Die Formel 1 nimmt Abschied von einem großen Champion
MONACO/WIEN. Die Formel 1 hat gestern mit großer Bestürzung auf den Tod von Niki Lauda reagiert. Die Show geht natürlich trotzdem weiter – ausgerechnet in Monte Carlo.
Wenn ab morgen im Fürstentum der Formel-1-Zirkus seine Zelte aufschlägt, wird allerdings erst richtig deutlich werden, dass er nie wieder im Fahrerlager auftauchen wird: Niki Laudas Tod wirft einen langen Schatten über den Glamour-Grand-Prix. Vor allem in der Mercedes-Box hat man lange auf die Rückkehr von Lauda, der 1975 und 1976 in Monaco triumphierte, gewartet. Der dreifache Formel-1-Weltmeisters brachte als Aufsichtsratsvorsitzender viel Know-how ein. Entsprechend groß ist die Bestürzung bei den Silberpfeilen. "Wir werden ihn als Stimme der Vernunft sehr vermissen", sagte gestern Teamchef Toto Wolff, der mit Lauda auch befreundet war. Als Teamkollege sei Niki in den vergangenen sechseinhalb Jahren immer brutal ehrlich und ebenso loyal gewesen. Wolff: "Es war ein Privileg, ihn zu unserem Team zählen zu dürfen, und es war bewegend zu sehen, wie viel es ihm bedeutete, Teil des Erfolgs dieses Teams zu sein. Unser Mercedes-Team hat in ihm seinen Leitstern verloren. "
120 Prozent Einsatz
Betroffen über den Tod von Niki Lauda hat sich dessen Freund Gerhard Berger gezeigt. "Seine Erfolge als Rennfahrer und Geschäftsmann in Verbindung mit seiner außergewöhnlichen Persönlichkeit machen ihn zu einer wahren Legende", sagte der 59-Jährige, der Lauda in der Formel 1 erst als Konkurrent erlebte, später bei Ferrari allerdings als eine Art väterlichen Freund. Lauda hatte nämlich Mitte der 1990er-Jahre eine Beraterrolle bei der Scuderia inne, als Berger sein zweites Engagement bei den Italienern begann.
"Ob als Fahrerkollege, Geschäftspartner oder Freund – er war ein Wegbegleiter, auf den ich mich immer verlassen konnte", sagte Berger. "Ihn zeichneten Genauigkeit, Pünktlichkeit, Ordnung und ein scharfer Verstand aus. Diese Merkmale in Verbindung mit seiner schonungslos offenen und geradlinigen Art machten ihn für mich zu einer sehr besonderen Person." In den vergangenen zehn Jahren habe er ein "sehr persönliches Verhältnis" zu Lauda gehabt. Dessen Tod könnte letztlich auch "eine Erlösung" gewesen sein, "weil er sein Leben immer mit 120 Prozent Einsatz gelebt hat. Das war ihm aufgrund seiner schweren Krankheit zuletzt nicht mehr möglich".
"Besser, dass er gehen durfte"
Auch Bernie Ecclestone glaubte zuletzt nicht mehr daran, dass Lauda die Rückkehr ins "normale Leben" schaffen wird. Der 88-jährige Engländer hatte Ende April seinen schon sehr geschwächten Freund in einer Reha-Klinik in der Schweiz besucht. "Ich hatte mich richtig erschrocken", sagt Ecclestone, der bereits vor Weihnachten bei Lauda in Ibiza war. Damals wäre er noch sehr zuversichtlich gewesen. Ecclestone im Interview mit dem Schweizer "Blick": "Leider sahen wir alle, die ihm etwas näher standen, das Ende kommen. Jetzt muss er nicht mehr leiden. Ja, er durfte in Zürich diese Welt mit Stolz verlassen – das ist sicher besser für ihn."
Auch Laudas früherer Weggefährte und aktuelle Red-Bull-Konsulent Helmut Marko stand zuletzt noch näher in Verbindung mit der Formel-1-Ikone. Vor kurzem hat der 76-Jährige noch mit Lauda telefoniert, "und da hat er schon mit ganz schwacher Stimme gesprochen". Es habe leider schon einige Anzeichen gegeben, dass der 70-Jährige nicht mehr in die Formel 1 zurückkehren können wird, sagte Marko. "Es hat schon einige kritische Situationen gegeben. Es ging nicht mehr darum, ob er zurückkehrt, sondern ob er es überlebt."
Wenn es nach der Stadt Wien geht, soll Niki Lauda ein Ehrengrab bekommen. Die Familie hat darüber noch keine Entscheidung getroffen. Auch ein Termin für eine Verabschiedung wurde noch nicht öffentlich gemacht.
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