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Sondersitzung zu Causa Casinos: Einzig Ibiza-Antrag bekam Mehrheit

Von nachrichten.at/apa, 26. November 2019, 17:19 Uhr
NATIONALRAT: M?LLER
Eduard Müller Bild: ROLAND SCHLAGER (APA)

WIEN. Die (ohnehin unverbindlichen) Entschließungsanträge, die bei der Nationalrat-Sondersitzung zu den Casinos eingebracht wurde, sind zum größten Teil gescheitert. Angenommen wurde von Türkis-Blau einzig ein Antrag, der eine volle Aufklärung der Ibiza-Affäre verlangte.

Gescheitert ist hingegen beispielsweise ein Antrag, Peter Sidlo als Finanzvorstand der Casinos abberufen zu lassen. Ebenso keine Mehrheit bekam das freiheitliche Ansinnen, den Rechnungshof Unternehmen mit mindestens 25 Prozent öffentlicher Beteiligung prüfen zu lassen. Hier verhinderten ÖVP und SPÖ einen Beschluss.

Nationalrat mit Casinos-Sondersitzung

Müller verteidigte Löger und versprach Kooperation

Eine Dringliche Anfrage der SPÖ an Eduard Müller brachte kaum brisante Einblicke - außer dass der Finanzminister seinen Vorgänger Hartwig Löger in der Affäre in Schutz nahm. ÖVP und FPÖ sahen in der Sondersitzung vor allem ein Ablenkungsmanöver der SPÖ von ihren eigenen Problemen.

Die Sozialdemokraten wollten unter anderem wissen, inwiefern neben FPÖ-Akteuren auch türkise Politiker in die Affäre um Korruptionsverdacht und Postenschacher bei den Casinos Austria verwickelt waren und ob es tatsächlich Gegengeschäfte in Form von Glücksspiellizenzen gegeben hat. SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner forderte in ihrer Rede "schonungslose Aufklärung" und nannte einen Untersuchungsausschuss zur Causa Casinos "unausweichlich".

Finanzminister Müller sicherte in der Beantwortung der Anfrage zu, sein Ministerium werde die Behörden und das Parlament bei der Aufklärung der Causa Casinos "vollumfänglich" unterstützen. Müller gab außerdem bekannt, er habe die Finanzprokuratur in der Affäre mit einer genauen Prüfung eines übermittelten Privatgutachtens "zur glücksspielrechtlichen Beurteilung der Bestellung eines Vorstandsmitgliedes der Casag" beauftragt - wohl mit Blick auf die Bestellung von FPÖ-Bezirksrat Peter Sidlo zum Finanzvorstand der Casinos Austria. Einer Redlichkeits-und Eignungsprüfung zufolge lagen zum Zeitpunkt der Bestellung Sidlos laut Müller keine Gründe vor, die einer solchen widersprochen hätten.

Weiters nahm Müller Ex-Finanzminister Löger aus der Schusslinie. Die Staatskommissäre hätten von seinem Vorgänger "keine Informationen über die Eignung von Peter Sidlo erhalten", so Müller. Löger hätte in dieser Causa keine Weisungen erteilt, berichtete er. ÖVP-Minister Löger war in der Causa Casinos unter Druck geraten, weil sich Ex-Vizekanzler Strache bei ihm per SMS für die "Unterstützung bezüglich CASAG" bedankt hatte.

Müller selbst hat, erläuterte er, mit Betroffenen in der ÖBAG Gespräche geführt. "Der Vorsitzende des Aufsichtsrates bekräftigt, dass nach seinen Wahrnehmungen sowohl ÖBAG-intern als auch in Bezug auf das Management der Beteiligungsgesellschaften der ÖBAG die volle Handlungsfähigkeit des Vorstandes gegeben ist und daher derzeit kein Handlungsbedarf besteht", betonte der Minister, dem versprochen wurde, über weitere Entwicklungen informiert zu werden.

Gegenangriff auf SPÖ

ÖVP und FPÖ wollten die Vorwürfe in der Causa Casinos nicht auf sich sitzen lassen und starteten in ihren Reden einen Gegenangriff auf die SPÖ. ÖVP-Abgeordneter Wolfgang Gerstl sagte, es handle sich seitens der SPÖ nur um ein "durchschaubares Ablenkungsmanöver" von "schrecklichen" Wahlergebnissen.

Noch einen Deut deftiger ging es FPÖ-Klubobmann Herbert Kickl an. Der sieht einen konstruierten Skandal, der nur dadurch begründet sei, dass ein blauer Vertreter (Peter Sidlo) nach einem roten Vertreter (Dietmar Hoscher) zum Zug gekommen sei: "Das darf es in Ihrer Welt einfach nicht geben." Grünen-Klubchef Werner Kogler attestierte der FPÖ hingegen eine Häufung von ungeeigneten Besetzungen, noch heute sei man mit der Schadensabwicklung von Schwarz-Blau eins beschäftigt.

Für NEOS-Klubobfrau Beate Meinl-Reisinger unterscheidet sich die Causa Casinos vom sonst üblichen Postenschacher. Schließlich werde wegen des Verdachts des Amtsmissbrauchs, der Untreue und Bestechlichkeit ermittelt. Dazu brauche es Aufklärung durch einen Untersuchungsausschuss, forderte sie - auch um herauszufinden, was ÖVP-Obmann und damals Kanzler Sebastian Kurz und sein Regierungskoordinator Gernot Blümel gewusst hätten.

Die beiden in der Causa immer wieder genannten ÖVP-Politiker waren bei der Sondersitzung zwar anwesend, äußerten sich selbst aber nicht zu der Affäre. Dass Kurz von der Sache keine Ahnung hatte, bezweifelte SPÖ-Finanzsprecher Jan Krainer stark: "Ich glaube ihm kein Wort." Seit Monaten sei die ÖVP über Deal und Gegen-Deal informiert gewesen.

In der Causa Casinos steht vor allem ein umstrittener Deal im Raum: Seitens der Korruptionsstaatsanwaltschaft besteht der Verdacht, dass der Glücksspielkonzern Novomatic in der Zeit der türkis-blauen Regierung versucht hat, im Abtausch für eine FPÖ-freundliche Postenbesetzung in den Casinos Austria durch den FPÖ-Bezirksrat Peter Sidlo zusätzliche Glücksspiellizenzen vom Staat zu erhalten.

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12  Kommentare
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Juni2013 (11.234 Kommentare)
am 26.11.2019 16:28

Für mich liegt der Schlüssel zur Lösung von politisch motivierten Fehlbesetzungen von Posten Ämtern etc. in einer umfassenden Prüfkompetenz des Rechnungshofes, dem obersten Kontrollorgan in Österreich. Dass Parteien, welche durch legitime Wahlen an die Macht gekommen sind, wichtige Ämter mit ihren Vertrauensleuten besetzen ist für mich nachvollziehbar. Anders könnten sie ihre Vorhaben wahrscheinlich nur schwer umsetzen. Voraussetzung ist aber, dass es sich dabei um kompetentePersonen handelt welche die für diesen Posten geforderten Qualifikationen erfüllen und dass der Rechnungshof ALLES kontrollieren kann. Bei vom Rechnungshof nachgewiesenem Versagen hat sich die verantwortliche Person einem öffentlichen Hearing zu stellen. Einer vom Rechnungshof vorgeschlagenen Ablösung hat die Regierung nachzukommen.

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Franz_1967 (510 Kommentare)
am 26.11.2019 12:54

Umfasst die Fragestunde nur die Zeit von 2017-2019, als Blau mit in der Regierung saß, oder dürfen ALLE vorherigen Postenvergaben durch Sozis und Schwarze auch näher beleuchtet werden? Will die PamJoy ihren eignen Leuten in den Rücken fallen, oder werden die geschont?

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Zauberfee (246 Kommentare)
am 26.11.2019 14:41

Nein das darf nicht gefragt werden
https://www.derstandard.at/story/2000111230059/spoe-will-jedenfalls-untersuchungsausschuss
Sichtlich weniger abgewinnen kann er den Überlegungen von ÖVP, FPÖ und Grünen, Postenbesetzungen im öffentlichen Sektor über einen längeren Zeitraum anzusehen und damit auch rote Regierungszeiten abzudecken. Er fürchte sich davor nicht, halte den ÖVP-Vorschlag einer "Historikerkommission" aber nur für eine Ablenkung von Amtsmissbrauch und Untreue. Kritisch beäugt Krainer auch das Verhalten der Grünen. Auch diese haben sich für einen breiteren Untersuchungszeitraum ausgesprochen um die Postenschacher- und Korruptionsvorwürfe vergleichen zu können.

Jetzt wird klar warum die SPÖ nur die Casino Affäre untersuchen möchte, weil da war sie ja nicht mehr am Futtertrog.
Siehe frisch geschaffene Posten für Brauner und CO

https://www.krone.at/2049794 /

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Juni2013 (11.234 Kommentare)
am 26.11.2019 16:46

Einen Grund, warum die SPÖ so abstürzt zeigt sich mit dieser heutigen dringlichen Anfrage. Die SPÖ, selbst Jahrzehnte offenbar ohne jegliche politisch motivierte Postenbesetzung in der Regierung, bemerkt nicht, dass sie sich damit selbst in das Knie schießen könnte. Und wie die Diskussion im Plenum zeigte, wurde dieser Ball des Postenschachers von den politischen Gegnern dankbar aufgenommen. SPÖ du hast mit dem Stein, den du auf andere werfen wolltest, dein eigenes Glashaus kaputt gemacht!
SPÖ hör auf Fehler bei den anderen zu suchen, solange du die eigenen nicht erkennst!

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despina15 (10.098 Kommentare)
am 26.11.2019 12:18

Aufsichtsrat: warmes Plätzchen, an dem
Politiker ideal gedeihen,
Schalfläche zwischen Politik und
Industrie.

Karsten Mekelburg

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xerxes (3.689 Kommentare)
am 26.11.2019 05:53

Na das wird lustig wenn auch zur Sprache kommt, warum der SPÖ Günstling Hoscher zu seinem Posten gekommen ist obwohl er als ungeeignet abqualifiziert wurde.

Und wie war das mit der Glawischnig, erfahren wir da auch Näheres?

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Objektiv10 (406 Kommentare)
am 26.11.2019 10:06

Der Nationalrat und der Rechnungshof müssen sofort alle Vorstands- und Aufsichtsratsbestellungen, die türkis-blau vorgenommen hat intensiv prüfen, dh. auch bei ÖBB, Verbund, ASFINAG u.a.. Hier gibt es offenbar noch genug Ungereimtheiten, und dass nicht nur auf blauer Seite....

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higgs (1.290 Kommentare)
am 26.11.2019 12:18

das gilt dann wohl für die ganze zweite republik. früher nannte man das proporz. auch die grünen haben sich schon zur besetzung durch die regierung bekannt, weil es sich um vertrauenspositionen handelt.
worüber sich alle echauffieren ist ganz normal. warum jetzt plötzlichso ein aufhebens darum gemacht wird liegt auf der hand: nachdem die blauen nicht mehr in der regierung sind würden die grünen gerne ihre leute auf diese positionen setzen.

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ichauchnoch (9.802 Kommentare)
am 25.11.2019 22:16

Das wird sicher lustig, denn ein paar von den Abgeordneten werden auch das:

http://www.eu-infothek.com/casino-affaere-sazka-chef-karel-komarek-wollte-von-bk-sebastian-kurz-casag-anteile-kaufen/

gelesen haben.
Da gibt's wieder was zum Auflösen. Und immer ist irgendwie der Exkanzler doch dabei.

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Fragender (19.972 Kommentare)
am 26.11.2019 09:36

..... wobei das natürlich eine ziemlich dubiose Quelle ist....

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penunce (9.674 Kommentare)
am 26.11.2019 11:09

Für Dich ist alles "eine ziemlich dubiose Quelle", außer es berichtet der Standard über den Fall! ☭ 😜

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max1 (11.582 Kommentare)
am 26.11.2019 15:29

"unabhängig" gilt für viele schon als verdächtig.

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