Der Gefangenendeal zwischen Ost und West mit einem bitteren Beigeschmack
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WASHINGTON, BERLIN, MOSKAU. Deutschland ließ den "Tiergartenmörder" frei – laut Kanzler Scholz war es eine schwierige Entscheidung.
Große Empfänge gab es am Donnerstagabend für die 26 Personen, die im Zuge des größten Gefangenenaustauschs zwischen Ost und West seit dem Ende des Kalten Krieges freigekommen waren. "Es ist ein wunderbares Gefühl", sagte US-Präsident Joe Biden auf dem Militärflughafen Joint Base Andrews unweit der Hauptstadt Washington, wo er die Freigelassenen gemeinsam mit Vizepräsidentin Kamala Harris begrüßte. "Ich war absolut überzeugt, dass wir das schaffen können."
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Biden und Harris umarmten den wegen Spionage verurteilten "Wall Street Journal"-Korrespondenten Evan Gershkovich und den ehemaligen US-Soldaten Paul Whelan nach dem Verlassen der Maschine. Der Gefangenenaustausch sei ein "außerordentlicher Beweis dafür, wie wichtig es ist, einen Präsidenten zu haben, der die Macht der Diplomatie versteht", sagte Harris.
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Deutschlands Kanzler Olaf Scholz (SPD) empfing 13 Freigelassene am Flughafen Köln-Bonn. "Das war sehr bewegend. Viele haben um ihre Gesundheit und auch um ihr Leben gefürchtet, das muss sehr klar gesagt werden, und deshalb ist es auch wichtig, dass wir ihnen diesen Schutz jetzt hier ermöglicht haben."
Der Gefangenenaustausch sei ein "harter Brocken" für die Verbündeten der USA gewesen, hatte zuvor Biden gesagt. Besonders Deutschland und Slowenien hätten Entscheidungen treffen müssen, die "gegen ihre unmittelbaren Interessen waren". Und die Freilassung des "Tiergartenmörders" Krassikow empfand Deutschland bei aller Freude über die Freilassung der politischen Gefangenen als bitteren Beigeschmack.
"Niemand hat sich diese Entscheidung einfach gemacht, einen zu lebenslanger Freiheitsstrafe verurteilten Mörder nach nur wenigen Jahren der Haft abzuschieben", sagte Scholz. Die schwierige Entscheidung sei von der Koalition nach sorgfältiger Beratung und Abwägung gemeinsam getroffen worden. Oppositionsführer Friedrich Merz (CDU) sei frühzeitig informiert und nach eigenem Bekunden einverstanden gewesen.
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Umarmung für Mörder, Spione
Roter Teppich, salutierende Gardisten, Liveübertragung im russischen Staatsfernsehen – einen Empfang in allen Ehren für die zehn heimgekehrten russischen Staatsangehörigen gab es in Moskau. Präsident Wladimir Putin begrüßte sie persönlich, umarmte sie, küsste manchen die Wange, überreichte den Frauen Blumen. Vor allem denjenigen, "die im Militärdienst sind, danke ich für ihre Eidestreue und Pflichterfüllung", sagte Putin. Zugleich versprach er ihnen staatliche Auszeichnungen.
Der russische Botschafter in den USA, Anatoli Antonow, meldete unterdessen den Wunsch Russlands an, weitere Gefangene freizubekommen.
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Krassikow, FSB-Agent
Die Identität des beim historischen Gefangenenaustausch zwischen Russland, Belarus und mehreren westlichen Ländern involvierten Wadim Krassikow ist nun vom Kreml bestätigt worden. Der „Berliner Tiergartenmörder“ ist tatsächlich ein Agent des russischen Geheimdienstes FSB. „Krassikow ist ein Mitglied des FSB“, sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow in Moskau.
Krassikow war 2021 in Deutschland zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt worden. Er hatte 2019 in einer Parkanlage in Berlin den Georgier Selimchan Changoschwili erschossen, der in Deutschland Schutz gesucht hatte. Changoschwili hatte in Tschetschenien gegen russische Truppen gekämpft.
Wladimir Putin nahm den Mörder öffentlich in Schutz. Für ihn ist er ein Patriot, weil er aus russischer Sicht einen Staatsfeind eliminiert hatte.
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