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Salzkammergut-Pride: Kritik an "herabwürdigenden" Worten der FPÖ

Von Gabriel Egger, 17. Juni 2024, 13:23 Uhr
1. Pride-Parade in Bad Ischl
Knapp 2000 Menschen kamen zur erste "Pride" im Salzkammergut. Bild: Wolfgang Spitzbart

BAD ISCHL. Rund 2000 Menschen versammelten sich am Samstag zur ersten "Pride" im Salzkammergut- zum Leidwesen der FPÖ in Bad Ischl. Für die Freiheitlichen in der Kaiserstadt eine "Zerstörung aller bürgerlichen Elemente."

Knapp drei A4-Seiten ist die Presse-Aussendung der FPÖ Ortsgruppe Bad Ischl lang. Verfasst wurde sie von Gemeinderat Harald Kotschy, der von "Bürgerbelästigung", "gesellschaftlicher Totaltransformation" und der Zerstörung "des Instituts der Ehe und Familie" schreibt. Aber worum geht es überhaupt?

Wie berichtet, waren am Samstag rund 2000 Teilnehmer zu ersten Pride im Salzkammergut in Bad Ischl zusammengekommen. Ein bunter, lauter, aber friedlicher Umzug durch die Kaiserstadt, der ein Zeichen für Toleranz und Vielfalt setzen sollte. Es ging um das Verständnis für queere Personen. Also für jene Menschen, die nicht heterosexuell, sondern schwul, lesbisch, bi-, trans- oder intersexuell sind. Für die Veranstalter war diese "Pride" gerade im ländlichen Raum wichtig, weil es dort noch viel zu oft "abfällige Bemerkungen und offene Ablehnung gegenüber geschlechtlicher und sexueller Vielfalt" gebe.

Die FPÖ Bad Ischl spricht zwar von einer Veranstaltung, die "gemäßigt salzkammergütlerisch" ablief, glücklich damit  waren die Freiheitlichen aber überhaupt nicht.  Ganz im Gegenteil: Die "LGBTIQ+" -Bewegung sei eine "Sammelbewegung aller Kräfte, die die bestehende Kulturordnung beseitigen wollen und zu diesem Zweck den Lebensstil der kulturellen Homosexualität zum Einsatz bringen". Ziel sei die "gesellschaftliche Totaltransformation durch Zerstörung aller bürgerlicher Elemente in der Gesellschaft, insbesondere des Instituts der Ehe und Familie." 

"Kaum wahrnehmbare Minderheit"

Die Freiheitlichen werden aber noch deutlicher:  Die Bewegung, eine "kleine, statistisch kaum wahrnehmbare Minderheit" zelebriere ihre "geschlechtliche Identität"  und sexuelle Orientierung gegenüber der eingeschüchterten, schweigenden Mehrheit. Mutter Natur werde quasi abgeschafft.

Die "Zirkus-Inszenierung" sei gar nicht notwendig, denn "Lesben und Schwule" seien in Österreich ohnehin in jeder Hinsicht und seit langem- nämlich seit der Streichung der Bestimmungen über die "Unzucht wider die Natur" aus dem Strafgesetz im Jahr 1971- vollständig gleichgestellt. 

Es gehe also lediglich um die "kulturelle Homosexualisierung" der gesamten Gesellschaft. Zur Erreichung dieser Ziele schrecke die Bewegung nicht davor zurück, die "schwächsten Mitglieder unserer Gesellschaft, Kinder und Jugendliche, für ihre Zwecke zu missbrauchen".  

Die Freiheitlichen sprechen von "Transvestiten-Lesungen", von "Kindern, die mit Männern in SM-Lederoptik und Hundemasken" konfrontiert werden. 

Und die Kulturhauptstadt? "Kulturmarxistisch". Mit dem Ziel, "das bürgerliche, der Tradition verhaftete Kulturverständnis des ländlichen Raumes aufzuweichen und durch den linken Zeitgeist propagierende großstädtische Kulturiniativen zu verdrängen." 

"Herabwürdigend und intolerant"

Montagmittag kritisierte Felix Eypeltauer, Landessprecher der NEOS Oberösterreich, die Worte Kotschys scharf. Sie seien nicht nur herabwürdigend, intolerant und unangemessen, sondern auch kontraproduktiv für eine offene und inklusive Gesellschaft.

"Die Aussagen der FPÖ Bad Ischl sind ein Angriff auf die Werte unserer offenen Gesellschaft. Wir lassen es nicht zu, dass Intoleranz und Hetze unsere Demokratie untergraben", sagt Eypeltauer. Die überwiegende Mehrheit der Gesellschaft sei entspannter und toleranter als die Freiheitlichen. "Bad Ischl hat das gerade eindrucksvoll bewiesen." 

"Erschreckende Wortwahl, aber keine Überraschung"

Auch Bad Ischls Bürgermeisterin Ines Schiller (SP) sprach von einer "erschreckenden Wortwahl", sei aber davon wenig überrascht. "Ich habe leider damit gerechnet. Aber ich werde mich nicht einschüchtern lassen und werde alles dafür tun, dass wir in Bad Ischl noch einmal eine Pride veranstalten können", sagt sie.

Zahlreiche Menschen hätten sich nach der Veranstaltung bei ihr gemeldet. "Natürlich bekommst du auch Kritik. Aber viele haben sich bedankt, dass wir uns hier über eine Pride drübertrauen.  Weil sie glauben, dass das Salzkammergut noch nicht so weit ist und sie sich deshalb fürchten, offen über ihr Orientierung und Identität  zu sprechen", sagt sie.  Es sei eine "großartige Veranstaltung" gewesen, mit guter Stimmung und viel Harmonie. 

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Autor
Gabriel Egger
Redakteur Oberösterreich
Gabriel Egger
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