Lentos: Die Entdeckung der Margit Palme
Das Lentos zeigt die erste Museumseinzelschau der 84-jährigen Linzerin, die in ihren Grafiken Frauen witzig-ironisch in den Blick nimmt
84 Jahre musste Margit Palme werden, bis ihre Grafiken zum ersten Mal in einer Museumseinzelausstellung gezeigt wurden. Dass die Zeit dafür längst reif war, zeigt die Schau "Margit Palme – Der Blick", die am Donnerstag, 23. Mai, im Linzer Kunstmuseum Lentos eröffnet wurde: In den 120 Arbeiten rückt die Linzerin (fast immer) Frauen in den Mittelpunkt, zeigt sie in exakt durchkomponierten, auf das Wesentliche reduzierten und trotzdem heiter-ironischen Ansichten. "Ihre Arbeit sind formal ansprechend, inhaltlich virtuos und kommen leicht daher", sagte Ausstellungsgestalterin Brigitte Reutner-Doneus.
Die kräftigen Farben und die Motive ließen bei Palme an eine weibliche Variante des Pop-Art denken, sagte Lentos-Direktorin Hemma Schmutz: "Allerdings mit selbstbewussten und selbstbestimmten Protagonistinnen." Dieser Blick auf die weibliche Lebensrealität ist heute modern und zeitgemäß, Margit Palme macht dies in ihrer Arbeit seit sechs Jahrzehnten. Aber erst seit einigen Jahren wird die Künstlerin, die lange an der Linzer Kunstuni gelehrt hat, verstärkt national und international wahrgenommen. 2022 waren ihre Werke im Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig in Wien zu sehen, 2023 in der Kunsthalle Zürich und im Ludwig Forum Aachen, das einige Arbeiten in die Sammlung aufnahm. Das Lentos besitzt 560 der Arbeiten, die Palme in aufwendiger Aquatinta-Drucktechnik herstellt: Zwei Wochen braucht sie für eine Radierung, von der sie in der Regel nicht mehr als fünf Abzüge macht.
Ärgert es Margit Palme, dass sie erst jetzt, mit über 80, anerkannt wird? Nein, meint sie: "Aber es erstaunt mich. Vielleicht hat man früher nicht so genau hingeschaut." Sie ist stolz, so lange durchgehalten zu haben: "Die Arbeit war einfach zu faszinierend."
"Margit Palme – Der Blick" ist bis 18. August im Untergeschoß des Lentos Linz zu sehen. Zur Ausstellung ist im Verlag Bibliothek der Provinz ein Katalog (34 Euro) erschienen. Infos: lentos.at