Neues Frauenhaus in Ried als sicherer Zufluchtsort für Frauen und Kinder
RIED. Die neue Einrichtung bietet Schutz für sechs Frauen und zwölf Kinder
Am 1. Juni 1999 wurde das erste Innviertler Frauenhaus in Ried eröffnet. Seither fanden dort über 650 Frauen und 500 Kinder Schutz. Zudem wurden mehr als 5000 ambulante Behandlungen durchgeführt. Die steigende Schutzbedürftigkeit von Frauen und Kindern, die unzureichenden Raumverhältnisse sowie die fehlende Barrierefreiheit machten einen Neubau dringend erforderlich. Nach einer zweijährigen Bauphase wurde nun das neue Frauenhaus in Ried offiziell vorgestellt.
18 Wohneinheiten
Die neue Einrichtung wurde aus Sicherheitsgründen an einem nicht öffentlich bekannten Ort gebaut, bietet insgesamt 18 Wohnplätze und ist ein sicherer Zufluchtsort für sechs Frauen und zwölf Kinder, die vor häuslicher Gewalt fliehen müssen. Die Kosten belaufen sich auf 2,1 Millionen Euro, welche aus Mitteln der Abteilung Soziales sowie der Abteilung Wohnbauförderung finanziert wurden.
"Gewalt an Frauen und Kindern ist eine der hässlichsten Seiten unserer Gesellschaft. Mit der Eröffnung des neuen Frauenhauses in Ried setzen wir einen weiteren wichtigen Schritt, um das Schutznetz für Frauen und Kinder in unserem Bundesland zu stärken", sagt Christine Haberlander, VP- Frauenreferentin und Landeshauptmann-Stellvertreterin.
Rieds Bürgermeister Bernhard Zwielehner (ÖVP) ist froh, dass das neue Frauenhaus nun fertiggestellt ist, lieber wäre es ihm aber, wenn es solch eine Einrichtung in seiner Stadt nicht bräuchte. "Als Mann kann ich sagen, dass ich Gewalt an Frauen und Kinder zutiefst ablehne. Es ist schade, dass Frauenhäuser gebraucht werden", sagt Zwielehner.
Alle Gesellschaftsschichten
Die Gewalt gegen Frauen zieht sich laut Michaela Schrotter, Geschäftsführerin der Frauenhauses Ried, durch alle Bevölkerungsschichten und betrifft Frauen jeden Alters. "Die älteste Frau, die bei uns um Schutz angesucht hat, war 80 Jahre alt. Man kann sich vorstellen, wie viel Kraft sie benötigt hat, um zu uns zu kommen", sagt Schrotter. Oft seien Kinder die Hemmschwelle, wegen der Frauen lieber Gewalt ertragen würden, als um Hilfe zu bitten. "Sie wollen ihren Kindern nicht den Vater wegnehmen. Dafür nehmen sie in Kauf, leiden zu müssen", sagt Susanne Billinger, Obfrau des Frauenhauses Ried.
Etwa ein Viertel der Frauen, die in ein Frauenhaus einzögen, würden wieder zu ihrem Partner zurückkehren, berichtet Schrotter. Ihr sei es wichtig zu betonen, dass das Frauenhaus kein Gefängnis sei. "Wir sperren hier niemanden ein. Die Frauen gehen, sofern das möglich ist, ihrem geregelten Tagesablauf nach. Sie entscheiden selbst, wie lange sie hierbleiben. Die Kinder gehen auch in die Schule oder in den Kindergarten", sagt Schotter. Laut ihr sei es geplant, das Haus heuer noch zu beziehen.
Neben dem Frauenhaus in Ried gibt es im Innviertel noch ein weiteres in Braunau. Dieses wurde 2023 eröffnet.