1500 Arbeiter errichten im Sonnstein die größte Batterie Oberösterreichs
EBENSEE. Lokalaugenschein im Pumpspeicherkraftwerk Ebensee. Der Tunnel reicht schon 460 Meter in den Berg - bis zur Kaverne. Das Projekt ist im Zeitplan, 2027 soll die größte Batterie Oberösterreichs ans Netz gehen.
"Jetzt sind wir bei der Kaverne und ungefähr 40 Meter unterhalb des Traunsees", sagt Klaus Höller, Projektleiter der Energie AG. Bei manchen Teilnehmern der offiziellen Erstbegehung mit Landeshauptmann Thomas Stelzer, Wirtschaftslandesrat Markus Achleitner und Energie-AG-Vorstand Leonhard Schitter kommt ein mulmiges Gefühl auf – doch das wenige Wasser kommt vom Berg. Denn hier im Sonnstein entsteht das Pumpspeicherkraftwerk Ebensee und damit "die größte Batterie Oberösterreichs", wie es Stelzer und Achleitner unisono nennen.
Nach rund sechs Monaten Bauzeit ist der Zufahrtsstollen bis zur Kaverne, wo Pumpturbine, Generator und Transformator stehen werden, fertig – 460 Meter tief geht es hinein ins Kalkgestein. Staubige Luft, Sprenggeruch, riesige Baumaschinen und an den Wänden überall Spritzbeton zur Stabilisierung. Die Kaverne wird bereits von oben vergrößert, am Ende wird sie 40 Meter hoch sein (und so groß wie die Kirche Ebensees). Von hier führt auch der Energieableitungsstollen unterirdisch in den Ortsteil Kohlstatt, wo die Energie dann wieder ins Netz kommt. Dafür wird die bestehende 110-kV-Leitung genutzt. Gleichzeitig wird bereits an dem senkrechten Druckstollen (Länge: 560 m) gearbeitet und gebohrt, wo das Wasser zum Speichersee raufgepumpt wird.
Kosten: 451,3 Millionen Euro
"Mit 451,3 Millionen Euro ist es die größte Investition in unserer Geschichte", sagt Energie-AG-Chef Schitter. Das Pumpspeicherkraftwerk werde in Zukunft ein wichtiger Ausgleich für Photovoltaik-Spitzen sein – und entscheidend für Oberösterreichs Energieversorgung. Die Rohre im Berginneren haben einen Durchmesser von rund 4,5 Meter, das Wasser wird hier mit einer Geschwindigkeit von 30 bis 40 Kubikmeter pro Sekunde fließen. "Das entspricht einem Swimmingpool", so Höller.
Das Projekt liege im Budget- und Zeitplan, sagte Technik-Vorstand Alexander Kirchner. 2027 soll es wie geplant in Betrieb gehen und 170 Megawatt liefern bzw. speichern können. Daneben habe das Kraftwerk auch eine volkswirtschaftliche Bedeutung: Insgesamt seien in fünf Jahren mehr als 1500 Arbeiter beschäftigt, vor Ort im Stollen täglich 130, die im 10-Stunden-Schichtbetrieb arbeiten. Und das sieben Tage die Woche, nur in der Nacht (22–6 Uhr) und am Wochenende wird nicht gesprengt. Der Vortrieb beträgt im Schnitt sechs Meter pro Tag. "Bedeutung und Größe des Projekts ist enorm – das sieht man", sagt Stelzer. Für Achleitner ist es ein "Meilenstein der Energiewende".
280.000 Haushalte
Über die Forststraße geht es hinauf zum Rumitzgraben Richtung Langbathsee – dem Oberwasserspeicher, der auch vom Feuerkogel zu sehen ist. "Wir arbeiten hier am 60 Meter hohen Damm, am Ende wird er mit Asphalt versiegelt und kann 1,3 Millionen Kubikmeter Wasser speichern. Das entspricht etwa 45.000 Pools", sagt Norbert Rechberger (Energie AG Erzeugung). Mit der gespeicherten Energie können bald 280.000 Haushalte versorgt werden.
Wie lange können die 280.000 Haushalte mit Strom versorgt werden?