Knapp 25.000 Asylanträge 2024, niedrigster Wert seit 2020
WIEN. In Österreich hat es im Vorjahr knapp 25.000 Asylanträge gegeben. Das ist der niedrigste Wert seit dem Jahr 2020.
Gegenüber 2023 betrug der Rückgang 58 Prozent, geht aus der von Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) am Freitag präsentierten Asylstatistik hervor. Die mit Abstand größte Gruppe der Asylwerber stammt aus Syrien. Ein Drittel der Flüchtlinge gehört zur Altersgruppe 18 bis 35, 58 Prozent der Asylsuchenden sind Männer.
Exakt sind es 24.941 Asylanträge, die gezählt wurden. 2023 waren es noch 59.232. Noch einmal viel höher war der Wert 2021 mit 112.272 Ansuchen, wobei man diese Zahl relativieren muss, da in dem Jahr eine große Zahl an Flüchtlingen zwar beim Aufgriff einen Antrag gestellt hatte, dann aber in die eigentlichen Zielländer weiter gereist war.
- Video: Innenminister Gerhard Karner (ÖVP):
Rückgang stärker als im Europa-Schnitt
Vom Innenminister wird darauf verwiesen, dass der Rückgang in Österreich deutlich stärker war als im Europaschnitt. Da lag er nämlich bei nur zehn Prozent. Staaten wie Griechenland, Italien, Irland und vor allem Polen registrierten sogar teils deutliche Zuwächse bei den Anträgen. Besonders stark waren sie in Polen mit plus 79 Prozent. Auf die Bevölkerung hoch gerechnet liegt Österreich derzeit, was die Anträge angeht, auf Platz neun in Europa. Konkret entfielen im Vorjahr 2,4 Prozent der in der EU gestellten Asylanträge auf Österreich.
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55 Prozent der 2024 in Österreich Asylsuchenden stammen aus Syrien, wobei dieser Wert nach dem Umsturz in Damaskus im Dezember auf 45 Prozent zurückging. Die zweite große Gruppe sind Afghanen mit 13 Prozent der Antragssteller.
Rückgang beim Familiennachzug
Im Lauf des Jahres zurückgegangen sind die Anträge auf Familiennachzug. Von zunächst 2.000 Ansuchen pro Monat sank die Zahl in Richtung Jahresende auf 300 bis 400. Die Zahl der negativen Prognosen stieg von acht auf 30 Prozent aufgrund verstärkter Kontrollmaßnahmen, erklärte der Direktor des Bundesamts für Fremdenwesen und Asyl, Gernot Maier.
Positive Aufenthaltsentscheidungen gab es knapp weniger als Anträge, nämlich 24.457. Knapp 16.784 davon waren Asyl-Gewährungen, der Rest entfällt auf subsidiären Schutz. Knapp 17.000 Syrer konnten so im Land bleiben. Ebenfalls große Gruppen sind Afghanen mit mehr als 2.700 positiven Entscheidungen und Somalis mit knapp 1.100. Dazu kamen insgesamt noch 1.416 Schutzgewährungen aus besonders berücksichtigungswerten Gründen, wobei Russen vor Serben die zahlenmäßig stärkste Gruppe sind.
- Video: Gernot Maier (Direktor des Bundesamts für Fremdenwesen und Asyl):
Knapp 18.000 Ukrainer kamen nach Österreich
Hinzu kommen noch jene Flüchtlinge bzw. Vertriebene, die temporären Schutz erhielten. Das sind im Regelfall Ukrainer, gesamt 17.860 Personen. Aber auch 19 Russen und acht US-Amerikaner erhielten temporären Schutz. In der Grundversorgungen befanden sich mit Jahresbeginn 68.161 Personen und damit deutlich weniger als vor einem Jahr, als noch 10.000 Personen mehr entsprechend unterstützt wurden. Fast 37.000 der Grundversorgten sind Ukrainer.
Aberkannt wurde ein Schutztitel im Vorjahr über 1.100 Personen, darunter gut 100 Syrern und Afghanen. Diese Zahlen könnten relevant werden, sobald Österreich wieder in die beiden Länder abschiebt. Karner betonte am Freitag, die entsprechenden Anstrengungen fortzusetzen. Dass Beamte seines Ressorts zuletzt in Afghanistan mit dortigen Behördenvertretern sprachen, begründete er damit, dass der Verfassungsgerichtshof (VfGH) Abschiebungen in das Land grundsätzlich wieder ermöglicht habe. Daher habe er als Innenminister dafür zu sorgen, dass die operative Umsetzung möglich wäre.
50 Rückkehrer nach Syrien
Was Syrer angeht, bleibt es vorerst dabei, dass nach dem Sturz des Assad-Regimes die Asylanträge "gestoppt" würden. Zudem wurden 1.750 Aberkennungsverfahren eingeleitet, weil der Asylgrund (etwa eine drohende Zwangseinberufung in die Armee) nicht mehr besteht. Der Familiennachzug sei mit wenigen Ausnahmen ausgesetzt. Allzu viele Rückkehrer gibt es vorderhand nicht. 350 diesbezügliche Anfragen sind bisher eingetroffen, 50 Menschen sind nach Syrien heim gereist.
2024 angeordnet wurden Abschiebungen bei 13.307 Personen, laut Karner eine Rekordzahl, wobei 48 Prozent und damit deutlich weniger als in den Jahren davor das Land daraufhin freiwillig verließen. Bei den tatsächlichen Ausreisen sind freilich nicht Asylwerber an der Spitze sondern Slowaken, gefolgt von Türken und Serben. 45 Prozent der Abgeschobenen waren davor straffällig geworden.
Stolz ist man darauf, dass einzelne Arbeitsschwerpunkte sich als erfolgreich erwiesen haben. So wurde etwa die Zahl der Ausreisen in die Türkei verdoppelt, wie Gruppenleiterin Elisabeth Wenger-Donig betonte.