Die Liebe vom Traumschiff
Helga, gebürtige Steirerin, und Reinhard Honeder, waschechter Mühlviertler lernten sich auf hoher See kennen. Zusammen steuerten sie einen sicheren Hafen in Oberösterreich an.
Helga (52) und Reinhard Honeder (49) sind nicht nur geschäftlich im gemeinsamen Betrieb miteinander verbandelt, sondern auch seit fast 25 Jahren glücklich verheiratet.
Die ehemaligen Weltenbummler lernten sich im Ausland kennen, heute führen sie die Honeder Naturbackstube gemeinsam.
Mit uns plauderte das sympathische Ehepaar über ihr Kennenlernen, den gemeinsamen Alltag und wie sie sich ihre Liebe erhalten.
OÖN: Wo haben Sie sich denn zum ersten Mal getroffen?
Helga: Ich habe im Sommer 1988 auf einem Kreuzfahrtschiff, dem damaligen Fernseh-Traumschiff, als Stewardess angeheuert. Reinhard war dort als Chef-Patissier angestellt. Weil ich so gerne Süßes esse, war ich oft in der Konditorei. So haben wir uns kennengelernt.
Reinhard: Es hat von Anfang an geknistert, wir haben uns aber langsam angenähert. Unser erster Kuss war ganz genau am 9. April 1989. Es war fast kitschig, weil wir da gerade in der Karibik vor Anker lagen. Daraufhin haben wir beide unseren Arbeitsvertrag am Schiff verlängert und sind noch gemeinsam auf Weltreise mit dem Schiff gefahren. In Athen sind wir dann im Mai 1990 für immer von Bord gegangen.
Und Ihre junge Beziehung?
Reinhard: War dann für zwei Jahre eine klassische Fernbeziehung.
Helga: Da wir beide von einem Familienbetrieb kamen, war das gar nicht so einfach. Ich konnte am Wochenende vom elterlichen Gasthaus nicht weg, also kam Reinhard zu mir, dafür reiste ich dann Montag und Dienstag zu ihm ins Mühlviertel.
Reinhard: Nach zwei Jahren haben wir das aber beendet und sind zusammengezogen. Ein Jahr später läuteten die Hochzeitsglocken.
Also verlief alles nach Plan?
Helga: Uns war bald klar, dass wir unseren Lebensweg gemeinsam gehen wollen, am liebsten mit zwei bis drei Kindern. Anfangs haben wir überlegt, ob wir diesen in Australien oder in Kanada gehen möchten, haben uns dann aber dafür entscheiden, Reinhards elterlichen Betrieb, die Backstube in Weitersfelden, zu übernehmen und in Oberösterreich zu bleiben.
Reinhard: Bevor wir uns hier niedergelassen haben, waren wir für ein halbes Jahr auf großer Australien- und Neuseeland-Reise. Im Nachhinein hat sich das als gute Bewährungsprobe herausgestellt. Das Rund-um-die-Uhr-Zusammensein hat super funktioniert, so haben wir uns entschieden, gemeinsam den Betrieb zu übernehmen und zu bleiben. Die Entscheidung haben wir nie bereut, wir hätten keinen besseren Lebensmittelpunkt finden können.
Helga: Unsere Familie und die drei Kinder sind ein großes Geschenk und wir sind sehr dankbar dafür. Sie sind unsere Kraftquelle, aus der wir schöpfen. Wir sind sehr stolz auf die Kinder und wie sie durchs Leben gehen, Erfahrungen sammeln und sich entwickeln.
Sie arbeiten und leben gemeinsam. Verläuft das immer reibungslos?
Reinhard: Es hat viel mit Disziplin zu tun und ist nicht immer einfach. Wir nehmen bewusst nicht alle Themen mit nach Hause, reden aber natürlich auch privat übers Geschäft. Uns ist wichtig, sich auch Fehler eingestehen zu können und sich zu entschuldigen. Das ist nicht nur in unserer Ehe und geschäftlichen Beziehung so, sondern generell. Wir gestehen uns Fehlverhalten ein und entschuldigen uns, auch Mitarbeitern gegenüber.
Helga: Ich glaube, unser Glücklichsein macht der wertschätzende und respektvolle Umgang miteinander aus. Natürlich sind wir nicht immer einer Meinung, das ist auch okay. Eine gewisse Streitkultur gehört dazu, uns ist aber wichtig, einen Schritt zurückzutreten und einen Strich drunter machen zu können. Wir gehen nie mit Groll aufeinander schlafen. Wir akzeptieren unsere gegenseitigen Sichtweisen. Nur in geschäftlichen Dingen sind wir uns immer einig. Der unternehmerische Erfolg und dass es uns gut geht. ist für uns nicht selbstverständlich, sondern dafür arbeiten wir Tag für Tag mit viel Fleiß und noch mehr Freude.
Wie sind denn die privaten Rollen verteilt?
Reinhard: Zu Hause ist Helga der Boss. Sie ist ein Organisationstalent und hat daheim alles im Griff. Egal ob Kindergeburtstage, finanzielle Angelegenheiten oder die Urlaubsplanung. Ich bin sehr froh darüber, mich daheim um nichts kümmern zu müssen, es liegt mir auch nicht. Einmal wollte ich meiner Frau Arbeit abnehmen und habe die Skiurlaub-Planung übernommen. Mit wenig Erfolg, da ich irrtümlich im Zeitraum der niederösterreichischen Semesterferien gebucht habe.
Helga: Ich mache das aber auch wirklich gerne. Es stand für mich nie außer Frage, mich um die Kinder zu kümmern und alles was dazu gehört zu organisieren und zu planen.
Nächstes Jahr sind sie 25 Jahre verheiratet. Wie erhalten Sie sich denn ihre Liebe?
Helga: Wir sind sehr erfinderisch, was kleine Gesten und Aufmerksamkeiten betrifft. Auch lachen wir sehr viel miteinander. Reinhard kann ich mein Herz ohne Bedenken öffnen, das schätze ich sehr.
Reinhard: Wir sagen uns außerdem regelmäßig, dass wir uns lieben. Es ist sehr wichtig, seine Gefühle auch auszusprechen.
Helga: Auch gönnen wir uns bewusst freie gemeinsame Tage, wo wir zusammen etwas unternehmen. Zwei bis drei Mal im Jahr fahren wir gemeinsam auf Urlaub. Ein wirklich nettes Ritual ist unser gemeinsamer Familienurlaub in Grado. Seit über 20 Jahren fahren wir ins gleiche Apartment, haben die gewohnten Abläufe und nehmen mittlerweile auch die "Schwiegerkinder" mit.
Das Paar
Helga Honeder (52) ist in Admont, im obersteirischen Ennstal, geboren und als klassisches Wirtshauskind aufgewachsen.
Nach ihrer Ausbildung an der Tourismusfachschule in Bad Ischl bereiste sie die Welt und war vor ihrer Zeit auf dem Kreuzfahrtschiff als Au-pair-Mädchen in Paris.
Im gemeinsamen Betrieb ist die Hobbyläuferin für die kaufmännischen Agenden zuständig.
Reinhard Honeder (49), aufgewachsen in Weitersfelden, gelernter Konditor- und Bäckermeister, schnupperte nach seiner Lehrzeit ins benachbarte Ausland, ehe er auf einem Kreuzfahrtschiff anheuerte. Im Betrieb ist der Bäcker aus Leidenschaft für die Geschäftsführung zuständig.
In seiner Freizeit bildet der Jäger Jagdhunde aus.
Helga über das Abenteuer Hochzeitsreise:
„Wir waren für acht Wochen in Kanada. Reinhards größter Wunsch war eine mehrtägige Kanufahrt am Yukon River. Für mich war das eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Wir haben Bärenspuren bei unserem Zeltlager entdeckt, bei Wildwasserfahrten hatte ich Angst zu kentern. Im Herbst ist im Yukon das Wasser schon relativ flach, so hatte ich Bedenken, auf Grund zu laufen. Letztendlich ging das Abenteuer gut aus.“