700 Jahre Schiferstift Eferding: Sozialhilfe für das Seelenheil
EFERDING. Zum Jubiläumsjahr ist ein Kalender erschienen.
Optisch ist der barocke Bau samt der Spitalskirche beeindruckend, wenn man von der Linzer Seite ins Zentrum fährt. In der öffentlichen Beachtung bleibt er freilich blass. Da stehen das Schloss, die große Stadtpfarrkirche und der Stadtplatz im Vordergrund. Dabei ist das einstige "Schifer’sche Erbstift" älter als die Hauptkirche in ihrer heutigen Form, es wurde schon ein Jahrhundert nach der Stadterhebung von Eferding gegründet. Und es war eine sehr frühe Form der Armen-, Alten- und Krankenversorgung, also Sozialpolitik, lange bevor sich die öffentliche Hand darum kümmerte. 2025 jährt sich die Gründung zum 700. Mal.
Die Motive für solch große Stiftungen wohlhabender Menschen waren religiöser Natur. Denn in der damals von der Religion geprägten Welt spielte die Theorie vom Fegefeuer eine große Rolle, durch dessen Qualen der sündige Mensch nach dem Tod gehen müsse. Gute Taten, je größer, desto wirksamer, können die Zeit verkürzen, so die von Rom nicht zuletzt zum Eigennutz geförderte Lehre.
Rudolf I. Schifer, ein Dienstadeliger der Schaunberger (Vorgänger der Starhemberger), stiftete daher und wohl auch um in Erinnerung zu bleiben, am heutigen Platz die Anstalt für Hilfsbedürftige 1325, vier Jahre vor seinem Tod. Zwölf Menschen konnten anfangs dort für damalige Verhältnisse ausgezeichnet und ohne Bezahlung versorgt werden, vier weitere Betten standen für reisende Kleriker oder Studenten zur Verfügung. Das Haus galt als reiche Stiftung, weil es neben den Erträgen der Schifergüter noch über andere Stiftermittel verfügte.
Das Stift überstand auch die evangelische Zeit, obwohl die Lutheraner solche Wohltaten als Teil des Ablasshandels ebenso ablehnten wie die Lehre vom Fegefeuer. Die unter Joseph II. geschlossene Spitalskirche, nach dem Brand von 1762 im Barockstil neu gebaut, wurde an Private verkauft, kam dann wieder an die Stadt, ehe sie in den Besitz der Pfarre gelangte und wieder zum Gotteshaus wurde. Das Stift selbst wurde Spital genannt, wohl nach der ursprünglichen Bedeutung des Wortes Hospital als Gästehaus. Später war es zeitweise tatsächlich eine Art Kleinspital mit Krankentrakt und Infektionsabteilung. In Kriegszeiten diente das Haus als Lazarett, danach für Sozialwohnungen. Seit 2004 ist es für Betreutes Wohnen reserviert und daher privat. Die Spitalskirche ist 2025 wegen der dringenden Dachsanierung geschlossen.
Historischer Kalender
Zum Jubiläumsjahr ist in Eferdinger Geschäften ein Kalender mit aktuellen und historischen Fotos zu erwerben, für den die beiden Stadtarchivare Peter M. Vogl und Roland Forster die Informationen und Hans Aumayr von der Topothek Eferding Bildmaterial geliefert haben. Vogl hat seine Doktorarbeit als Historiker zu den Eferdinger Stiftungen geschrieben. Von Architekt Forster stammt eine Baugeschichte der Eferdinger Bürgerhäuser.