Rauchfrei seit einem Jahr: Wie geht das, Herr Knoll?
RIED, WIEN, UTTENDORF. Ein Jahr lang hat Norbert Knoll schon keine Zigarette angerührt - und das, obwohl er bis dahin 30 bis 40 Zigaretten täglich geraucht hat. Der Verein Gesundes Ried hat ihn mit einem Seminar dazu gebracht.
Vor einem Jahr hat Norbert Knoll in Ried ein „Rauchfrei-Seminar“ beim Verein Gesundes Ried absolviert. „Rauchfrei in fünf Stunden“ – mit diesem Slogan wurde geworben. Seitdem hat der gebürtige Uttendorfer, der in Wien lebt und arbeitet, keine Zigarette mehr geraucht. Wie ihm das gelungen ist, welchen Verführungen er widerstanden hat und worauf es besonders ankommt, hat der Ökonom – er arbeitet als Evaluator von Wirtschaftsförderungen – im OÖN-Interview erzählt.
OÖNachrichten: Herr Knoll, ganz ehrlich: Sie haben seit dem Seminar keine einzige Zigarette mehr geraucht?
Norbert Knoll: Ja genau. Ich hab keine Zigarette mehr geraucht. Als ich vor einiger Zeit einmal ein Packerl Zigaretten, das ich irgendwo verräumt hatte, gefunden hab, hab ich zwar kurz überlegt, aber ich hab mir dann gesagt: Nein, das riskierst du nicht!
Wie kommt man als in Wien Lebender zu einem Rauchfrei-Seminar in Ried?
Die Familie meiner Frau stammt aus Neuhofen, und als wir auf Besuch waren, habe ich in einer Zeitung von diesem Seminar gelesen. „Rauchfrei in fünf Stunden“, das hat interessant geklungen, und ich habe mir gedacht, die 99 Euro für das Seminar sind den Versuch wert. Außerdem ist in Wien ein Umzug im Büro bevorgestanden, und da war kein Raucherraum mehr vorgesehen, wir hätten also künftig draußen rauchen müssen. Das hat sicher auch mitgespielt. Aber es gab jetzt keinen unmittelbaren Zwang, ich hab mir gedacht, probieren kann man’s ja.
Wann haben Sie mit dem Rauchen angefangen?
Das war mit etwa 24, während des Studiums. Es gab einigen Stress und Prüfungen, und ich hatte damals auch einen Ferialjob in der Industrie, und auch dort gab es Rauchpausen. Da hat es angefangen.
Wie viele Zigaretten haben Sie zuletzt geraucht?
Das waren schon 30 bis 40 pro Tag, also eineinhalb bis zwei Schachteln Zigaretten.
Das ist nicht gerade wenig, haben Sie dabei gesundheitliche Beschwerden gehabt?
Nein, das war ja das Interessante. Bei Untersuchungen hab ich beim Lungenfunktionstest locker 120 Prozent erreicht – aber dieser Wert sagt halt nichts darüber aus, wie gut man den Sauerstoff verwertet.
Wollten Sie vorher schon einmal mit dem Rauchen aufhören?
Ja, zwei Mal. Ich hab’s mit Hypnose probiert, das hat beide Male nur kurz gehalten, etwa drei Monate. Dann gab es einen Rückfall, Auslöser war Stress. Aber mir ist damals auch dieses Raucher-Bashing auf den Geist gegangen, dass einem Gesundheitsapostel erzählen, wie man sich zu verhalten hat. Und das bei etwas, das legal zu erwerben war. Dem wollte ich mich damals nicht beugen.
Dann kam der Besuch in Neuhofen...
Ja. Ich hab mir gedacht, der Hunderter ist verschmerzbar. Ich hatte mir auch ausgerechnet, dass ich jedes Jahr ein Monatsgehalt für Zigaretten ausgebe. Im Vergleich dazu, was ich für Essen und Trinken ausgegeben habe, war das eine verrückte Relation.
Wann haben Sie bei diesem Seminar gemerkt, dass es diesmal gelingen könnte?
Der Referent hat gesagt: Geht’s heim, nach zwölf Stunden ist ein Schlüsselzeitpunkt, und wenn ihr den erreicht habt, ist das ein guter Baustein für die nächsten 72 Stunden. Das war hart. Am Montag nach dem Seminar hatte ich frei, da war ich schon sehr zappelig. Es ging darum, dem Körper das gewohnte Nikotin nicht mehr zu geben.
Was geht einem da durch den Kopf?
Als Raucher beschäftigt man sich vor allem mit der Frage, wie man es schafft, stets genügend Nikotin zur Verfügung zu haben. Der Körper baut Nikotin ab, und ich muss ständig schauen, dass dem Körper wieder Nikotin zugeführt wird. Das ist in den Alltag eingebaut: Nach dem Frühstück eine rauchen, am Weg zur Straßenbahn eine rauchen. Auch wenn die Zeit knapp war, hab ich eine geraucht – mit dem Argument: Wer weiß, wann ich wieder dazu komme? Ob beim Wandern in den Bergen oder bei einem Seminar: Es ging immer darum, zu schauen, dass ich es schaffe, genügend Nikotin zur Verfügung zu haben.
Das klingt nach Stress.
Ja, der Seminarleiter hat uns klargemacht, dass man unterscheiden muss zwischen körperlicher und psychischer Abhängigkeit. Der Körper weiß nach 72 Stunden, dass Nikotin ein Gift ist. Die Psyche steht ständig unter dem Zwang, dass man sich Nikotin beschaffen muss. In der Übergangsphase vom Raucher zum Nichtraucher erinnert man sich dann: Früher hätte ich da eine geraucht. Das sind wichtige Momente. Nach ein bis zwei Monaten habe ich gewusst, ich bin auf einem guten Weg. Freilich: Sicher kannst du dir nie sein.
Gibt es so etwas wie Schlüsselmomente, die Sie bei diesem Seminar erlebt haben, die Sie auf den erfolgreichen Weg gebracht haben?
Der Referent hatte viele Folien vorbereitet, auf denen stand, was jeder Raucher weiß: Rauchen ist ungesund, es kann Krebs verursachen oder Herzinfarkt – und so weiter. Das ist in diesem Moment kein handlungsrelevantes Wissen. Erst, wenn du einen Infarkt oder Krebs hast, dann wird es handlungsrelevant. Das heißt: Man muss es letztlich wollen, dass man aufhört. Nur so kann es gelingen.
Das heißt, es kommt offenbar auf die Persönlichkeit an. Können Sie das Seminar empfehlen?
Was mich besonders angesprochen hat, war der Hinweis des Referenten: Ihr seid einer milliardenschweren Tabakindustrie auf den Leim gegangen. Ihr blast heiße Luft in den Himmel und zahlt noch dafür. Da gab es noch einige Argumente – und da war ich nicht taub, sondern habe hingehört. Jetzt weiß ich das nicht nur, sondern ich weiß auch, dass ich etwas tun musste, um mit dem Rauchen aufhören zu können. Nochmals: Man muss es selbst wollen. Man kann sich aus vielen Aspekten, die bei diesem Seminar vermittelt werden, etwas herausholen, das einem selbst hilft. Bei diesem Seminar waren auch Personen dabei, denen die Teilnahme von ihren Unternehmen ermöglicht worden ist. Es wäre begrüßenswert, wenn noch mehr Firmen das unterstützen würden, das müsste doch auch in deren Interesse liegen.
Wie geht es Ihnen jetzt?
Gut. Ich kämpfe zwar schon mit Gewichtszunahme, aber das ist noch im Rahmen.
Und wenn Sie in Gesellschaft von Rauchern sind, wie geht es Ihnen dabei?
Kein Problem. Ich kann mich mit Rauchern an einen Tisch setzen, das kratzt mich jetzt nicht mehr.
Innviertler Rauchfrei-Tag
Der Verein Gesundes Ried hat sich zum Ziel gesetzt, mit verschiedenen Veranstaltungen (unter anderem dem Rauchfrei-Tag) das Gesundheitsbewusstsein der Menschen in der Region zu stärken. Der 7. Innviertler Rauchfrei-Tag geht am Samstag, 18. Jänner, von 13 bis 18 Uhr unter der Leitung von Thilo Baum im Seminarzentrum des Krankenhauses der Barmherzigen Schwestern in Ried über die Bühne.
Anmeldung bzw. detaillierte Informationen über Seminar und Verein finden Sie auf der Website: www.gesundesried.at