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Deutschförderklassen - Schüler fühlen sich von Lehrern und Mitschülern ausgegrenzt

Von nachrichten.at/apa, 10. Oktober 2024, 07:25 Uhr
Für 30.000 Schüler sollen ab Herbst "Deutschförderklassen" beginnen
(Symbolbild) Bild: APA/GEORG HOCHMUTH

WIEN. Verstehen Kinder und Jugendliche nicht gut genug Deutsch, um dem Unterricht ohne Unterstützungsmaßnahmen folgen zu können, müssen sie seit 2018/19 einen Großteil des Schultags in separaten Deutschförderklassen verbringen.

Ein Team um Susanne Schwab von der Uni Wien untersucht derzeit, wie Mittelschülerinnen und -schüler mit dem Modell zurechtkommen. Erste Ergebnisse der Studie zeigen, dass sich die Jugendlichen dabei ausgegrenzt fühlen - von Mitschülern und Lehrpersonal.

Für die Erhebung wurden im Mai und Juni 78 Schüler der 5. bis 9. Schulstufe befragt. Ein Großteil davon war über Familienzusammenführung erst vor wenigen Monaten nach Österreich gekommen, einige hatten im Herkunftsland höchstens eingeschränkten Zugang zu formalen Bildungseinrichtungen und konnten deshalb nicht in ihrer Erstsprache lesen und schreiben. Insgesamt sind heuer pro Monat rund 300 Kinder und Jugendliche über Familienzusammenführung alleine an Wiener Schulen gekommen.

Die Folge: In den Deutschförderklassen, in denen die Jugendlichen bis zu vier Semester lang 15 bis 20 Stunden pro Woche separat in Deutsch unterrichtet werden, sitzen Jugendliche mit immer unterschiedlicheren Vorerfahrungen und Kompetenzen, was die Lehrkräfte laut Schwab vor neue Herausforderungen stellt. Besorgt zeigt sie sich über die von den Interviewten berichtete Ausgrenzung und Auswirkungen der separaten Deutschförderklassen auf die schulische Entwicklung der Jugendlichen.

In Regelklassen ausgegrenzt

Während Unterrichtsqualität und soziales Klima in der Deutschförderklasse überwiegend positiv bewertet werden, fühlen sich in ihrer Regelklasse laut Studie viele Jugendliche ausgegrenzt: Sie hätten dort wenig oder gar keinen Bezug zu den Lehrkräften, diese würden beim Unterrichten keine Rücksicht auf Schüler mit geringeren Deutschkenntnissen nehmen und gleichzeitig eine geringere Erwartungshaltung an deren Leistungen stellen als die Lehrer der Deutschförderklasse. Durch den separaten Unterricht in der Deutschförderklasse verpassen diese Jugendlichen auch wichtige Inhalte in anderen Fächern.

Zu den Mitschülern in der Regelklasse, mit denen die Interviewten nur in Fächern wie Werken, Musik oder Turnen gemeinsam unterrichten werden, gibt es wenig Berührungspunkte. "Niemand redet mit uns und wir reden auch nicht mit ihnen", lautet ein Zitat in der Studie. In den Schilderungen der Jugendlichen gibt es dabei "eine klare Trennung" in Gruppen nach Sprachkompetenzen und nationaler Herkunft.

Deutsche Sprachvorbilder fehlen

Gleichzeitig thematisierten die Befragten, dass in der separaten Förderklasse nicht so schnell Deutsch gelernt werden könne, weil dort deutschsprachige Sprachvorbilder fehlen. Sprachliche Gebote und Verbote übernehmen die Jugendlichen laut Studie tendenziell und begründen das oft damit, dass sie schneller lernen würden, wenn sie nur Deutsch sprechen dürfen. Motive fürs Deutschlernen seien dabei, "wie die anderen zu sein" oder der Familie zu helfen.

Insgesamt zeigen die Studienergebnisse für Schwab einmal mehr, dass das Schulpersonal zunehmend überfordert ist: Es fehle an flächendeckenden Aus- und Weiterbildungsprogrammen, die Lehrkräfte auf sprachlich heterogene Klassen vorbereiten, und entsprechenden Unterrichtsmaterialien. Mehrsprachigkeit müsse endlich als wertvolle Ressource anerkannt werden, fordert Schwab.

Kritik seit Einführung

An den separaten Deutschförderklassen gibt es schon seit deren Einführung Kritik aus Wissenschaft und Praxis, u.a. weil die betreffenden Schüler dadurch ausgeschlossen würden und Sprachförderung ohne deutschsprachige Vorbilder erschwert werde. In einer vom Bildungsministerium beauftragten Evaluierungsstudie unter 700 Lehrkräften und Schulleitungen hatte die Mehrheit dafür plädiert, dass die Schule selbst darüber entscheiden soll, auf welche Art die Deutschförderung stattfinden soll. Eigentlich müssten ab acht Schülern pro Standort solche separaten Förderklassen eingerichtet werden. Schwab hat allerdings in einer früheren Studie gezeigt, dass sich ein Teil der Schulen mangels nötiger Räume oder Lehrkräfte nicht an diese Vorgabe hält.

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7  Kommentare
7  Kommentare
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
u25 (5.351 Kommentare)
gerade eben

Übergangsregelungen

Bei den folgenden Generationen überflüssig

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soistes (2.505 Kommentare)
gerade eben

Mit einem Wort, die Zugereisten wollen noch mehr Privilegien.
Wie sollten sie auch Deutsch lernen, wenn z7uhause ausschließlich in ihrer Muttersprache gesprochen wird?
Der Fluch der "Familienzusammenführung" wird uns noch ganz lange nachhängen.

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NeujahrsUNgluecksschweinchen (29.115 Kommentare)
vor 31 Minuten

Integration ist eine wertvolle Ressource. Gelingt sie, haben wir wertvolle Arbeitskräfte im Land, die auch mit unseren Gepflogenheiten vertraut sind.

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hochhausermanfred (193 Kommentare)
vor einer Stunde

und kaum sind sie mit ihren mühsam erworbenen Kenntnissen aus der Schule raus, wird in ihrer angestammten Sprache weitergesprochen, als wäre nichts gewesen, mir tun diese Kinder und Jugendlichen leid, denn die werden nie in ihren neuen Heimat ankommen

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Philantrop (851 Kommentare)
vor einer Stunde

Übrigens:
Was wird nun heute als faschistisch bezeichnet? Es sind Haltungen, die nichts mit dem historischen Faschismus zu tun haben.
Überwiegend etikettiert man alle jene als Faschisten, die beispielsweise der überbordenden Flüchtlingsmigration kritisch gegenüberstehen und diese eindämmen wollen oder die autoritäre islamische Staaten kritisieren.

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amha (12.317 Kommentare)
vor 2 Stunden

Es ist grundfalsch, Analphabeten hier zur Schule zu schicken! ZUERST so lange Deutsch lernen bis dem Unterricht gefolgt werden kann, anschließend je nach Vorbildung entweder in die 1. Klasse Volksschule, oder in eine dem Wissensstand - und NICHT dem Alter - entsprechende Klasse. Das derzeitige System nivelliert den Lernfortschritt ALLER nach unten und hat den negativen Nebeneffekt, dass die Bremsklötze sich noch ausgegrenzt fühlen.

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Philantrop (851 Kommentare)
vor einer Stunde

Ja, und sie wurden NICHT VON UNS, sondern von deren Eltern "ausgegrenzt", indem diese zuhause darauf pfeifen, sich um die Landessprache zu kümmern.

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