Festnahme nach Tod eines russischen Militärbloggers bei Explosion
ST. PETERSBURG. Nach dem mutmaßlichen Bombenanschlag auf einen bekannten russischen Militärblogger in Sankt Petersburg haben die Behörden nach eigenen Angaben eine Tatverdächtige gefasst.
Eine Frau namens Darja Trepowa sei festgenommen worden, teilte das staatliche Ermittlungskomitee am Montag mit, das Befugnisse einer Staatsanwaltschaft hat. Die Behörden hatten zuvor Mordermittlungen aufgenommen.
Die Zahl der Verletzten bei dem mutmaßlichen Bombenanschlag auf einen bekannten russischen Militärblogger in Sankt Petersburg ist einem Medienbericht zufolge auf 32 gestiegen. Zehn von ihnen befänden sich in ernstem Zustand, meldete die staatliche russische Nachrichtenagentur RIA am Montag unter Berufung auf das Gesundheitsministerium. Der Chef der Privatarmee Wagner, Jewgeni Prigoschin, sieht eine Gruppe von Radikalen hinter dem Mordanschlag auf den Militärblogger.
Spitzenmilitärs kritisiert
Bei der Explosion am Sonntag in einem Cafe kam Wladlen Tatarski ums Leben, der zu den prominentesten Militärbloggern Russlands zählt. In seinen Online-Beiträgen befürwortete er Russlands Krieg gegen die Ukraine, kritisierte aber auch oft Spitzenvertreter des Militärs. Beim Messagingdienst Telegram folgten ihm mehr als 560.000 Menschen. Tatarskis bürgerlicher Name lautet Maxim Fomin. 32 weitere Menschen seien verletzt worden, meldete die staatliche Nachrichtenagentur RIA am Montag unter Berufung auf das Gesundheitsministerium. Zehn von ihnen befänden sich in ernstem Zustand.
Der ukrainische Präsidentenberater Mychajlo Podoljak sagte, in Russland mache sich "Inlandsterrorismus" breit. Der von Russland eingesetzte Chef des besetzten ukrainischen Gebiets Donezk, Denis Puschilin, wies der Regierung der Ukraine die Verantwortung für Tatarskis Tod zu. Der Chef der an der Seite des russischen Militärs in der Ukraine kämpfenden Söldnertruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, sagte hingegen, er würde dem "Regime in Kiew" nicht die Schuld geben. Er gab zudem an, dass das Cafe früher ihm gehört habe. Er habe es aber "patriotischen" Aktivisten überlassen, die dort Treffen abhielten. Reuters konnte die Angaben nicht unabhängig verifizieren.
Bombe in Statuette versteckt
Die Nachrichtenagentur Tass zitierte einen Insider, demzufolge die Bombe in einer Statuette versteckt gewesen sei. Diese sei Tatarski überreicht worden, als er in dem Cafe eine Ansprache vor einer Menschengruppe gehalten habe.
Sollte sich bestätigen, dass es sich um einen Anschlag auf Tatarski handelte, wäre dies das zweite Attentat dieser Art auf russischem Boden seit dem Beginn von Russlands Ukraine-Invasion im Februar 2022. Im August war bei einer Autobombenexplosion bei Moskau die Publizistin Darja Dugina getötet worden. Sie war die Tochter des radikalen Ideologen Alexander Dugin.
"Ich würde nicht dem Regime in Kiew die Schuld geben an diesen Handlungen", sagte Prigoschin am Montag. Bei einer Explosion in einem Café von Prigoschin wurde Wladlen Tatarski, der mit bürgerlichem Namen Maxim Fomin hieß, getötet. Das Attentat löste in Russlands Machtapparat Entsetzen aus. Eine Frau wurde festgenommen. Sie hatte veröffentlichten Videos zufolge dem 40-jährigen (richtig) kremltreuen Propagandisten am Sonntag in dem Café eine Büste überreicht, die wenig später explodierte.
Prigoschin lobte den Blogger als Patrioten und widmete ihm eine Aktion in der umkämpften ostukrainischen Stadt Bachmut. Dort ließ er auf dem Verwaltungsgebäude eine russische Flagge hissen - mit dem Namen von Tatarski auf dem Stoff. Der Wagner-Chef behauptete, dass Bachmut eingenommen sei. Die Eroberung der Verwaltungszentrale sei "rechtlich" der Beweis, dass die Ukraine keine Kontrolle mehr habe über die Stadt. Die ukrainische Führung hat die Lage in Bachmut stets als schwierig bezeichnet, aber auch betont, den strategisch wichtigen Ort zu halten. Weder Kiew noch die russische Militärführung in Moskau haben einen Fall Bachmuts bestätigt.