Imposant: Linz hat jetzt das weltgrößte Mural
LINZ. Am Wochenende hat Nychos sein 1060 Quadratmeter großes Graffiti-Meisterwerk nach 65 Tagen an der Wand vollendet.
Kurz nach 17 Uhr war es am Samstag so weit. Mit seiner Signatur setzte Nychos den finalen Punkt unter eine Arbeit, die auch für ihn selbst neue Maßstäbe gesetzt hat.
"The Liberation of Soul" ist 80 Meter lang, 1060 Quadratmeter groß, macht die persönliche innere Reise des zu den Weltstars der Graffiti- und Muralszene zählenden Steirers in den vergangenen acht Jahren sichtbar und ist nebenbei noch das weltgrößte Mural.
Nach 65 Tagen bei teilweise widrigsten Wetterbedingungen in der Wand war es nicht verwunderlich, dass beim finalen Akt Nychos grinste. "Ich werde wohl noch eine Zeit brauchen, um zu realisieren, was mir hier gelungen ist", sagte der 42-Jährige im OÖN-Gespräch.
Die Geschichte, die er sich im Kopf erdacht hatte, findet er auf der riesigen Wand des Hafenpark-Gebäudes mit der Aussichtsterrasse auf jeden Fall wieder. Spannend sei die Umsetzung gewesen. "Ich habe mir bis zur Hälfte des Bildes oft schwergetan, erst dann ist es richtig locker gegangen", erklärte Nychos. "Wahrscheinlich war ich dann warm." Wieder ein Grinsen.
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Neuland betreten
Dabei habe er auch in vielen Momenten Neuland betreten. Auch was die Farbenauswahl betraf, sah er erst beim Sprayen an der Wand, ob das Ergebnis der Vorstellung entsprach. Es entsprach – und so war Nychos zufrieden, auch ein wenig stolz. Kann man nach so einem Mammutprogramm noch neue Ziele definieren? "Da kommt noch Größeres", antwortet der Steirer, ohne konkreter zu werden. "Ich habe noch 20, 30, 40 Jahre."
Für Mural-Harbor-Chef Leonhard Gruber ist mit dem nächsten großen Nychos-Wandbild nach der grünen Schlange die Hafengalerie in Linz noch einmal aufgewertet worden. In der internationalen Graffiti-Szene steht Linz durch Nychos jetzt noch größer im Fokus. "Die Reaktion seiner Kollegen aus der ganzen Welt bestärkt mich", sagt Gruber. "Er trägt es hinaus in die Welt und bringt hochkarätige Leute mit her." Die Hawaiianerin Lauren YS oder die Australier Sydney Duarte und Treazy Treaz haben in Linz "richtig klasse Wände" gestaltet und auch sie tragen das, was in Linz passiert, hinaus. "Die Größen der Szene sehen das als Lehrstück für künftige Generationen und sagen, wenn du wirklich Sprüher werden willst, dann schau dir in Linz an, was möglich ist."
Für Nychos, der ein richtiges Mural machen wollte, das es so in einer Soloarbeit weltweit nicht gibt, war für Gruber die Doppelrolle Auftraggeber und Assistent eine, die er genossen hat. "Ich tue auch gerne etwas, wo man sieht, dass etwas weitergeht. Es war lässig, da dabei zu sein, weil für mich wird es eine einmalige Erfahrung in meinem Leben bleiben." Gruber fällt auch kein Künstler ein, der so etwas wie Nychos kann. Der Künstler selbst werde wohl wieder einmal eine große Wand machen, "vielleicht in zehn oder 20 Jahren".
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"Purer Stolz" – dieses Gefühl hat auch Hafendirektor Harald Kronsteiner. "Das Werk mit einer einheitlichen Bildsprache schaut toll aus und wirkt durch die Größe noch anders." Stolz ist Kronsteiner auf den Mural Harbor generell und streut damit Leonhard Gruber Rosen. "Früher habe ich gesagt, dass uns die Galerie als Unternehmen nicht so viel hilft. Mittlerweile muss ich das revidieren, weil wir dadurch andere Mietkunden gewonnen haben. Apple ist nur deshalb da, weil ihnen das Konzept mit dem Hafenpark und den Graffiti gefallen hat." So könne man auch höhere Mietpreise verlangen, ganz abgesehen vom besseren Image für die Linz AG und die Stadt Linz.
Dosen werden gezählt
Die Mammutaufgabe, die Gruber und Nychos auch als einen Marathon beschreiben, von dem sie vorher schon gewusst hätten, dass sie dabei viel erleben werden, forderte auch einen hohen Materialeinsatz. Wie viele Dosen hat der Künstler nun für sein Mural verbraucht? Die genaue Antwort wird es erst geben, weil "wir alle Kapperl der Spraydosen aufgehoben haben, um am Ende sagen zu können, wie viele er wirklich gebraucht hat". Der Mural-Harbor-Chef geht aber davon aus, dass es unter 1000 Dosen waren.
Dabei waren im Vorfeld fast 3000 Dosen bestellt worden. Da man nie wissen könne, wie die Wand deckt, wurde mehr bestellt, um nicht in die Not zu kommen, dass eine benötigte Farbe plötzlich fehlt. "Manche Farben sind bis auf die letzte Dose aus, von anderen haben wir Riesenmengen", sagt Gruber mit einem Lachen.
"Jetzt beginnt erst die Arbeit"
Das gesamte Projekt wird exakt dokumentiert und wissenschaftlich aufbereitet. "Jetzt fängt die Arbeit erst richtig an", spricht Gruber die Dokumentation dieser außergewöhnlichen Arbeit an. Es gehe aber auch um die Kunstvermittlung, denn erst wenn man mit Nychos geredet hat, versteht man das Werk. Dies müsse nun den mittlerweile zehn Guides vermittelt werden, damit sie bei den Führungen durch den Mural Harbor nichts Falsches erzählen. Auf alle Fälle wird es auch ein Buch und eine "schöne Videodokumentation" der 65 Tage in der Wand geben.
Führungen durch den Mural Harbor gibt es täglich von Mittwoch bis Sonntag, Informationen und Tour-Tickets unter www.muralharbor.at
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Ich arbeit dort in der Nähe und es schaut sehr geil aus.
In Aktion hab i ihn nie gesehn, aber sprayen in der prallen Sonne ist eh ka gute Idee.
Tolles Gemälde.
Sind die Skizzen irgendwo dokumentiert?
„so könne man auch höhere Mieten verlangen“ – na super.
Wem es gefällt... Immer noch besser als der Pudertanz
Xyzett!
Wäre interessant, die Lösungsmittelbilanz dieser Sprayerei zu kennen.
Wird sicher wissenschaftlich aufbereitet🤭
"Die Größen der Szene sehen das als Lehrstück für künftige Generationen und sagen, wenn du wirklich Sprüher werden willst, dann schau dir in Linz an, was möglich ist."
Na, hoffentlich stolpern die dann nicht über die unzähligen ASK-Schmierereien im ganzen Stadtgebiet und verlernen dabei das Künsterlische...
gefällt mir 👍
da kann sich so mancher hochdotierte Künstler verstecken
Faszinierend die ganze Gestaltung.
Einfach super, was dieser Mann kann!
Ideenreich und perfekt umgesetzt - wunderschön!
Spraydosen, wegen dem Klima wärs?
Gilt offenbar nur fürs nicht geförderte Fußvolk.
immer was zu meckern?
Sonst wird uns ja auch jedes Gramm CO2 vorgerechnet und soll mit Strafsteuern belegt werden. Spraydosen enthalten als Treibmittel Kohlenwasserstoffe, also Nebenprodukte der Erdölverarbeitung und verursachen letztlich auch CO2.
Wird schon FCKW-frei gewesen sein. So wie Haarsprays und dgl. auch.
Ja, ganz bestimmt.
Und wasserlösliche Lacke ohne Lösemittel.
Und hunderte Dosen sind auch sicher Pfandsystem.
Wird schon so sein, aber besser nicht genauer hinschauen. 😂
Warum verstecken Sie sich zynisch hinter Klimaargumenten, die Sie als Blauer doch eh nüsse interessieren?
Wenn Sie keine Zeit Ahnung haben, lassen Sie es einfach
Klären Sie uns auf!