Kopfhörer #99: Celine Dion massiert Herzen
Die großen Gefühle waren irgendwie immer schon bei Celine Dion zu Hause. Auch Jahrzehnte nach ihrem musikalischen Start ist das so geblieben.
Das Leben kann man mit einer Achterbahnfahrt gleichsetzen. Man könnte es auch wie ein Filmdrehbuch sehen. Bei Film könnte einem auch Celine Dion ins Gedächtnis kommen. Zur Tränendrücker-Szene von "Titanic" steuerte sie einen Herzensbrecher bei. "My Heart Will Go On" hätte den Eisberg zum Schmelzen gebracht, bevor das Schiff in ihn hineingedonnert wäre.
Das alles ist so wenig wichtig wie von Belang, sollte nur als glatter Übergang zu "Love Again" (Columbia) dienen. Der Soundtrack zum Film, in dem Celine Dion erstmals auch als Schauspielerin zu sehen ist (sie spielt sich dabei selbst), hat neben sechs bekannten Hits der Kanadierin gleich fünf neue Songs zu bieten. Wer Dion und ihre Musik kennt, weiß, dass sie auf der ruhigen Seite ihre ganze stimmliche Kraft entfaltet.
So sind die Lieder zur Romantikkomödie in erster Linie akustische Herzmassagen. Sieht man einmal von "The Gift" ab, dass im leicht tänzelnden Tempo daherkommt und nicht als Liebesballade durchgeht, auch wenn es natürlich um die Liebe geht. Stärkster der fünf neuen Songs ist das im leichten Motown-Sound getränkte "Waiting On You", bei dem Dion alles sicht- und hörbar macht, was sie zur großen Pop-Stimme werden ließ.
Zu den bekannten Hits, die den Soundtrack zu "Love Again" komplettieren, zählen übrigens "It's All Coming Back To Me Now", "All By Myself" und "A New Days Has Come".
Der Unbesiegbare
Das mit der Unbesiegbarkeit ist ein Gefühl, das die Jugend für sich beanspruchen kann. Mit der Erfahrung der Jahre weiß man, dass niemand unbesiegbar ist. Was das mit Christoph Sakwerda zu tun hat? Nun, der 23-jährige Newcomer aus Deutschland hat mit „Unbesiegbar“ (Columbia) seiner EP einen Titelsong gegeben, der auch den Erfahrenen nicken lässt. Denn es geht um dieses einzigartige Gefühl, sich zu verlieben, ohne Wenn und Aber sich zu einem anderen Menschen hingezogen zu fühlen, heißt auch, sich fallen zu lassen und verletzbar zu werden, weil Liebe schön ist, aber auch verwundbar macht.
Sakwerda singt über diese Gratwanderung von bedingungslosem Gefühlsleben und der Angst, nicht mehr unbesiegbar zu sein, weil man spürt, dass einem plötzlich jemand weh tun kann. Ein Lied über die Liebe, in dem Sakwerda mit seiner prägnanten Stimme im Mittelpunkt steht und das Arrangement sich mit wenig begnügt, weil ein guter Song gerade auch dann funktioniert, wenn er nicht aufgeblasen ist. Empfehlung.
Indie-Rock aus Vorarlberg
Ehrlich. Vorarlberg wäre wahrscheinlich die vorletzte Wahl gewesen, wäre gefragt gewesen, woher Junipa Gold kommen. Die Band aus dem Ländle liefert mit der markanten Stimme von Frontfrau Mia ein stimmiges Indie-Rock-Stück, in dem die Liebe in all ihren Auswirkungen breiten Raum bekommt. Denn Liebe, das wissen doch alle, kann so herzzerreißend schön, so mitreißend intensiv, aber auch so überwältigend und laut sein. Das drückt Junipa Gold auf „Loving Like A Fool“ (Rola Records) beeindruckend aus. Für Herbst ist eine EP angekündigt. Zuvor ist die Band auf großer Tour durch Österreich, Deutschland, die Schweiz und Frankreich. Das lässt schon Potenzial erkennen.
Zu guter letzt
In Australien findet man nicht nur entlegene Gegenden, sondern auch Musiker, die noch etwas übrig haben für schöne Melodien und mehrstimmigen Gesang und in denen noch das "alte" Folk-Lagerfeuer lodert. Die Herren McDermott & North haben mit "Ally" (Rola Records) einen harmonischen Pop-Folk-Song geschrieben, den man in einer Playlist gegen schlechte Laune auf alle Fälle dabei haben sollte.