Manche werden gerettet, doch für viele bedeutet die Mahdzeit den sicheren Tod
STEINBACH AM ZIEHBERG. Viele kranke und verletzte Rehkitze: Tierparadies Schabenreith durchgehend im Einsatz.
Alle paar Stunden treffen im Tierparadies Schabenreith in Steinbach am Ziehberg (ein Ort im Bezirk Kirchdorf an der Krems, in dem die Salzkammergut-Nachrichten zugestellt werden) Rehkitze ein, denn das Tierheim ist auch eine Auffang- und Pflegestation für Wildtiere. Die Jungtiere sind blind, erst wenige Tage alt, krank oder wurden durch landwirtschaftliche Mähmaschinen verletzt.
"Die Frühlingszeit ist für das Team des Tierparadies Schabenreith eine sehr stressige Zeit, denn sie bringt verletzte Wildtierkinder zu Hauf mit sich", sagt Pressesprecherin Luise Schintlmeister. "Den Anfang machte ein wenige Tage altes Rehkitz mit Darmentzündung, das medizinisch intensiv betreut werden musste. Kurz darauf folgte ein blindes Rehkitz, dem beide Augäpfel fehlten, wobei die Verletzungen bereits einige Wochen alt waren." Vergangenen Sonntag traf ein Bockkitz mit inneren Blutungen und starken Schmerzen ein, das den Namen Luigi erhielt. "Das Sorgenkind nahm zunächst das Fläschchen nicht an, dabei ist die Aufnahme einer ausreichenden Menge Milch gerade bei jungen Tieren lebenswichtig", so Schintlmeister.
Keinesfalls Kuhmilch geben
Das Tierparadies weist dringend darauf hin, dass auf gar keinen Fall Kuhmilch gegeben werden darf, da dies zu Durchfall und Bauchkrämpfen bis zum Tod führen kann.
Tierparadies-Betreiber Harald Hofner, der den auf 800 Metern Seehöhe gelegenen Bauernhof Schabenreith 1993 mit seiner Frau Doris erwarb, erklärt, was beim Fund eines verletzten oder kranken Wildtieres zu tun ist: "Bei der Versorgung verletzter Tiere sind oft Minuten entscheidend. Bitte kontaktieren Sie sofort die örtliche Tierrettung oder bringen Sie das Tier zum Tierarzt." Ein herzzerreißend anmutender Notfall trat am Dienstag ein. Patient war ein Rehkitz mit nur drei Beinen. Eine Mähmaschine hatte den rechten Hinterlauf abgetrennt und auch die Wirbelsäule verletzt. "Junge Kitze haben bis zur vierten Lebenswoche noch keinen Fluchtinstinkt, viele sterben jedes Jahr einen vermeidbaren Tod", sagt Hofner.
Das Tierparadies appelliert an alle Landwirte, vor dem Mähen die Felder nach Rehkitzen abzusuchen oder diese mittels Drohnen mit Wärmebild- bzw. Infrarotkameras aufzuspüren. Jäger und auch das Tierparadies Schabenreith seien gerne zur Hilfe bereit, so Hofner. Die Aufzucht von Rehkitzen erfordere Fachwissen und Durchhaltevermögen, denn alle zwei Stunden müsse das junge Wildtier gefüttert werden. Schlafen sei für das Ehepaar Hofner-Foltin angesichts der vielen Notfälle derzeit für längere Zeit ein Fremdwort geworden. (gs)