Piaggio MP3: Der Roller auf drei Rädern
Die OÖN haben die Piaggio MP3 getestet, den im hiesigen Stadtbild noch ungewohnten Roller auf drei Rädern.
Freilich, sie sieht (noch) ungewöhnlich aus, die Piaggio MP3. Von hinten wie ein Motorrad, von vorne wie ein plattgedrücktes Cabrio. Und irgendwie vereint sie beide Welten – Motorrad und Cabrio. Denn der große Vorteil dieses Hybrids ist zweifellos, dass jeder Besitzer eines B-Scheins sie auch fahren darf – also auch ich, der jegliche A-Ambitionen stets unterdrückt hat (den Moped-Führerschein einmal ausgenommen).
Zum bisher letzten Mal saß ich also vor knapp 25 Jahren auf einem motorisierten Gefährt, das weniger als vier Räder hat. Einem Maxi-Puch. Diese Mofas wurden zwischen 1969 und 1995 hergestellt – anfangs von Steyr-Daimler-Puch, später von ...? Richtig: Piaggio.
Anstatt der 2 PS von damals sind es nun 31 PS. Zugegeben, auch nicht wahnsinnig viel, aber im mehrtägigen OÖN-Test haben sie sich als absolut ausreichend erwiesen. Vor allem für einen blutigen (nicht wörtlich nehmen) Anfänger.
Fix ist, dass der Piaggio die Blicke zufallen. Sie ist eben im Stadtbild immer noch sehr ungewohnt – anders als zum Beispiel in Paris, wo die kleine Italienerin aus dem Stadtbild nicht mehr wegzudenken ist. Und wer die Piaggio fährt, der findet gute Gründe dafür. Jene des eingangs erwähnten Hybrids zuallererst. Die Piaggio ist im Führerscheingesetz unter "L5e" gelistet und daher als dreirädriges Kraftfahrzeug für alle, die zumindest 21 Jahre alt sind, mit dem B-Schein zu fahren. Helmpflicht besteht allerdings ebenso wie Vignettenpflicht, sollte der Weg über Autobahn oder Schnellstraße führen.
Die drei Räder haben aber noch einen Vorteil, der auf der Hand liegt: Das Umkippen und Wegrutschen ist beinahe (aber eben nur beinahe!) ausgeschlossen. Durch das spezielle Neigesystem des doppelten Vorderrads ist zudem die Balance leicht zu halten und die Bremsleistung erhöht – neben der beiden Griffbremsen (Vorderrad und gekoppelt) gibt es zudem eine gekoppelte Fußbremse.
Die MP3 ist ein Schwergewicht
Ein Nachteil dieser speziellen Radaufhängung, der im wahrsten Sinne des Wortes ins Gewicht fällt, ist das daraus resultierende Eigengewicht. Die Piaggio ist schwer. 264 Kilogramm wog unser Test-Scooter, und wer versucht, ihn auf den Hauptständer zu stellen, der wird schnell merken, dass drei Räder nicht zwingend davor schützen, dass sie umfällt (was nicht passiert ist, aber knapp war). Beim Test gelang es mir nur einmal, sie "aufzubocken" – entlang eines Hangs.
Piaggio hat aus diesem Nachteil aber kurzerhand einen Vorteil gemacht: Das Neigesystem der beiden Vorderräder lässt sich verriegeln und ein Kippen ist dadurch nicht mehr möglich – allerdings gilt es dann die Handbremse zu ziehen.
Diese Verriegelung ist auch im Verkehr praktisch. Bei Kreuzungen und Ampeln lassen sich die Räder sperren und der Fahrer braucht nicht auf die Straße zu steigen – was anfangs etwas ungewöhnlich ist. Einfach beim langsamen Ausrollen den "Roll lock"-Hebel aktivieren, schon kann die MP3 nicht mehr umkippen. Beim Wegfahren deaktiviert sich diese Funktion automatisch.
Für die Stadt in jedem Fall, aber auch für Fahrten übers Land ist die Piaggio MP3 ein recht praktisches Verkehrsmittel. Ein- und Umsteigern von vier auf drei Räder gibt die Piaggio die nötige Sicherheit, die Anfängern auf zwei Rädern vielleicht fehlt. Mit Winterreifen und den beheizbaren Griffen ist sie zudem wintertauglich. Zu dieser Jahreszeit gibt der Fahrer oder die Fahrerin dann aber in jedem Fall ein ungewohntes Bild ab.
Preise, Unterhalt, Verbrauch ... nix steht da
Ein klassischer OÖN-Artikel halt, für den Müll ...