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Trotz Lieferstopp: Wie russisches Erdgas über Umwege zur OMV gelangen könnte

Von nachrichten.at/apa, 18. November 2024, 16:26 Uhr
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Das Interesse am günstigen russischen Gas ist weiterhin groß. Bild: JOE KLAMAR (AFP)

WIEN. Insgesamt exportiert der russische Konzern Gazprom täglich rund 42,4 Millionen Kubikmeter nach Europa.

Seit dem Gas-Lieferstopp der Gazprom an die OMV am Samstag ist der Handel über die Börse deutlich gestiegen. Um den Lieferausfall zu kompensieren, dürfte auch die OMV verstärkt über die Börse zugekauft haben, heißt es in der Branche. Und ein wesentlicher Teil des kurzfristig erworbenen Gases dürfte über den Umweg der Börse von der Gazprom kommen. Damit könnte Gazprom trotz der Rechtsstreitigkeiten mit der OMV ihr Erdgas gewinnbringend an die Österreicher verkaufen.

Nach dem Lieferstopp, den Gazprom über die OMV verhängt hat, gingen die Liefermengen am Gas-Knotenpunkt Baumgarten in Niederösterreich um 10 bis 20 Prozent zurück. Vor dem Lieferstopp waren es vergangene Woche rund 290 GWh pro Tag, am Samstag und Sonntag waren es nur mehr knapp über 240 GWh pro Tag. Insgesamt exportiert der russische Konzern täglich rund 42,4 Millionen Kubikmeter nach Europa.

Genügend Abnehmer - auch über die Börse

Gazprom hat für jene Gasmengen, die nun nicht mehr an die OMV gehen, rasch andere Abnehmer gefunden - teils über neue Käufer und Zwischenhändler, teils über die Börse. Da das russische Gas deutlich günstiger sei als jenes aus anderen Quellen, sei das Interesse entsprechend groß, teilte eine mit russischen Gas-Exporten vertraute Person der Nachrichtenagentur Reuters mit.

Nach vorläufigen Daten des slowakischen Übertragungsnetzbetreibers Eustream beliefen sich die geplanten Gaslieferungen über die Slowakei nach Österreich für Montag auf 22,3 Millionen Kubikmeter. Die OMV hatte vor dem Lieferstopp 17 Mio. Kubikmeter pro Tag von Gazprom erhalten. Diese Mengen werden nun von anderen Käufern oder Zwischenhändlern in Europa übernommen.

Wobei vermutlich auch die OMV über die Börse zukaufen dürfte, merkte Johannes Mayer, Leiter der volkswirtschaftlichen Abteilung bei der E-Control, an. Und ein wesentlicher Teil davon könnte indirekt auch von der Gazprom stammen, so Christoph Dolna-Gruber, bei der Energieagentur für Strategie zuständig. Schließlich lasse sich nicht nachvollziehen, woher das an der Börse erworbene Gas stammt. Allerdings bleibe der OMV nichts anderes übrig, um die Lieferverpflichtungen kurzfristig zu erfüllen. Die OMV bestätigte zwar den Ausfall der direkten Gazprom-Lieferungen, machte jedoch keine Angaben, inwieweit sich dies auf ihren Gaseinkauf über die Börse ausgewirkt habe.

Russisches Gas fließt nach Slowakei, Ungarn, Tschechien

Russisches Gas wird laut einem Bericht von Reuters weiterhin in signifikanten Mengen an die Slowakei und Ungarn verkauft sowie an Tschechien, das keinen direkten Vertrag hat. Kleinere Mengen gehen nach Italien und Serbien. Das staatliche slowakische Gasunternehmen SPP, das einen langfristigen Vertrag mit Gazprom für seine slowakischen Verbraucher hat, wollte auf Nachfrage nicht sagen, ob es einen Teil des Volumens kauft, das bisher an OMV geliefert wurde.

Unabhängig davon sind die Gasflüsse von der Slowakei nach Tschechien seit dem 1. Oktober stark gestiegen und machen jetzt 74 Prozent der gesamten tschechischen Importe aus, obwohl tschechische Unternehmen keine Verträge mit Gazprom haben.

Nach Angaben von Händlern und Analysten könnte es sich dabei um Gas handeln könnte, das aus Russland stammt und über die Turkstream-Pipeline oder die Ukraine geliefert wird und möglicherweise aufgrund voller Speicherkapazitäten billiger nach Tschechien geliefert wird als Gas aus dem Westen.

Lieferungen ohnehin nur für heuer gesichert

Der Lieferstopp ist das Resultat eines Rechtsstreits zwischen der OMV und Gazprom. Der OMV wurden von einem Schiedsgericht 230 Mio. Euro an Schadenersatz zugesprochen. Daher kündigte der österreichische Energiekonzern an, die russischen Gaslieferungen mit dem Schadenersatz gegenzurechnen. Bereits die aktuelle Rechnung für Oktober sollte nicht mehr beglichen werden, wie Mayer anführte. Gazprom stoppte daraufhin die Lieferung an die OMV und bot das Gas eben anderen Abnehmern und über die Börse an. Gazprom sichert sich so die Erlöse aus dem Gas-Export.

Allerdings musste man bei der OMV ohnehin davon ausgehen, dass es wahrscheinlich ab Jahresende keine Gaslieferungen aus Russland geben werde. Denn dann endet nach aktuellem Stand das über fünf Jahre abgeschlossene Gastransitabkommen Russlands mit der Ukraine. In diesem Fall wird Gazprom kein Gas mehr nach Baumgarten liefern können.

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4  Kommentare
4  Kommentare
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spoe (16.024 Kommentare)
am 19.11.2024 08:10

Russisches Erdgas könnte nicht über Umwege zur OMV gelangen, sondern das geschieht exakt so wie früher über die selben Rohrleitungen. Nur die Abrechnung wird über andere Unternehmen "über Umwege" und Mehrkosten durchgeführt.

Hat man das vorige Woche so angekündigt und behauptet, hätten die üblichen Personenkreise wieder "Aluhutträger!" gerufen.

Man sieht, wie sehr die Bürger täglich an der Nase herumgeführt werden.
Und praktisch jeder nimmt es so hin.

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LiBerta1 (4.285 Kommentare)
am 19.11.2024 09:09

Nicht jeder.

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hbert (2.454 Kommentare)
am 18.11.2024 21:34

Wie dumm kann man nur sein? Oder müsste man schon fragen: wie dumm dürfen Politiker sein?
Alle wissen es:
Wir bekommen auch weiterhin russisches Gas, wir beziehen es halt über Dritte. Russland kann die Preise fast beliebig diktieren, der Dritte muss auch etwas verdienen - und schon haben wir rund mind. 20% Mehrpreis!
Und dann gibt es "Experten", die behaupten, das Gas wird nicht teurer werden - geht´s noch?
Haut die Experten raus, und jedes "Milchmädchen" wird Euch bessere Vorhersagen machen - zu einem Bruchteil der Kosten - 2fach gespart!

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spoe (16.024 Kommentare)
am 18.11.2024 17:30

"Da das russische Gas deutlich günstiger sei als jenes aus anderen Quellen"

Dann muss mir mal ein Experte erklären, warum beim kompletten Wegfall der russischen Lieferungen durch die Ukraine der Gaspreis nicht massiv ansteigen wird.

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