Digitalos 2024: Mit Zuversicht, Mut und Elan auf digitalen Wegen
LINZ. Die Digitalos-Preisträger 2024 sind Gerfried Stocker, Talents&Company, Charity Putz, Ventopay, Coders.Bay und Christine Antlanger-Winter.
An Oberösterreichs Digitalszene führt kein Weg vorbei. In dieser Erkenntnis bestärkt wurden am Dienstagabend fast 300 Besucher der Digitalos-Gala in der Linzer Tabakfabrik. Zum sechsten Mal verliehen die OÖN und ihre starken Partner Sparkasse Oberösterreich, KPMG, Stadt Linz, Land Oberösterreich und Wiener Städtische den wichtigsten Digitalpreis des Landes. Und zum ebenso vielten Mal bestimmten Jubelposen, Freudenschreie und Dauergrinsen das Geschehen.
Am lautesten und euphorischsten fiel der Jubel bei Charity Putz und ihrem Team aus. Die Unternehmerin aus Kematen am Innbach bekam von der Jury unter dem Vorsitz von IT:U-Gründungspräsidentin Stefanie Lindstaedt den Digitalos für die „Digitale Persönlichkeit“ verliehen. Putz hatte sich beim Online-Publikumsvoting durchgesetzt und strahlte bei der Preisübergabe von einem Ohr zum anderen.
Elan versprühte auch das Moderatorenduo Barbara Eidenberger (OÖN) und Marvin Wolf (ORF), das in bewährter und kurzweiliger Manier durch den Abend führte. Dass Digitalisierung und eine Marke mit fast 80-jähriger Tradition wie die OÖNachrichten kein Widerspruch seien, betonte OÖN-Chefredakteurin Susanne Dickstein: „Wir sind immer mit der Zeit gegangen und haben Innovationen gesucht und umgesetzt.“ Mit modernen und digitalen Kanälen erreichten die OÖN viel mehr Leser, als das nur mit der Printzeitung möglich wäre. Die digitalen Möglichkeiten seien für alle traditionelle Unternehmen eine große Chance, waren sich alle einig.
„Dafür braucht es aber auch die Menschen hinter den digitalen Lösungen“, ergänzte Stefanie Huber, Generaldirektorin der Sparkasse Oberösterreich. Linz und Oberösterreich seinen für die Digitalisierung ein guter Boden, waren sich Landeshauptmann Thomas Stelzer und „Hausherr“ Markus Eidenberger einig. Oberösterreicher zeichne aus, „dass sie anpacken, dass sie machen, dass sie es einfach probieren“, sagte Stelzer. Diese Chancen sahen auch die Partner Dietmar Gruber (Wiener Städtische), Kathrin Bruckmayer (KPMG) und Dietmar Prammer (geschäftsführender Vizebürgermeister), „und dafür sei auch unternehmerischer Mut erforderlich“, sagte Wirtschaftslandesrat Markus Achleitner. Trotz wirtschaftlich schwierigen Zeiten würden die Unternehmer in Oberösterreich vorangehen, zumal in der Digitalszene.
Gewichtige Trophäen
Die Trophäen für die Sieger kamen wieder von der voestalpine und aus dem 3-D-Drucker. Finanzvorstand Gerald Mayer sagte, der Stahl- und Technologiekonzern sehe sich als Vorreiter bei der Digitalisierung. „Das beginnt beim Einkauf, geht über die Produktion und reicht bis zur Logistik.“ Auch in der Lehrlingsausbildung lege das Unternehmen darauf einen Schwerpunkt.
Über einen dieser gewichtigen Preise durften sich Wolfgang Kurz und sein Team von der Coders-Bay freuen, die Migranten erfolgreich zu Programmierern ausbilden und dafür in der Sparte „Digitales Projekt“ den Sieg holten.
Bei den „Digitalen Start-Ups“ kürte die Jury in diesem Jahr Christoph Shawa und die Talents & Company ausgezeichnet, die Firmen auf digitalen Wegen unterstützt, das richtige Personal zu finden. Insgesamt gab es heuer mehr als 70 Einreichungen für den Digitalos, wie Juryvorsitzende Lindstaedt sagte, „die Qualität und Bandbreite war sehr groß und zeigt auch die Interdisziplinarität, die notwendig ist.“
In der Kategorie „Digitale Transformation“ setzte sich Ventopay aus Hagenberg durch. Die Softwareschmiede ist auf Großküchen und Gemeinschaftsverpflegungen spezialisiert und hat mittlerweile auch Standorte in Deutschland und in der Schweiz.
Der Sonderpreis Digitalia ging heuer an Christine Antlanger-Winter, gebürtige Linzerin und mittlerweile Google-Chefin in der Schweiz, wo 5000 Mitarbeiter an neuen digitalen Produkten forschen und arbeiten. Begonnen hat ihre Karriere mit einem FH-Studium in Hagenberg. „Damals war der Frauen-Anteil noch eher gering“, sagt Antlanger-Winter, die sich mit ihren Eltern über die Auszeichnung freute.
Emotional verlief die Verleihung des Lebenswerks für Gerfried Stocker, der bei der Ars Electronica in Linz seit fast 30 Jahren die Fäden zieht und für seine Pionierleistung im Sinne der digitalen Vernetzung von Kunst, Technologie und Wissenschaft geehrt wurde.“„Ich freue mich riesig über diese Auszeichnung. Aber diese Leistung ist eine Leistung von ganz vielen Menschen, die den Weg seit 1995 mit mir gegangen sind.“
Bildergalerie: Das war die Digitalos Gala 2024
Galerie ansehenCharity Putz: Zweites Leben für alte Möbel
Die Überraschung war perfekt, ihr Jubel im Saal war unüberhörbar und echt, als Charity Putz und ihr Mann Jochen den Preis für die beste Digitale Persönlichkeit bekamen. Die beiden haben ein Händchen dafür, aus alten und „wertlosen“ Möbelstücken trendig aussehende Möbel-Unikate zu schaffen.
2019 wurde die Idee geboren – aus der Frage, was mit einem alten Kasten geschehen sollte. „Weg damit oder retten? Mein Mann ist Tischler – und so ist chary chic entstanden“, erinnert sich Charity, der kreative Kopf und das Social-Media-Talent dahinter.
In Kematen am Innbach im Bezirk Grieskirchen befinden sich Werkstatt und Lager, das schon fast übergeht vor alten Kommoden, Sesseln und Kästen. Mit einfachen Mitteln machen die beiden mit einem kleinen Team altes Mobiliar wieder shabby-chic, anders als bei antiquarischen Möbeln entsteht hier etwas völlig Neues.
„Oft erzählen die Kunden, die ein Stück am Dachboden finden und zu uns bringen, wunderbare Geschichten und freuen sich, wenn die Kommode der Tante dann neu gestaltet ein Ehrenplatzerl in der eigenen Wohnung bekommt.“ Sonst wäre sie im Sperrmüll gelandet.
Kunden können online oder am Hof im Shop stöbern und fertige Einrichtungsgegenstände erwerben. Oder sie lassen sich ihr eigenes Stück upcyceln. Mittlerweile werden die Möbel – dank des guten Onlineauftritts auf etlichen Kanälen – auch nach Deutschland oder Venedig verschickt.
Talents&Company: Hilfe bei der Lehrlingssuche
Die wirtschaftlichen Herausforderungen sind derzeit groß, viele Unternehmen sind aber nach wie vor auf der Suche nach Lehrlingen, einige vergeblich. Das Linzer Unternehmen Talents&Company hat sich darauf spezialisiert, Unternehmen unterschiedlicher Größen und Branchen beim Suchen, Binden und Ausbilden von Lehrlingen zu unterstützen. Dafür wurde das Unternehmen, das 2023 von den drei Schulfreunden Mario Derntl, Christoph Shawa und Fabian Dopler gegründet wurde und sechs Mitarbeiter beschäftigt, mit dem Digitalos ausgezeichnet: „Die Überraschung war groß. Der Preis ist auch eine Motivation für unseren weiteren Weg“, sagt Shawa.
Talents&Company hilft seinen Kunden, auf Basis der im Unternehmen verfügbaren Daten zu evaluieren, wo die Ausbildung derzeit steht und wo es Verbesserungspotenzial gibt. „Es geht uns darum, Perspektiven aufzuzeigen“, sagt der studierte Jurist Shawa. Rund 40 Kunden werden derzeit betreut, unter ihnen der Spritzgussspezialist StarlimSterner und der Buchhändler Thalia. In der Aufbau- und Pilotphase befindet sich das „Talents&Leaders“-Projekt: Dabei handelt es sich um eine Plattform mit Vorzeige-Beispielen aus dem deutschsprachigen Raum: Unternehmen können diese Wissensdatenbank nutzen und die Gedankenanstöße selbstständig oder unter Anleitung im eigenen Betrieb umsetzen. Als Investor an Bord ist neben dem Gründerfonds etwa auch Runtastic-Gründer Florian Gschwandtner.
Gewinner-Statements zum Digitalos 2024
Der Medienkünstler und Ars-Electronica-Geschäftsführer Gerfried Stocker wurde für sein Lebenswerk geehrt. Die Sieger in den übrigen Kategorien sind Talents&Company, Charity Putz, Ventopay, die Coders.Bay und Christine Antlanger-Winter.
Ventopay: Gemeinsam stark
„Danke, das ist ein Preis für das ganze Team“, sagte Geschäftsführer Johannes Reichenberger mit großer Freude, als er den Digitalos auf der Bühne überreicht bekam.
Das Hagenberger Unternehmen Ventopay wickelt Bezahlungen in Großküchen und Gemeinschaftsverpflegungen digital ab – unter anderem für die Lufthansa, voestalpine oder Uni-Mensen. Mittlerweile arbeiten 150 Mitarbeiter an neun Standorten, 76 davon im Raum Linz. Die Firma wurde 2012 in Hagenberg gegründet. „Handschlagqualität nach innen und außen ist uns wichtig“, sagt der 36-jährige Chef. Dazu kommen ökologische Aspekte. Denn durch das System von Ventopay plus KI können der Einkauf und die Menüfolge optimiert werden, „so werden weniger Lebensmittel verschwendet“, sagt Reichenberger. Deshalb betreibe man Grundlagenforschung und erstelle Prognosen für bedarfsgerechtes Kochen.
Coders.Bay: Vom Bäcker zu Dynatrace
„Wir bilden in sehr kurzer Zeit praxisorientiert junge Talente, Quer- und Wiedereinsteiger aus, die in der IT Fuß fassen wollen“, sagt Wolfgang Kurz (Bild). Er leitet gemeinsam mit Marion Urbanides die Coders.Bay in der Tabakfabrik. Der Sieg beim Digitalos ist zusätzlicher Ansporn. Urbanides: „Wir bringen motivierte Absolventen hervor, die bei Unternehmen arbeiten wollen. Wir laden auch Firmen ein, sich bei uns zu präsentieren und Kontakte zu knüpfen.“
Vor sechs Jahren gegründet, haben die mittlerweile 35 Mitarbeiter der Programmierschule des Berufsförderungsinstituts bfi mehr als 800 Personen ausgebildet. Das sind einerseits Privatpersonen, andererseits welche, die von ihrer Firma geschickt werden, oder Arbeitslose, die zur Qualifikation vom AMS kommen.
Zuvor waren die Absolventen in unterschiedlichen Berufen tätig – von Lkw-Lenkern bis zu Angestellten im Tourismus. Ein ehemaliger Bäcker etwa arbeitet nach der Coders.Bay-Ausbildung bei Dynatrace, eine frühere Pädagogin bei Liwest.
Mit dem Projekt Code.Fusion bildet die Coders.Bay seit heuer auch Asylwerber aus. Natnael Bekele aus Äthiopien ist ein Absolvent, er war bei der Preisverleihung mit auf der Bühne.
Christine Antlanger-Winter: Hagenberg als Initialzündung
„Wir bilden in sehr kurzer Zeit praxisorientiert junge Talente, Quer- und Wiedereinsteiger aus, die in der IT Fuß fassen wollen“, sagt Wolfgang Kurz (Bild). Er leitet gemeinsam mit Marion Urbanides die Coders.Bay in der Tabakfabrik. Der Sieg beim Digitalos ist zusätzlicher Ansporn. Urbanides: „Wir bringen motivierte Absolventen hervor, die bei Unternehmen arbeiten wollen. Wir laden auch Firmen ein, sich bei uns zu präsentieren und Kontakte zu knüpfen.“
Vor sechs Jahren gegründet, haben die mittlerweile 35 Mitarbeiter der Programmierschule des Berufsförderungsinstituts bfi mehr als 800 Personen ausgebildet. Das sind einerseits Privatpersonen, andererseits welche, die von ihrer Firma geschickt werden, oder Arbeitslose, die zur Qualifikation vom AMS kommen.
Zuvor waren die Absolventen in unterschiedlichen Berufen tätig – von Lkw-Lenkern bis zu Angestellten im Tourismus. Ein ehemaliger Bäcker etwa arbeitet nach der Coders.Bay-Ausbildung bei Dynatrace, eine frühere Pädagogin bei Liwest.
Mit dem Projekt Code.Fusion bildet die Coders.Bay seit heuer auch Asylwerber aus. Natnael Bekele aus Äthiopien ist ein Absolvent, er war bei der Preisverleihung mit auf der Bühne.
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