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Schmid über Kurz: "Habe mit diesen Leuten nichts mehr zu tun"

Von Lucian Mayringer, 11. Dezember 2023, 19:07 Uhr
Thomas Schmid
Thomas Schmid gab sich im Großen Schwurgerichtssaal überaus auskunftsfreudig. Bild: APA/Roland Schlager

WIEN. Der Ex-ÖBAG-Vorstand beschrieb den ehemaligen Kanzler Sebastian Kurz als Mastermind bei Postenbesetzungen. Die Verteidigung versuchte am fünften Prozesstag, die Glaubwürdigkeit des prominenten Zeugen zu erschüttern.

Mit Thomas Schmid hatte am Montag der mit Spannung erwartete prominente Belastungszeuge im Prozess gegen Ex-Kanzler Sebastian Kurz (VP) wegen Falschaussage im Wiener Straflandesgericht seinen Auftritt. Wie schon bei seiner Einvernahme durch die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) vor einem Jahr blieb der ehemalige Finanzgeneralsekretär und Alleinvorstand der Staatsholding ÖBAG auch vor Richter Michael Radasztics seiner Linie treu und belastete Kurz schwer.

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Kurz hatte im Ibiza-Untersuchungsausschuss erklärt, dass er über die Bestellung des ÖBAG-Alleinvorstands 2019 und des Aufsichtsrates zwar informiert, aber darin nicht involviert gewesen sei.
Es sei schon 2017, also „sehr sehr früh klar gewesen, dass ich sein Kandidat bin“, so Schmid, dessen Handy-Chats eine Reihe von Ermittlungen ausgelöst haben, die heute unter „Casag-Affäre“ oder „Beinschab-Tool“ bekannt sind.

Video: Dannhauser (ORF) zur Schmid-Befragung

„Denkunmöglich“

Gleichzeitig sei es „denkunmöglich“ gewesen, wichtige Personalbesetzungen wie in der ÖBAG ohne Abstimmung mit Sebastian Kurz durchzuziehen. „Das Bundeskanzleramt hatte ein Vetorecht“, so Schmid. Er habe Kurz auch immer wieder über den Stand der Reform informiert, ebenso wie dessen mitangeklagten Kabinettschef Bernhard Bonelli und Ex-Finanzminister Hartwig Löger (VP).

Gleich eingangs wollte der Richter von Schmid wissen, ob es eine Freundschaft war, die ihn mit Kurz verbunden habe: „Schauen Sie, in der Politik sind Freundschaften immer stark davon getragen, wo man beruflich hin will“, so Schmid, der von einer „sehr intensiven Zusammenarbeit“ sprach. In der Zwischenzeit habe er jedenfalls einen Neustart vollzogen. „Dazu gehört, dass ich mit diesen Leuten nichts mehr zu tun habe.“

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Zur Sprache kam natürlich auch der bekannteste Chat, als der Kanzler „Kriegst eh alles, was du willst“ schrieb. Was Kurz im Prozess als Maßregelung im Sinne von „sei endlich zufrieden“ verstanden haben wollte. Er habe das als ernst gemeintes Lob gesehen und entsprechend reagiert („Ich liebe meinen Kanzler“). Der Kontext lasse gar keinen anderen Schluss zu.

In der Folge versuchte die Verteidigung, Schmids Glaubwürdigkeit zu erschüttern. Was nicht ganz pannenfrei verlief.

Fragen zu einem Bewerbungsgespräch, das Schmid heuer in Amsterdam geführt haben soll, wurden ebenso wie die Vorlage eines Lebenslaufes vom Richter nicht zugelassen. Das galt auch für eine eidesstattliche Erklärung, in der ein Mann aus Tiflis bestätigt haben soll, dass Schmid von der WKStA unter Druck gesetzt worden sei und deshalb in Amsterdam Zuflucht gesucht habe.

Und Kurz-Anwalt Otto Dietrich hielt Schmid den Versuch vor, Daten gelöscht zu haben, was dieser gar nicht bestritt. Aber: „Ich habe offenbar nicht alles gelöscht, sonst würden wir jetzt nicht über Chats reden. Aber ich habe offenbar geglaubt, alles gelöscht zu haben.“ Am Freitag soll der Prozess mit Ex-Finanzminister Blümel im Zeugenstand fortgesetzt werden.

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Autor
Lucian Mayringer
Redakteur Innenpolitik
Lucian Mayringer

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7  Kommentare
7  Kommentare
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Mondseelandler (360 Kommentare)
am 12.12.2023 10:22

Wichtige Personalentscheidungen ohne Zustimmung von Bundeskanzler Kurz waren damals unvorstellbar.
Haben viele vergessen, dass Kurz sich bei der ÖVP Machtübernahme (ich sehe das als ÖVP internen Putsch) alleinige Entscheidungsfreiheit zusichern lies?

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kpader (11.508 Kommentare)
am 12.12.2023 07:00

Hoffentlich bekommt der keinen Kronzeugenstatus.

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Klettermaxe (10.765 Kommentare)
am 11.12.2023 22:08

Die Suppe von WKStA und Schmid ist ziemlich dünn.

Immer wieder wird pauschal etwas behauptet, aber kein konkretes Beispiel genannt.
Schmid behauptet, Kurz bzw. das Kanzleramt hätten bei den Personalentscheidungen ein Vetorecht gehabt.

Ja, das war aufgrund der Zuständigkeiten grundsätzlich so. Aber wurde dieses Vetorecht auch zumindest einmal genutzt. Da blieb Schmid eine konkrete Antwort schuldig. Wahrscheinlich, weil ihm andere dabei leicht widersprechen können und es auch nicht dem Chatverlauf entspricht.

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Peter040958 (315 Kommentare)
am 11.12.2023 21:56

Bei dieser Sache wird doch nichts rauskommen, Am Ende kann man beiden nichts nachweisen, und die Sache ist erledigt. Dass die beiden alle Medien hier verarsch..... merkt da wohl keiner ?

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Orlando2312 (22.827 Kommentare)
am 11.12.2023 19:49

"Ich habe mit diesen Leuten nichts mehr zu tun"

Unrecht eingesehen? Oder will er doch nur möglichst billig davon kommen? Ganz ungeschoren wird er trotzdem kaum bleiben.

Ich möchte ihm wünschen, dass er wirklich geläutert ist und in Zukunft ein wertvolles Mitglied der Gesellschaft werden kann.

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supercat (6.020 Kommentare)
am 11.12.2023 20:11

der Typ möchte mit allen Mitteln seine Haut retten, um der gerechten Strafe zu entgehen.

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Klettermaxe (10.765 Kommentare)
am 11.12.2023 21:46

Ganz einfach, er kann von diesen Leuten nicht mehr profitieren.

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