbox hin oder her. In Sachen genereller Frische hat Hofer tatsächlich die Nase vorne, weil die Regale permanent nachgefüllt werden müssen.

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reibungslos (15.292 Kommentare)
am 25.02.2019 12:04

Da die Menschen nicht noch mehr essen können bzw. sollten, muss eben immer mehr weggeschmissen werden. Wir brauchen schließlich Wachstum um jeden Preis.

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