Der Pegasus fliegt aus der analogen Welt in die digitale
LINZ. Galanacht der Wirtschaft im Spannungsfeld zwischen Tradition und Zukunftsvisionen: Miba, Sprecher Automation und Barbaric als Sieger in den Hauptkategorien.
Eine Roboter-Robbe zum Kuscheln, eine Pegasus-Statue aus dem 3D-Drucker und der kleine Bruder von R2-D2, der Roboterfigur aus der Star-Wars-Reihe: Es war am Donnerstagabend nicht zu übersehen, dass der Pegasus den Sprung in die digitale Welt geschafft hat.
Doch die Hauptdarsteller dieser Galanacht der Wirtschaft waren andere: die erfolgreichen Unternehmer und Manager aus Oberösterreichs Wirtschaft, die eine eindrucksvolle Leistungsschau aus den heimischen Betrieben lieferten. Auch wenn der Pegasus heuer bereits zum 26. Mal vergeben wurde, hat er nichts an Strahlkraft eingebüßt: "Der Pegasus ist eine große Krönung des Unternehmerlebens", sagte Stefan Barbaric. Der Linzer Unternehmer holte sich den Pegasus in Gold in der Kategorie Innovationskaiser. Sein auf anspruchsvolle Hebetechnik spezialisierter Betrieb reihte sich damit in eine glanzvolle Liste.
Dank mit Botschaft
Ein weiterer Gewinner des Abends: Erwin Raffeiner. Der Geschäftsführer der Linzer Sprecher Automation nahm den Preis stellvertretend für 522 Mitarbeiter entgegen. Das auf Schaltanlagen und Automatisierung für die Energiewirtschaft spezialisierte Unternehmen wächst seit geraumer Zeit zweistellig. Im Vorjahr wurde ein Umsatz von rund 90 Millionen Euro erzielt. Raffeiner nützte seinen Bühnenauftritt auch noch für eine "kleine Botschaft" an den Linzer Bürgermeister Klaus Luger: "Wir haben viele Mitarbeiter, die aus dem Mühlviertel zu uns pendeln. Wir brauchen dringend mehr Parkplätze in Linz."
In der Kategorie Leuchttürme setzte sich die Miba AG gegen große Konkurrenz durch. F. Peter Mitterbauer führt in der dritten Generation den Zulieferkonzern. "Ich nehme den Preis entgegen für alle Mitarbeiter – als Anerkennung für die harte Arbeit, die wir gemeinsam leisten." Ein Schwerpunkt der Investitionen des Familienunternehmens liegt derzeit auf dem Bereich E-Mobilität.
Heinrich Schaller, Generaldirektor der Raiffeisenlandesbank (RLB) Oberösterreich, gab Einblick in die Digitalisierung im Bankwesen. 96 Prozent aller Transaktionen würden bereits elektronisch abgewickelt. Darauf nahm der Linzer Bürgermeister Klaus Luger Bezug, als er sich als "oldschool" outete: Er zähle zu den verbliebenen vier Prozent, die Überweisungen nach wie vor mit Erlagschein tätigen. Er berichtete auch, dass er im vierten Quartal sein Büro auf komplett digital umstellen wolle: "Meine Mitarbeiter glauben noch nicht daran, dass mein Büro papierlos sein wird."
Landeshauptmann Thomas Stelzer betonte, was trotz Digitalisierung analog bleiben müsse: "Mut haben, Verantwortung tragen und Grenzen ziehen. Und: die Zeitung am Morgen."
> Video: Das war die Pegasus-Gala 2019
So sehen Sieger aus
Die Pegasus-Gewinner
Leuchttürme
1. Platz: Miba AG, Laakirchen
2. Platz: Keba AG, Linz
3. Platz: Wacker Neuson, Hörsching
TGW Logistics Group (Wels), KTM Fahrrad GmbH (Mattighofen), S&T AG (Linz), IFN Beteiligungs GmbH (Traun), Wintersteiger AG (Ried/Innkr.), Alpine Metal Tech (Regau), Tiger Coatings (Wels)
Erfolgsgeschichten
1. Platz: Sprecher Automation GmbH, Linz
2. Platz: Löffler GmbH, Ried/Innkreis
3. Platz: Schatzdorfer Gerätebau, Zipf
Speedmaster (Eberstalzell), Ringer (Regau), Ganser Liftsysteme (St. Peter/Wimb.), Molto Luce (Wels), fitness company (Leonding), Gesundheitszentrum Revital Aspach, Polytherm Kunststoff und Metalltechnik (Weibern)
Innovationskaiser
1. Platz: Barbaric GmbH, Linz
2. Platz: Econ GmbH, Weißkirchen/Traun
3. Platz: Click&Learn GmbH, Linz
Syn Trac (Gschwandt), Wasserbauer (Waldneukirchen), Boards & More (Molln), Pigmentsolution (Vöcklabruck), Groma247 (Schöndorf), Simply Bread (Linz), Realsim (Ansfelden)
Unternehmerisches Lebenswerk
Für den Preis für das unternehmerische Lebenswerk kann man sich nicht bewerben. Das Vorschlagsrecht haben die Partner des Pegasus. Aus dem Kreis der Vorgeschlagenen wählt die Jury jährlich einen Preisträger, eine Preisträgerin oder ein Paar aus, das diesen Preis verdient.
Unternehmerin des Jahres
Aus allen Bewerbungen, die in allen Kategorien eingehen, wählt die Pegasus-Jury mit der Wirtschaftskammer Österreich jährlich die Unternehmerin des Jahres aus.
Zukunftshoffnungen
1. Platz: ess Engineering Software Steyr
2. Platz: Veritas by Melanie Hofinger, Linz
3. Platz: Neuburger Fleischlos, Ulrichsberg
AVR Tech Innovations (Fischlham), Stadthotel Schärding, Düring & Hummer Transporte (Pregarten), Bäckerei Café Pumberger (Niederkappel), MM Cleaning (Linz), Mox Innovations (Linz), fruittech (Raab)
Wenn es einer eloquenten Unternehmerin die Sprache verschlägt
"Mir wird nachgesagt, dass es Dinge gibt, die ich ganz gut kann: Dazu gehören Kochen, Skifahren und Reden." So beschreibt sich Gertrude Schatzdorfer-Wölfel selbst. Doch als sie für die Verleihung des Pegasus in Gold für die Unternehmerin/Managerin des Jahres auf die Bühne gebeten wird, ist die eloquente Unternehmerin plötzlich sprachlos. "Das habe ich bei meiner Frau auch noch nicht erlebt", flüstert Gerhard Wölfel seinen Sitznachbarn zu.
Der lange Applaus des Publikums bestätigt die Wahl: Gertrude Schatzdorfer-Wölfel ist eine würdige Pegasus-Preisträgerin. Vor allem in den ersten, harten Jahren habe sie täglich beweisen müssen, dass sie fähig sei, ein Metallbauunternehmen zu führen. Denn der Karriereweg der gelernten Kindergärtnerin war alles andere als vorgezeichnet. 1998 wurde sie aufgrund der Trennung ihrer Eltern quasi über Nacht in die Unternehmensleitung gedrängt. "Eine Wahl habe ich nicht gehabt. Hätte ich einen Bruder gehabt, wäre ich bestimmt nicht zum Zug gekommen", erzählt sie rückblickend.
Eine Frauenförderin
Mit Geschick, Fleiß und Unterstützung der Mannschaft hat sie den Gerätebau Schatzdorfer mit Sitz in Zipf zum Erfolg geführt. 100 Mitarbeiter und gut zwölf Millionen Euro Umsatz stehen heute zu Buche. Die Förderung von Frauen ist der Mutter zweier Töchter aus der eigenen Geschichte heraus ein Anliegen. Ihr Ziel, 15 Prozent Frauen in das Unternehmen zu holen, hat sie längst übererfüllt: 25 Prozent sind es mittlerweile. Dieses Ziel zu erreichen, sei aber nur mit Hilfe der Männer möglich gewesen: Es habe emanzipierte Männer gebraucht, die Frauen gut ausbilden wollten.
Bei der Pegasus-Gala unterhielt Schatzdorfer-Wölfel das Saalpublikum: "Es heißt doch immer: Hinter einem erfolgreichen Mann steht eine Frau, die ihn unterstützt. Hinter einer erfolgreichen Frau stehen zwei Männer, die sie aufhalten wollen." Bei ihr sei es anders: Ihr Geschäftsführer Kurt Kirchgatterer und ihr Ehemann Gerhard Wölfel würden sie immer unterstützen. Letzterer wischte sich beim Lob von der Bühne verstohlen eine Träne aus dem Augenwinkel.
Besonders schön findet die 58-Jährige, dass mit Tochter Elisa Schatzdorfer die nächste Generation im Betrieb wieder weiblich ist. Anders als sie es erlebt hatte, übte sie keinen Druck auf die Tochter aus. Elisa entschied während des Studiums in London, dass sie nach Zipf zurückkehren werde.
Donnerstagabend hat Schatzdorfer-Wölfel übrigens gleich zwei Preise abgeräumt: Sie gewann auch den Pegasus in Bronze in der Kategorie Erfolgsgeschichten. Die besten schreibt bekanntermaßen das Leben.
Pegasus statt Hochzeitstag und Maturafeier
Groß war die Anerkennung für das unternehmerische Lebenswerk der Stiwa-Gründer Herta und Walter Sticht. Sie leben und arbeiten seit 50 Jahren miteinander. Wie das gehe, wollten die Moderatoren Elisabeth Eidenberger und Klaus Obereder wissen: „Es ist ein Leben. Man kann das Berufliche und das Private nicht trennen. Höhen und Tiefen muss man durchstehen“, sagte Herta Sticht und erntete viel Zustimmung aus dem Publikum. Dass die Grenzen nämlich oftmals verschmelzen, das können F. Peter Mitterbauer und Ehefrau Johanna bestätigen: Sie verbrachten ihren zehnten Hochzeitstag gestern bei der Pegasus-Gala. Wacker-Neuson-Vorstandsvorsitzender Martin Lehner wiederum ließ – schweren Herzens – die Maturafeuer seiner Tochter ausfallen, um zeitgleich den Pegasus in Bronze im Brucknerhaus entgegen zu nehmen. Helmut Mitter, Landesgeschäftsführer des Sozialdemokratischen Wirtschaftsverbandes, wiederum begleitete „seine“ Landespräsidentin Doris Margreiter, obwohl es sein Geburtstagsabend war.
Und manchmal ändern Unternehmer sogar ihren Namen, um so zu heißen, wie ihr Betrieb: Elisa Mairinger hat entschieden, den Mädchennamen ihrer Mutter – Schatzdorfer – anzunehmen, weil sie beruflich in deren Fußstapfen treten wird.
Auch wenn die Gala zum 26. Mal über die Bühne ging, war es für viele der rund 600 Besucher eine Pegasus-Premiere im Brucknerhaus. Einer von ihnen war Miba-Manager Martin Liebl, der von der Vielfalt der ausgezeichneten Firmen begeistert war: „Hier werden beeindruckende Leistungen gezeigt.“
Splitter
Zukunftshoffnungen: Begeistert war das junge Team der Softwarefirma Engineering Software Steyr (ESS). Es entschied das Saalvoting in der Kategorie Zukunftshoffnungen eindeutig für sich. „Es ist verrückt, dass wir gewonnen haben. Vor fünf Jahren waren wir zu zweit, jetzt sind wir 50. Wir hätten nie gedacht, dass es in diese Richtung geht“, sagte Gründer Martin Schifko. Das Team sei dank Pegasus „motiviert bis in die Zehenspitzen“.
Missgeschick: Die Pegasus-Statuen sind gleichermaßen wertvoll wie filigran. Davon kann Otto Leodolter, Geschäftsführer von Löffler, ein Lied singen. In seiner Euphorie nahm er die Trophäe zu schwungvoll entgegen und brach das fliegende Pferd in Silber vom Kristallsockel. „Das ist ein gutes Omen. Meinem Vorgänger Bruno Obermayer ist es auch passiert.“
Höhepunkt: „Der Pegasus ist das Ereignis, das vor Augen führt, wie vielfältig und leistungsstark die heimische Wirtschaft ist“, sagte Hermann Pühringer, Direktor der Wirtschaftskammer. Er ist ein Stammgast beim Pegasus ebenso wie der Linzer Vizebürgermeister Bernhard Baier, der die Verleihung des Pegasus in Kristall als emotionalen Höhepunkt bezeichnete.
Erlesen: Eventmanager Klaus Pruenster und Hans Stoll, Weinexperte der OÖNachrichten, verkosteten noch kurz vor Beginn der Gala die edlen Tropfen des Weinguts Kolkmann aus Fels am Wagram.
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