"Ich bin froh, dass die Männerdomäne aufgebrochen wird"
LINZ. Die Bergrettung Oberösterreich hat die Qual der Wahl. Weil der Andrang so groß ist, müssen viele Anwärter vertröstet werden. Mittlerweile haben es auch 23 Frauen in die Reihen der Bergretter geschafft.
Christoph Preimesberger hat ein Luxusproblem. Auch, wenn er es selbst nicht gerne so bezeichnet. 40 Anwärter hätte der Leiter der Bergrettung Oberösterreich heuer zu einem Ausbildungskurs schicken können. Doppelt so viel, wie es Plätze gibt. Alleine die Ortstelle Ebensee hätte zehn "außerordentlich fähige" Alpinisten zu Bergrettern ausbilden können. "Das Niveau ist großartig und steigt weiter. Einerseits ist das sehr erfreulich, andererseits tut es mir leid, dass wir viele Anwärter auf das nächste Jahr vertrösten müssen", sagt Preimesberger.
Den Andrang führt der Bergrettungschef zwar auch auf den "boomenden Bergsport" zurück, viel mehr sei es aber das "Gefühl etwas Gutes zu tun, das die jungen Menschen antreibt. "Ich spüre schon, dass Karriere und Geld nicht mehr so wichtig sind. Viele wollen der Gesellschaft etwas zurückgeben. Hilfsbereitschaft ist wieder ein wichtiger Lebensbestandteil", sagt er. Preimesberger selbst ist dafür das beste Beispiel. Der 53-Jährige ist nicht nur Landesleiter, sondern auch seit 35 Jahren aktives Mitglied der Bergrettung Hallstatt und seit Jahresbeginn auch Pressesprecher. Alles ehrenamtlich. Hauptberuflich lenkt er als Direktor die Geschicke der HTBLA Hallstatt.
23 Frauen bei der Bergrettung
Frauen waren bereits im März 2017, als Preimesberger die Leitung der Bergrettung von Arthur Rohregger übernahm, kein Thema. Zumindest kein eigenes. "Für mich sind Frauen bei der Bergrettung selbstverständlich. Ich werde meine ganze Energie dafür aufwenden, dass wir das bald in ganz Oberösterreich so sehen", sagte Preimesberger damals im Gespräch mit den OÖNachrichten. Mittlerweile sind 23 der 825 Mitglieder Frauen. In der Ortstelle Mondsee sind es vier, auch Vorderstoder und Spital am Pyhrn haben eine Dame in ihre Reihen aufgenommen. In Obertraun engagiert sich mit Julia Höll auch die erste Alpinpolizistin Oberösterreichs ehrenamtlich für die Bergrettung. "Ich bin sehr froh, dass die Männerdomäne ein bisschen aufgebrochen wird", ist Preimesberger auf diese Entwicklung stolz. Zu tun gibt es für die Bergrettung nämlich mehr als genug.
Zwölfmal musste sie in Oberösterreich am vergangenen Wochenende ausrücken. 16 Tote sind im laufenden Jahr bereits zu beklagen.