Ausstellung in Wels will Besucher zu Zivilcourage bei Gewalt ermutigen
WELS. Das Projekt "StoP – Stadtteile gegen Partnergewalt" informiert ab 19. November im Herminenhof über die Hintergründe von Gewalt und mögliche Hilfsmaßnahmen.
Von 25. November bis 10. Dezember nehmen Frauenschutz-Organisationen auf der ganzen Welt an den "16 Tagen gegen Gewalt an Frauen" teil. Das Projekt "StoP – Stadtteile ohne Partnergewalt", eine Ausstellung zum Thema, die vom Trägerverein Autonome Österreichische Frauenhäuser und StoP Wien konzipiert wurde, kommt nach Wels: Im Herminenhof können sich Besucher in "Zivilcourage bei Partnergewalt und häuslicher Gewalt" zu den Mustern in Gewaltbeziehungen und zum Umgang damit informieren.
Denn immer noch würden sich viele Mythen und Vorurteile um Gewalt halten, sagt StoP-Projektleiterin Simone Heinz-Jahraus: "Viele sagen zum Beispiel: Wenn mich mein Partner einmal schlägt, bin ich weg. Dass das für die Betroffenen der Partner, die Lieblingsperson ist, vergessen viele – abgesehen von gemeinsamen Kindern oder finanziellen Abhängigkeiten." Mit diesen Vorurteilen räumt die Ausstellung auf: Zehn Rollups informieren über die Dynamiken in Gewaltbeziehungen, untermauern die Problematik statistisch und geben Tipps, was Opfer von Gewalt oder Zeugen machen können – entsprechend dem Konzept von StoP, das auf Gewaltprävention setzt.
Praktische Vorschläge
Die Handlungsvorschläge sind teils niederschwellig. "Es ist klar: Wenige haben Lust, mit dem Nachbarn auf Konfrontationskurs zu gehen, wenn sie Geschrei oder Ähnliches aus der Nachbarwohnung hören. Der Selbstschutz ist da ganz wesentlich", sagt Heinz-Jahraus. Oft helfe es aber zum Beispiel schon, während eines Streits an der Wohnungstür der Nachbarn zu läuten und wegzugehen, bevor überhaupt jemand öffnet. "So eine paradoxe Intervention unterbricht die Gewaltsituation und signalisiert sowohl Täter als auch Opfer, dass jemand die Vorgänge bemerkt", sagt die Sozialarbeiterin.
Die Ausstellung geht auch darauf ein, wohin Gewalt an Frauen im schlimmsten Fall führen kann: Das StoP-Team hat gemeinsam mit Freiwilligen 24 T-Shirts gestaltet – jedes steht für eine Frau, die im heurigen Jahr in Österreich getötet wurde.
Etabliertes Projekt
Gestaltet wurden die T-Shirts von Teilnehmern der Frauenstammtische, die StoP zweiwöchentlich veranstaltet – Nachbarinnen und Nachbarn heißen sie im Projekt. "Wir überlegen uns gemeinsam, welche Maßnahmen wir für Gewaltschutz anpacken können", sagt Heinz-Jahraus.
Bei dem "Stammtisch" gehe es auch durchaus lustig zu: "Wir gehen konstruktiv ans Thema Gewaltprävention heran: Wir können etwas gegen Gewalt tun, soll die Botschaft sein", erklärt die Sozialarbeiterin.
Das Angebot werde gut angenommen – ebenso wie die Vorträge und Workshops, die StoP Wels regelmäßig veranstaltet. Auch in Schulen sind Heinz-Jahraus und ihre beiden Kolleginnen immer wieder zu Gast. "Wir haben mittlerweile eine gewisse Bekanntheit erlangt. Es kommen Menschen zu uns, die bei Bekannten oder Nachbarn Gewalt erleben, oder oft auch Opfer selbst", sagt die Projektleiterin.
Die Ausstellung "Zivilcourage bei Partnergewalt und häuslicher Gewalt" ist von 19. November bis 10. Dezember zu den Öffnungszeiten des Herminenhofs zu sehen. Für Gruppen bietet das StoP-Team auch Führungen an. Kontakt: wels@stop-partnergewalt.at