Chef der Siemens VAI muss seinen Posten überraschend räumen
LINZ. Riesenprobleme bei einem Stahlwerksauftrag in Brasilien kosten den Vorstandsvorsitzenden der Siemens VAI, Richard Pfeiffer, seinen Posten. Ihm folgt der bisherige Finanzchef Werner Auer (54).
Per 1. Juli wird Pfeiffer überraschend abberufen, was bei Siemens Erlangen gestern auch offiziell bestätigt wurde. In der Siemens VAI hat sich die Nachricht gestern wie ein Lauffeuer verbreitet, die Erleichterung war groß.
Pfeiffer hat in der Vergangenheit zahlreiche Mitarbeiter immer wieder vor den Kopf gestoßen. Viele erfahrene Führungskräfte sind während seiner Zeit gegangen. Bei einem Großauftrag für Thyssen Krupp, dem Bau eines Stahlwerks und einer Stranggießanlage in Brasilien, dürften die Probleme kumuliert sein. Schon bei der Planung und beim Engineering sind grobe Schnitzer passiert, die jetzt vor Ort um teures Geld ausgemerzt werden mussten.
Löscher involviert
Die vielen Fehler im Projekt haben bei Thyssen Krupp dazu geführt, dass vor zwei Monaten drei Vorstände – darunter der designierte Nachfolger von Langzeitchef Ekkehard Schulz – gehen mussten. Aufgrund der Kostenüberschreitungen – die Rede ist von 500 Millionen bis einer Milliarde Euro – und von zeitlichen Verzögerungen musste sich der Konzernchef der Siemens AG, Peter Löscher, persönlich vor dem erbosten Schulz rechtfertigen.
Das dürfte der letzte Tropfen gewesen sein, der Pfeiffer seinen Job gekostet hat. Der Auftrag – die gesamte Investitionssumme wird von Thyssen mit 4,5 Milliarden Euro angegeben – wird bei Siemens mit hohen Verlusten abgerechnet werden. Involvierte sprechen von dramatischen Dimensionen. Offiziell wird ein direkter Zusammenhang zu Pfeiffers Abgang in Erlangen in Abrede gestellt. „Das wäre nicht fair“, heißt es. „Probleme im Anlagenbau können immer wieder vorkommen.“
Auch dürfte Pfeiffer nicht zupass gekommen sein, dass Jens Michael Wegmann vor kurzem sein direkter Vorgesetzter geworden ist. Der jetzige Chef der Division Industrial Solutions (IS) bei Siemens hatte einmal einen Posten für Pfeiffer räumen müssen. Das persönliche Verhältnis der beiden ist entsprechend belastet.
Die aktuelle Krise spielt bei der Ablöse hingegen keine Rolle. Wie berichtet, wird in Linz der Abbau von 200 Mitarbeitern des Stammpersonals vorbereitet, die Reduktion von bis zu 350 Leasingkräften läuft.
Während in Linz erzählt wird, Pfeiffer werde nach China „strafversetzt“, heißt es offiziell, der 57-Jährige werde globaler Leiter der Werkstätten. Die meisten dieser Standorte sind freilich in China.
Das ist das einzige was die VAI noch wirklich gut kann. Mios versenken.