Gut ankommen im Kindergarten
Der Weg von der familiären Betreuung zur Krippe oder zum Kindergarten kann schön und einfach sein, aber auch holprig und steinig verlaufen. Die Pädagogin und Elternberaterin Stefanie von Brück zeigt in ihrem Buch "Auf ins Kita-Abenteuer", wie Eltern ihr Kind gut auf dieser Reise begleiten können. Die Eingewöhnung vergleicht sie mit einer Bergwanderung, bei der das Wetter schnell einmal umschlagen kann. "Zahlreiche negative Erfahrungsberichte und Hilferufe von Eltern zeigten mir, dass die Vorstellung und die Realität weit auseinanderklaffen können", sagt die Autorin. Viele würden den Prozess unterschätzen, der echte Beziehungsarbeit fordere und von vielen Mythen und Halbwissen geprägt sei.
Die Eingewöhnung sei nicht nach ein, zwei Wochen abgeschlossen, es kann "plus minus ein halbes Jahr dauern", bis ein Kind im Kindergarten richtig angekommen ist, so von Brück: "Eingewöhnung braucht Zeit und eine bindungssichere, bedürfnisorientierte und beziehungsstarke Begleitung durch pädagogische Fachkräfte und Eltern."
Es sei wichtig, Kinder auf den neuen Lebensabschnitt vorzubereiten. Die Expertin rät Eltern, mit ihrem Kind Bücher anzuschauen, einen Wochenplan einzuführen oder den Kindergarten-Rucksack zu packen. "Zelebrieren ohne Dramatisieren" sollte das Motto lauten, denn ständiges Thematisieren kann dem Start alles andere als zuträglich sein. Ebenfalls nicht ratsam: Trennungen vorab zu üben. "Das Kind wird möglicherweise dadurch so verunsichert, dass es die Eingewöhnung bereits in Alarmbereitschaft beginnt." Wie lange ein Kind anfangs in der neuen Umgebung "durchhält", hängt auch stark von seinem Wesen ab. "Ab-ins-Getümmel-Kinder" nennt von Brück jene, die neugierig und unerschrocken ihre Umwelt entdecken und die Eltern schnell links liegen lassen.
Mit jedem Tag souveräner
Die "Beobachten-und-abwarten-Kinder" hingegen entdecken nicht so gern auf eigene Faust, sondern in enger Begleitung von Mama oder Papa. "Aber auch sie tauen bald auf, trauen sich weiter weg, werden mit jedem Tag souveräner und sind bereit, frei und eigenständig zu laufen, wenn ihre Zeit gekommen ist", beruhigt die Autorin.
Eltern, die ihren Nachwuchs außerfamiliär betreuen lassen, wünschen sich nichts sehnlicher als ein Loslassen ohne Sorgen und schlechtes Gewissen. Fließen beim Verabschieden dann die Tränen, erwachsen daraus Unsicherheit und Druck. Gehört Weinen zur Eingewöhnung dazu? "Nicht zwangsläufig", sagt Stefanie von Brück: "Kein Kind muss weinen, um zu lernen, dass Mama oder Papa wiederkommt. Auch Rückschritte und Pausen in den Trennungszeiten sind erlaubt."
Im Buch geht die Autorin anhand einer "Wetterkarte" darauf ein, wie Trennungssituationen ablaufen können, und gibt Erste-Hilfe-Maßnahmen mit auf den Weg. Darüber hinaus liefert sie hilfreiche Antworten auf Fragen, die sich viele Eltern vor dem Start im Kindergarten stellen – darunter, wie es mit dem Mittagsschlaf klappt oder wie es gelingt, morgens stressfrei anzukommen.
Stefanie von Brück: Auf ins Kita-Abenteuer. Kösel, 256 S., 19 Euro