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Die Poldi: ein Arbeitsleben in der Tabakfabrik

Von Von Nora Bruckmüller, 10. November 2010, 00:04 Uhr
Leopoldine Feichtinger arbeitete 35 Jahre lang in der Tabakfabrik.
Leopoldine Feichtinger arbeitete 35 Jahre lang in der Tabakfabrik. Bild: nb

LINZ. 35 Jahre hat Leopoldine Feichtinger in der Tabakfabrik gearbeitet. Heuer ist sie 90 Jahre geworden. Als Arbeiterin blickt die Linzerin auf ein abwechslungsreiches Berufsleben zurück, als Zeitzeugin auf die Geschichte des 20. Jahrhunderts.

„Tausende Zigaretten waren es, die ich zu schlichten hatte“, sagt Leopoldine Feichtinger. „Meine Hände sind klein, deshalb habe ich immer wenige erwischt.“ Im Oktober 1940 begann Feichtinger als Arbeiterin an den Maschinen in der Linzer Tabakfabrik. 35 Jahre ist sie geblieben, zehn als Betriebsrätin.

Dass Feichtinger einmal in einer Fabrik arbeiten sollte, schien vom Schicksal her nicht vorbestimmt. „Das Arbeitsamt hat einem damals das Berufsfeld zugeteilt, ich war seit jeher als Haushaltsgehilfin eingetragen.“

Als sie das nicht mehr wollte, heuerte sie aber selbst bei den damaligen Ringbrot-Werken an. Ihr Abteilungsleiter erzählte dann dem Arbeitsamt, dass ihre Arbeitsbewilligung (die nie existierte) verloren gegangen sei. Im Laufe der Zeit wurde Feichtingers Zuteilung dann geändert. Damit verlief ihr Wechsel in die Tabakfabrik 1940 später ohne Probleme. Während des Krieges arbeitete Feichtinger, eine leidenschaftliche Nichtraucherin, dann täglich außer sonntags. „Wir wurden pro Woche mit etwa sechs Reichsmark bezahlt.“ Das System der Nationalsozialisten durchdrang dann auch die Arbeitswelt: „Es war furchtbar, ein ewiger Zwang.“

Gegen Kriegsende wird der Tabak immer weniger, 1945 wird die Tabakfabrik, übernommen von den Amerikanern, stillgelegt. Feichtinger war ohne Einkommen. „Ledige Mädchen haben damals nichts bekommen“, sagt Feichtinger. Erst 1946 kehrt sie in die wiedereröffnete Fabrik zurück.

Ab 1966 wird sich Feichtinger selbst als Betriebsrätin für die Frauen einsetzen: „Damals gab es eine Frau und sieben Männer im Betriebsrat. Da musste ich mich durchsetzen.“ Sie selbst machte den früheren Finanzminister Hannes Androsch darauf aufmerksam, dass Männer im Betrieb mehr Zigaretten als Frauen bekamen. „Es ging mir um die Stückzahl und die Gleichberechtigung.“ Von den Sozialleistungen schwärmt sie noch heute. Durch die Heirat mit einem Arbeitskollegen bekam sie eine Werkswohnung. Der Werkskindergarten war auch für ihre beiden Kinder „eine großartige Einrichtung“. Was kann sie sich nun für die Zukunft des Baus vorstellen? „Schön wäre eine Universität. Aber das dauert noch Jahre.“

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