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40 Millionen Euro für Milliarden Fliegen in Wels

Von Martin Roithner, 21. Oktober 2022, 16:28 Uhr
So sehen die Larven der schwarzen Soldatenfliege aus. Sie werden unter anderem zu Tierfutter verarbeitet. Bild: Insektianer

WELS. Die Firma Insektianer will nahe dem Welser Flugplatz Europas größte Insektenfarm errichten. Ab 2024 sollen Milliarden Fliegen in einer vollautomatisierten Anlage 100 Tonnen Lebensmittelreste pro Tag verarbeiten.

Der Zeitplan ist fixiert, das Ziel ambitioniert: Ab 2024 soll nahe dem Welser Flugplatz auf einer Fläche von umgerechnet zwei Fußballfeldern die laut eigenen Angaben größte Insektenfarm Europas entstehen. Bis zu 100 Tonnen Lebensmittelreste (Obst, Gemüse, Brot) sollen dann pro Tag zu Futter für Larven der Schwarzen Soldatenfliege verarbeitet werden. Die Larven selbst, die sich durch hohe Protein- und Fettanteile auszeichnen, werden dann wiederum zu Tierfutter, Ölen, Fetten, biologischem Dünger oder sogar Wasserstoff.

All das plant das 2020 gegründete Welser Unternehmen Insektianer mit den Gründern Philip Pauer und Philip Thaler. Mit nationalen und internationalen Investoren sowie über ein Crowdfunding-Programm, das derzeit läuft, will die Firma rund 40 Millionen Euro in eine neue Anlage investieren. Damit einher gehe auch ein Umbau des bestehenden Gebäudes, sagt Pauer im OÖN-Gespräch: „Nächste Woche kommen die Bagger.“ Beteiligt an der Firma ist unter anderem Ex-Finanzminister Hans Jörg Schelling. Tipps für den Umbau holte sich die Firma diese Woche von der Standortagentur Business Upper Austria.

In Österreich würden jedes Jahr rund eine Million Tonnen an Lebensmitteln weggeworfen, zitiert Pauer eine Studie der Umweltschutzorganisation WWF. Obst, Gemüse, Brot und Speisereste einem Kreislauf zuzuführen, könne dabei helfen, die Abfall- und Entsorgungswirtschaft nachhaltig zu verändern, sagt der 42-jährige Unternehmensgründer, der zuvor als Berufssoldat, in der Banken- und Versicherungsbranche sowie als Unternehmensberater gearbeitet hat und in Wels lebt.

Im bestehenden Werk in Wels herrscht schon jetzt Hochbetrieb. Jede Fliege lebt im Durchschnitt sieben bis zehn Tage und legt 1000 Eier. Die daraus entstehenden Larven werden aufgezogen und mit Lebensmittelabfällen gefüttert. Diese beziehen die Insektianer von Betriebsstätten aus der Umgebung, darunter Backaldrin, Frutura und Eisberg. Mit dem Ausbau sollen in zwei Jahren 50 neue Arbeitsplätze geschaffen werden.

Biodiesel und grüner Wasserstoff

Die Fliegen seien in mehrerlei Hinsicht nutzbar, sagt Pauer. Aus den Larven entstehen Futtermittel für den Heimtiermarkt, die gewonnenen Öle und Fette werden zu Substituten für Naturkosmetika oder Biodiesel, und das Chitin aus den Körperüberresten der Tiere findet in der Pharmaindustrie und in der Luftfahrt Verwendung.

Derzeit forscht das Unternehmen zudem daran, den Kot der Larven wiederzuverwerten. Dieser enthalte die Chemikalie Ammoniak, die aus Wasserstoff und Stickstoff besteht und zu grünem Wasserstoff umgewandelt werden soll, so Pauer. 

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Autor
Martin Roithner
Redakteur Wirtschaft
Martin Roithner
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6  Kommentare
6  Kommentare
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
xerMandi (2.165 Kommentare)
am 23.10.2022 13:27

Wenn der Larvenkot Ammoniak enthält, stinkt er vmtl. stark und stechend.

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Gelesen (784 Kommentare)
am 22.10.2022 13:18

Also eine Eierlegendewollmilchsau. Wenn sich etwas zu gut anhört ist Vorsichtig geboten. Und der 5% Schelling ist auch dabei.

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nichtschonwieder (8.990 Kommentare)
am 22.10.2022 09:30

Ein Tropfen auf den heißen Stein...

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kpader (11.508 Kommentare)
am 22.10.2022 06:13

Da wird es gleich wieder Gegner und Quertreiber geben.

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Gugelbua (33.202 Kommentare)
am 21.10.2022 16:38

kann man nur hoffen es kommen ihnen keine aus 🤣🤣🤣

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Utopia (2.871 Kommentare)
am 22.10.2022 07:46

Das wäre kein Problem. Weder die Fliege noch deren Larven richten Schaden an. Die hungernden Vögel und anderes insektenfressendes Getier würde sich freuen.
Aber bei uns ist es diesen Fliegen eh zu kalt.

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