Ein Pflichtstück ab 14 Jahren
Facettenreiche Uraufführung von Thomas Arzts "Else" im Theater Phönix.
Der Schlierbacher Autor Thomas Arzt hat sich eine Adaptierung von Schnitzlers Meisterwerk "Fräulein Else" vorgenommen, die Handlung ins Hier und Heute übertragen. Am Dienstagabend gelangte "Else (ohne Fräulein)" im Linzer Theater Phönix zur Uraufführung.
Arzt gelangt inhaltlich zur folgerichtigen Auffassung, dass heute wie vor knapp 100 Jahren immer noch ein düsteres Sittenbild der Gesellschaft zu zeichnen ist. Heute wie damals werden Autoritätsverhältnisse missbraucht, Mann nimmt sich, Mann bedient sich. Das alles verstärkt um die dämonische Kraft der vorgeblich sozialen Medien. Die 15-jährige Else ist alleine auf Urlaub und trifft dort just auf einen Mann, der in ihrer Vorstellung der Richter im Prozess gegen ihren Geld verspekulierenden Vater ist. Else will den Vater retten und tut, was der Richter von ihr verlangt. Nur einmal will er sie sehen. Nackt. Sie tut es. Ein fataler Fehler.
Die Pubertät ist eine Zeit der tausend Gesichter, Thomas Arzt hat dieses Faktum bestens eingefangen, indem er drei Elses auf die Bühne stellt. Soffi Schweighofer, Maria Lisa Huber und Henriette Heine stellen diese innere Zerrissenheit zwischen Selbstzweifel und Naivität sowie Selbstsicherheit und erster sexueller Körperlichkeit perfekt dar. Besonders Heine zeigt ihren Facettenreichtum. Auch sprachmelodisch wurde das Trio von Regisseur Florian Pilz gut abgestimmt. Sehr fein das Bühnenbild mit drei spartanischen Zimmern von Michaela Mandel.
Fazit: Ein Stück ab 14 steht im Programmheft – ein Pflichtstück ab 14 wäre noch treffender.
Uraufführung: "Else (ohne Fräulein)" von Thomas Arzt, Theater Phönix, 25. 6.