Kinder und Corona: Doch keine Virenschleudern
Primar Martin Henkel vom Ordensklinikum Linz über milde Corona-Verläufe und die geringere "Viruslast" von Kindern
Österreichs Schulen öffnen schrittweise, auch Kindergärten werden wieder hochgefahren. Die OÖNachrichten haben Martin Henkel, Kinderprimar im Ordensklinikum Barmherzige Schwestern Linz zum Interview gebeten.
OÖN: Eine Corona-Infektion verläuft bei Kindern und Jugendlichen – wie man jetzt weiß – in den allermeisten Fällen mild oder gar symptomlos. Wie kann man sich das erklären?
Primar Martin Henkel: Es könnte sein, dass das neuartige Coronavirus bei den kindlichen Zellen des Lungengewebes nicht so gut andocken kann wie bei Erwachsenen und sich somit schlechter vermehrt. Eine andere Annahme basiert darauf, dass das unspezifische Immunsystem – das ist jener Teil, der von Geburt an vorhanden ist – beim Kind effektiver reagiert.
Kleine Kinder gelten landläufig als regelrechte "Virenschleudern". Ist das auch beim Coronavirus der Fall?
Primar Martin Henkel: Studien weisen darauf hin, dass dies beim Coronavirus nicht der Fall sein könnte. Die Rolle von Kindern und Jugendlichen bei der Ausbreitung der Coronavirus-Pandemie könnte überschätzt worden sein, weil man ursprünglich vom Modell der Influenza ausgegangen ist. Bei der echten Grippe sind Kinder ja tatsächlich ein echter Motor bei der Verbreitung – dies dürfte bei Covid-19 nicht der Fall sein, wie bisherige Untersuchungen aus Island, Holland und den USA zeigen.
Warum sollten Kinder bei Covid-19 weniger ansteckend sein als Erwachsene?
Weil Kinder offenbar eine geringere Viruslast im Körper haben. Unter der Viruslast versteht man die Menge an Viren, die im Körper vorhanden sind. Je mehr das sind, desto mehr Viren werden auch beim Husten und Niesen quasi verschleudert – und desto ansteckender wird die Angelegenheit.
Kinder dürften – wenn diese Studien stimmen – eine eher untergeordnete Rolle bei der Verbreitung des Coronavirus spielen?
Ja, man geht davon aus, dass die wirkliche Gefahr von Menschenansammlungen unter Dach ausgeht.
Viele Eltern fragen sich, ab welchem Alter man seinem Kind einen Mund-Nasen-Schutz aufsetzen kann.
Für kurze Zeit – also für einen Arztbesuch – ist das auch kleinen Kindern zumutbar. Für den Alltag im Kindergarten ist das natürlich nicht vorstellbar.
Im Spital sehen Sie derzeit oft Kinder, die erst eingeliefert werden, wenn die Lage schon ernster ist.
Ja, vor lauter Sorge vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus sehen wir derzeit Kinder, die erst zu uns kommen, wenn die Symptome schon schwerer sind. Wir müssen aufpassen, dass die Sache nicht in die andere Richtung kippt und wir vor Angst vor Corona Impfungen und Spezialuntersuchungen außer Acht lassen. Und was noch wichtig ist: Neben den sozialen Kontakten brauchen Kinder besonders die Bewegung im Freien – das müsste sich auch ohne großes Infektionsrisiko machen lassen.
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Ich gebe dem Primar recht; gebe aber zu bedenken wenn mehrere Kinder zusammen sind ist die Viruslast eine andere und vermutlich für Pädagoginnen oder Pädagogen und für deren Familien gefährlich!!!
Die zitierten Studien gibts schon fast Monatelang - die Studie in China sagt dass 1,5% der Kinder von infizierten ebenfalls infiziert wurden.
Trotzdem wurden Schulen geschlossen - wochenlang. Trotzdem zieren sich die Lehrer den Betrieb wieder aufzunehmen. Die Lehrergewerkschaft tobt weil man dann wieder arbeiten muss - die beschäftigten in der Industrie haben immer gearbeitet. Trotzdem spricht man über Mundschutz in den Schulen (dem Himmel sei Dank nicht in den Klassen, aber in den Gängen schon).
Hier sieht man wieder das Spiel mit der Angst welches manchmal auf sehr fruchtbaren Boden fällt.
Wie wärs lieber Minister, liebe DirektorInnen, LerherInnen - geh ma doch zum Schulbetrieb über. Behandelts die Kinder wieder wie Kinder und nicht wie aussätzige. Schau ma dass die Kinder was lernen - sie brauchen eine Ausbildung weil gerade die Kinder noch für diese Krise zahlen müssen.