Prozess um Home Invasion: Angeklagte bekannten sich nicht schuldig
ST. PÖLTEN. Am Landesgericht St. Pölten ist am Montag ein Prozess um eine Home Invasion in Untertullnerbach in der Gemeinde Tullnerbach (Bezirk St. Pölten) angelaufen.
Den beiden Beschuldigten im Alter von 35 und 40 Jahren werden versuchter Mord und Raub angelastet. Das Duo soll bei dem Überfall im Februar eine 76-Jährige überwältigt, schwer malträtiert und gefesselt haben. Zu Verhandlungsbeginn bekannten sich die bulgarischen Staatsbürger nicht schuldig.
Bei der Home Invasion am 23. Februar sollen die Angeklagten gegen 21.30 Uhr eine Terrassentür im Obergeschoß eines Wohnhauses geknackt haben. Der Tatort war von den Männern "im Vorfeld ausgespäht" worden, hielt der Staatsanwalt in seinem Eröffnungsvortrag fest. Im Inneren des Objekts sollen die Beschuldigten die allein lebende 76-Jährige überwältigt und über deren Kopf Tücher und Vorhänge gewickelt haben. Die Frau, die ohnedies nur mehr erschwert Luft bekam, wurde dann auch noch mit einem Telefonkabel an Händen und Füßen gefesselt.
"Ohne Rücksicht auf menschliche Verluste"
Die Täter blieben etwa eine Stunde an Ort und Stelle. Sie durchsuchten sämtliche Räumlichkeiten nach Bargeld und Wertgegenständen und knackten einen als Safe verwendeten Waffenschrank, den sie aus der Boden- und Wandverankerung gerissen hatten. Die Beute aus Bargeld, Goldmünzen und Schmuckstücken hatte einen Wert von ungefähr 45.000 Euro, rechnete der Staatsanwalt vor. Er sprach von einem Vorgehen "ohne Rücksicht auf menschliche Verluste".
Opfer erst nach 20 Stunden zufällig gefunden
Das hilflos zurückgelassene Opfer wurde erst nach rund 20 Stunden zufällig von Bekannten aufgefunden. "Sie hat sich nicht einmal einen Millimeter befreien können", betonte der Vertreter der Anklagebehörde. Die 76-Jährige erlitt zahlreiche schwere Verletzungen an den Armen, den Beinen sowie am Rücken, eine Folge waren auch Funktionsstörungen am Herz.
Beide Beschuldigten beharrten bei ihren Befragungen am Montag darauf, am Abend des 23. Februar nicht mehr in Österreich gewesen zu sein. Der 35-jährige Erstangeklagte wird allerdings von DNA-Spuren belastet, die auf mehreren Gegenständen am Tatort entdeckt worden waren. "Ich habe wirklich keine Erklärung", sagte der Bulgare dazu laut Dolmetscherin.
Aussagen widersprochen
Er und der 40-jährige Zweitangeklagte widersprachen sich in ihren Aussagen, was den zeitlichen Ablauf der Reisetätigkeit im Bundesgebiet betrifft. Während der 35-Jährige angab, gemeinsam mit seinem Freund am 23. Februar in der Früh von Wien nach Bulgarien aufgebrochen zu sein, will der 40-Jährige Österreich bereits am 21. Februar in Richtung Deutschland verlassen haben. Er sei damals von seiner Ehefrau abgeholt worden, was die Partnerin sowie der gemeinsame Sohn im Zeugenstand auch bestätigten. Ausgereist sei er aus Deutschland erst wieder am 26. Februar, betonte der Beschuldigte.
Ausgeforscht wurden die beiden im Ausland einschlägig vorbestraften Männer nach internationalen Ermittlungen, die Festnahmen erfolgten in Bulgarien und Tschechien. Der Verbleib eines 39-jährigen Komplizen - er leistete laut Staatsanwaltschaft bei der Home Invasion Aufpasserdienste - ist indes unbekannt.
Falls diese „Herren“ für schuldig befunden werden, sollte b des Leugnens automatisch die Höchststrafe verhängt werden.