Lade Inhalte...
  • NEWSLETTER
  • ABO / EPAPER
  • Lade Login-Box ...
    Anmeldung
    Bitte E-Mail-Adresse eingeben
    Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse oder Ihren nachrichten.at Benutzernamen ein.

gemerkt
merken
teilen

BWB-Chefin will Kampf gegen Marktmissbrauch verstärken

Von nachrichten.at/apa, 28. Jänner 2024, 15:02 Uhr
INTERVIEW MIT BUNDESWETTBEWEBSBEH…RDE-CHEFIN HARSDORF-BORSCH
Natalie Harsdorf-Borsch Bild: ROBERT JAEGER (APA)

WIEN. Viele Bußgeldanträge wegen des Baukartells, Ermittlungen zum Müllkartell laufen.

Die im November 2023 neu bestellte Generaldirektorin der Bundeswettbewerbsbehörde (BWB), Natalie Harsdorf-Borsch, will verstärkt gegen Unternehmen vorgehen, die ihre Marktmacht missbrauchen. In der Vergangenheit hatte sich die BWB mehr auf Preisabsprachen konzentriert und eher selten wegen Marktmachtmissbrauchs ermittelt. "Wir bekommen hier sehr viel an Eingaben und ich glaube, da gibt es einiges an Missständen", sagte Harsdorf-Borsch in einem Interview.

Deutlich komplexere Verfahren

Verfahren wegen Marktmachtmissbrauchs seien ihr ein Anliegen, "auch wenn diese Verfahren deutlich komplexer sind, auch für die Wettbewerbsbehörde, weil beim Nachweis von Marktmachtmissbrauch muss ich erst nachweisen, dass das Unternehmen marktmächtig ist im Sinne des Gesetzes, dann muss ich den Missbrauch nachweisen. Es ist eine stark ökonomische Analyse und diese Verfahren dauern auch im internationalen Vergleich deutlich länger. Aber diese Verhaltensweisen können sehr schädlich sein für die Volkswirtschaft, weil sich dadurch oft mittelständische Unternehmen im Wettbewerb nicht entfalten können", so die Behördenchefin.

Neue Kompetenzen für die BWB

Die BWB hat für das neue Jahr auch neue Kompetenzen übertragen bekommen. So kann die Behörde eine Branche auch dann untersuchen, sollte es Hinweise geben, dass Steuervorteile nicht an die Verbraucher weitergegeben werden. Anlass ist die Steuerbefreiung für Photovoltaik-Anlagen. Aus Wettbewerbssicht seien Subventionen immer kritisch zu prüfen. Das habe man auch bei der Strompreisbremse gesehen, wo mit den 40 Cent pro Kilowattstunde seitens des Staates sozusagen eine Benchmark gesetzt wurde, so Harsdorf-Borsch.

Wettbewerbsrecht als Motor für den Standort

Der Idee, in der EU Unternehmen Fusionen leichter zu ermöglichen, damit diese sich als "European Champions" gegenüber Konkurrenten aus China behaupten zu können, kann Österreichs höchste Kartellwächterin nicht viel abgewinnen. Historisch betrachtet sehe man, dass der Staat gescheitert sei, einen Champion auszusuchen. "Es zeigt sich aber auch, dass ich den Unternehmen nichts gutes tue, wenn ich sie national oder europäisch dem Wettbewerbsdruck entziehe. Sie werden dadurch nicht wettbewerbsfähiger, im Gegenteil, gerade durch den Wettbewerb zuhause entsteht die Stärke für den internationalen Markt", erklärte Harsdorf-Borsch. Wie die BWB-Chefin ausführte, kann ein modernes Wettbewerbsrecht ein Motor für den Wirtschaftsstandort sein. Die Schweiz habe dies in den 1990ern aus einer Rezession heraus getan.

40 Bußgeldanträge beim Kartellgericht

Die Behörde hatte im Vorjahr beim Kartellgericht über 40 Bußgeldanträge gestellt, der bisher höchste Wert in der Geschichte der Behörde und mehr als doppelt so hoch wie 2022. "Wir haben wirklich Vollgas gegeben, was den Vollzug betrifft", so Harsdorf-Borsch. Rasche Verfahren seien ihr, so die Generaldirektorin, besonders wichtig, auch als Signal, dass die Behörde bei wettbewerbsschädlichem Verhalten von Unternehmen nicht lange zusieht.

Rund jeder fünfte Bußgeldantrag betraf 2023 das Baukartell, es ist das bisher größte Kartell in Österreich. Dieses werde die BWB auch heuer beschäftigen, sagte Harsdorf-Borsch. Parallel dazu seien die Ermittlungen im Müllkartell, wo sich Unternehmen bei Ausschreibungen von Abfallwirtschaftsverbänden und Gemeinden abgesprochen hatten, weiter fortgeschritten und es sei im Laufe des Jahres mit Bußgeldanträgen zu rechnen. Auch mit neuen Ermittlungen sei zu rechnen: 2023 gab es fünf Kronzeugenanträge, so viele wie noch nie.

Der Bestellung von Harsdorf-Borsch war ein fast zweijähriges Tauziehen der Regierungsparteien ÖVP und Grüne voraus gegangen. Die Grünen hatten sich gegen den von der ÖVP favorisierten Verwaltungsrichter Michael Sachs aber quergelegt. Harsdorf-Borsch war seit der Pensionierung ihres Vorgängers Theodor Thanner als dessen Stellvertreterin interimistische Leiterin der Behörde.

"Keine Anrufe zur inhaltlichen Arbeit"

Der für die weisungsfreie Behörde zuständige Wirtschaftsminister Martin Kocher (ÖVP) habe bei der Dekretübergabe "mir gegenüber betont, wie wichtig ihm eine unabhängige Wettbewerbsbehörde ist", so Harsdorf-Borsch. "Ich kriege da keine Anrufe zu meiner inhaltlichen Arbeit", so die BWB-Chefin. Unter Kochers Vorgängerin Margarete Schramböck (ÖVP) war die BWB einer Berichtspflicht unterworfen worden, der ursprüngliche Entwurf wurde nach Kritik abgeschwächt und bezieht sich nun nicht mehr auf Ermittlungen, etwa auf geplante Hausdurchsuchungen. Harsdorf-Borschs Vertrag läuft fünf Jahre bis Oktober 2028.

mehr aus Wirtschaft

Jollydays-Konkurs - Sachverhaltsdarstellung bei WKStA eingelangt

Ikea testet Onlineplattform für gebrauchte Möbel

EVN steigerte Ergebnis trotz Umsatzrückgangs

Wechsel in der Geschäftsführung bei Josko

Lädt

info Mit dem Klick auf das Icon fügen Sie das Schlagwort zu Ihren Themen hinzu.

info Mit dem Klick auf das Icon öffnen Sie Ihre "meine Themen" Seite. Sie haben von 15 Schlagworten gespeichert und müssten Schlagworte entfernen.

info Mit dem Klick auf das Icon entfernen Sie das Schlagwort aus Ihren Themen.

Fügen Sie das Thema zu Ihren Themen hinzu.

3  Kommentare
3  Kommentare
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
analysis (3.857 Kommentare)
am 28.01.2024 19:31

Eine Behörde, welche seit Jahren zusieht, wie
1) durch Vermarktungs-Organisationen der Landwirte und LM-Industrie und den LM-Handels-Giganten die Preise für heimische Nahrungsmittel hochgetrieben werden
2) die Tankstellen ihre Abzocke betreiben können und zumindest seit 2022 der Dieselpreis, komplett abgekoppelt von den Rohölpreisen, exorbitant gestiegen ist

sehe ich eher als Vorfeld-Organisation der WKO, und nicht als Kontroll- und Eingreif-Organ!

lädt ...
melden
antworten
azways (5.997 Kommentare)
am 28.01.2024 19:20

Das zweite B von BWB steht ja für "Behörde".

Damit ist von vornherein jegliche Nahvollziehbarkeit ausgeschlossen.
Den ganzen BWB-Zirkus ersatzlos abschaffen, weil sowieso nichts verändert, geschweige denn sanktioniert werden darf (ÖVP-Wille !)

lädt ...
melden
antworten
LASimon (12.937 Kommentare)
am 28.01.2024 18:42

Wenn ich den letzten Absatz lese, verstehe ich, warum manche Poster der ÖVP den Vorwurf machen, das Justizministerium leichtfertig den Grünen überlassen zu haben. Man versteht auch, warum die ÖVP unter allerlei Vorwänden eine Änderung der Weisungsspitze nur unter Kuratelstellung des Bundes-/Generalstaatsanwalts unter das Parlament (sprich: die Parteien) zuzustimmen geneigt ist.

lädt ...
melden
antworten
Aktuelle Meldungen