2 Obdachlose in Wien getötet: Teenager (17) gestand
WIEN. In Wien gab es seit dem Sommer drei Messerangriffe auf Obdachlose, zwei Opfer starben. Gestern gestand ein 17-jähriger Drogenkonsument die Taten. Er kundschaftete seine Opfer vor der Tat gründlich aus.
Der Täter hat monatelang Wien in Aufregung versetzt. Zuletzt kam es in der Nacht auf den 9. August zu einer Messerattacke auf einen 55-Jährigen in Wien-Josefsstadt. Der Mann erlag seinen Verletzungen. Zuvor wurde am 12. Juli ein 56-jähriger Mann erstochen auf einer Parkbank am Handelskai in Wien-Brigittenau aufgefunden, mehr als eine Woche später eine 51-jährige Frau in der Leopoldstadt durch Stiche und Schnitte schwer verletzt. Die Frau überlebte.
Nach den Messerattacken wurden 10.000 Euro Belohnung ausgelobt. Jetzt dürfte der Fall gelöst sein. Gestern stellte sich ein 17-Jähriger im Beisein eines Anwaltes der Polizei. Er gab an der Täter zu sein. Er sei der gesuchte Obdachlosen-Killer und könne es mit seinem Gewissen nicht mehr vereinbaren. Der Mann wurde einvernommen. Im Verhör sprach er „von Stimmen, die mir das Töten befohlen haben“. Die Polizei hat die Stichwaffe des Burschen sichergestellt. Sie war in einer Couch in einem Wohnhaus im Waldviertel versteckt, im Haus des Vaters.
Das Motiv
Als Motiv wurde zum einen seine zerrütteten Familienverhältnisse gesehen und zum anderen hatte sich seine private Situation ab Februar weiter verschlechtert. Er brach da die Schule ab und seine Drogensucht - er konsumiert seit seinem 16. Lebensjahr Partydrogen, aber auch Heroin und Kokain - verschlimmerte sich. "Er hat ein Ventil für seine Aggression gesucht, nach Aufmerksamkeit gesucht und eine gewisse Wut, Unruhe und Traurigkeit in sich verspürt, um diese Taten zu begehen", sagte Gerhard Winkler, der Leiter des Ermittlungsdienstes des Landeskriminalamts Wien, bei der Pressekonferenz. Für den Teenager gilt die Unschuldsvermutung.
Als Drogenkrimineller aufgefallen
In der Nacht auf Dienstag wurde der mutmaßliche Täter ausführlich von Polizeibeamten befragt. Dabei stellte sich heraus, dass der Teenager im vergangenen September erstmals polizeilich aufgefallen ist. Und zwar wegen Drogendelikten, wie die Wiener Polizei am Dienstag in der Pressekonferenz mitteilte. Auch habe er im September seine Mutter verletzt, auch das ist polizeilich festgehalten worden. Hinweise, dass der Teenager für die Obdachlosenmorde verantwortlich ist, gab es zu diesem Zeitpunkt noch nicht.
Der Verdächtige gab an, seine Opfer tagelang ausgekundschaftet zu haben. Dass diese Menschen obdachlos waren, dürfte für den mutmaßlichen Täter keine Rolle gespielt haben, sagte Winkler. Er habe gezielt Vorbereitungshandlungen getroffen: Das Messer versteckte er am Knöchel und streifte vermummt durch die Nacht. Auch passte er auf, dass die Tatorte nicht videoüberwacht waren. Als Tatwaffe wurde ein 23,5 Zentimeter langes Stiletto von der Polizei sichergestellt.
"Habe mich geborgen gefühlt"
Warum er sich gestern bei der Polizei freiwillig gemeldet hat? Der Bursch gab bei der Einvernahme an, vor Kurzem ein Mädchen kennengelernt und sich dadurch geborgen gefühlt zu haben. Außerdem sei der Fahndungsdruck zu groß geworden. Das Video, dass die Polizei aus Fahndungsgründen veröffentlich hatte, zeigt tatsächlichen den Tatverdächtigen.