Wer uns im Parlament vertritt – und wer unterrepräsentiert ist
WIEN. Auf den Bundeslisten für die Nationalratswahl stehen viele Akademiker, ganz im Gegensatz zu älteren und jungen Kandidaten.
In 13 Tagen – am 29. September – wird in Oberösterreich der neue Nationalrat gewählt. Wie es um die Bundeslisten der Parteien bestellt ist, hat sich das gewerkschaftsnahe Momentum Institut näher angeschaut – mit Blick auf Bildungsgrad, Alter und Geschlecht der Kandidaten.
Die Erhebung – dabei wurden maximal die ersten 50 Listenplätze berücksichtigt – zeigt, es treten überdurchschnittlich viele Akademiker an. 33 Prozent der Kandidaten führen einen Titel, verpflichtend ist die Angabe allerdings nicht, die Zahl der Abschlüsse könnte somit noch höher liegen.
Die angegebenen Abschlüsse verteilen sich zu 21 Prozent auf Bachelor- und Masterstudien, 12 Prozent entfallen auf ein Doktorat, 67 Prozent geben keinen Titel an. Zum Vergleich: Auf die Bevölkerung gesehen haben 20 Prozent einen Bachelor- bzw. Masterabschluss, einen Doktortitel nur ein Prozent.
Politnachwuchs aus OÖ
Dass 33 Prozent der Bevölkerung 60 Jahre und älter sind, zeigen die Listen nicht. ÖVP und SPÖ kommen auf je 18 Prozent, die KPÖ kommt auf 20, die FPÖ – mitunter durch die Kandidatur von Barbara Kolm und Walter Rosenkranz – auf zwölf. Grüne, Neos und Bierpartei liegen deutlich darunter – allerdings stellen die Grünen mit Vizekanzler Werner Kogler den ältesten Spitzenkandidaten.
Den höchsten Anteil an älteren Personen haben die Liste Petrovic mit 35 und MFG mit 32 Prozent. Kandidaten zwischen 18 und 29 sind bei ÖVP (8 Prozent), SPÖ und FPÖ (beide 6) rar. Die Neos führen mit 28 Prozent, dahinter folgen die Grünen mit 20 Prozent. Der Vergleichswert der Bevölkerung beträgt 16 Prozent.
Mit Staatssekretärin Claudia Plakolm (VP) und Eva-Maria Holzleitner (SP) stammen zwei "junge" Parteihoffnungen aus Oberösterreich – Plakolm zählt mit 29 Jahren noch zu den ganz Jungen, Holzleitner liegt mit 31 Jahren bereits im Mittelfeld. Die Altersgruppe der 30- bis 45-Jährigen dominiert in fast allen Parteien – hier reiht sich bei der ÖVP auch der scheidende Integrationslandesrat Wolfgang Hattmannsdorfer (44) ein.
"Kein perfekter Spiegel"
Frauen sind auf den Listen zu 46 Prozent vertreten, in der Bevölkerung zu 51 Prozent. Am weiblichsten sind die Grünen und "Keine" mit 54 Prozent. Für die FPÖ treten mit 34 Prozent die wenigsten Frauen an. SPÖ, Neos und KPÖ listen gleich viele Frauen und Männer auf.
Auch bei den Berufen gibt es ein Ungleichgewicht – zulasten von Handwerk, Hilfsarbeit und Dienstleistungen und zugunsten akademischer Berufe und Führungsposten (hierzu zählen Berufspolitiker).
Mit den Worten "Das Parlament ist kein perfekter Spiegel der Gesamtbevölkerung" ortet die Studie eine Schieflage. Schließlich würden Lebenserfahrung, Beruf und Geschlecht beeinflussen, welche Probleme wahrgenommen und welche Lösungen erarbeitet würden.
Zahlen und Fakten
183 Mandate sind bei der Nationalratswahl am 29. September neu zu vergeben. In der zu Ende gehenden Legislaturperiode sind 75 der Abgeordneten im Parlament Frauen, der Frauenanteil liegt somit bei knapp 41 Prozent. Die weiblichste Fraktion sind mit 16 Mandatarinnen (bei gesamt 26 Mandaten) und 61,54 Prozent die Grünen.
51,63 Jahre alt sind die Abgeordneten durchschnittlich in der aktuellen Nationalratszusammensetzung. Der jüngste Abgeordnete ist Yannick Shetty (29) von den Neos, der älteste ist Rudolf Taschner (71) von der ÖVP.
OÖN-Diskussion: Wer macht Politik für die Jungen?
Am Donnerstag, 19. September, wird der Hörsaal 1 an der Johannes Kepler Universität in Linz kurzzeitig zur Wahlkampfbühne: Die OÖNachrichten laden mit der Österreichischen Hochschülerschaft zu einer Politdebatte, an der fünf oberösterreichische Spitzenpolitikerinnen teilnehmen. Sie alle kandidieren auf prominenten Listenplätzen für die Nationalratswahl am 29. September.
Am Podium Platz nehmen werden neben Claudia Plakolm (VP) und Eva-Maria Holzleitner (SP) auch Susanne Fürst (FP), Agnes Prammer (Grüne) und Karin Doppelbauer (Neos). Durch den Abend führen OÖN-Innenpolitik-Chefin Sigrid Brandstätter und der stellvertretende Chefredakteur Dietmar Mascher.
Einlass zur Veranstaltung ist ab 18 Uhr, die Diskussion beginnt um 18.30 Uhr. Das Format richtet sich speziell an junge Wählerinnen und Wähler.
Von der Bildung bis zum Wohnen werden im Mittelpunkt der Veranstaltung jene Themen stehen, die die Jugend bewegen – genauso wie die Lösungsansätze und Antworten, die die fünf Politikerinnen auf die drängenden Probleme und Fragen haben.
Zur Anmeldung geht es hier.
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Es gibt bei den Kandidaten zu viele Akademiker, die oftmals noch nichts gescheites gearbeitet haben und von daher von der Arbeitsrealität keine Ahnung haben!