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"Ich hoffe, dass Europa nach dem Sieg von Trump wieder mehr auf sich selber schaut"

Von Alfons Krieglsteiner, 10. November 2016, 00:04 Uhr
Zur person
Marcus Gräser Bild: OÖN/but

LINZ. JKU-Historiker Marcus Gräser im OÖN-Gespräch über die Folgen der Wahl für Europa.

Die Sensation ist perfekt: Donald Trump zieht als Nachfolger von Barack Obama ins Weiße Haus ein. Als 45. Präsident wird er das mächtigste Land der Welt regieren. Was bedeutet sein Triumph für die USA und für die Weltgemeinschaft? Die OÖN sprachen mit Marcus Gräser (52), Historiker und international renommierter US-Experte an der Linzer Kepler-Universität.

 

OÖNachrichten: Hat Sie der Sieg von Donald Trump überrascht?

Gräser: Ja, denn die Prognosen, die ich zur Verfügung hatte, waren von einem Sieg Clintons ausgegangen. Ich hatte keinen Grund, etwas anderes zu erwarten. Aber manche Meinungsforscher hatten ja schon zu bedenken gegeben, dass es eine Schwankungsbreite von vier Prozent geben könne – Wähler, bei denen noch offen war, wohin sie tendieren. Dass sich diese vier Prozent zugunsten Trumps "gedreht" haben, war überraschend, aber eben nicht auszuschließen.

Haben sich die Meinungsforscher blamiert?

Es war kein großer Tag für die US-Meinungsforschung. Aber es gab offenbar eine Schweigespirale unter Trump-Wählern, die es nicht für ratsam gehalten haben, in Umfragen ihre Präferenz für Trump kundzutun. Das hat die Ungenauigkeit in den Umfragen verursacht.

Welchen Eindruck haben Sie von Trump gewonnen?

Den Eindruck einer problematischen Persönlichkeit. Er verwendete im Wahlkampf eine rohe, verletzende Sprache, spaltete die Gesellschaft, diskreditierte Mexikaner und Muslime. Vor allem ist er ein Einzelkämpfer. Im Wahlkampf hat er kein Team präsentiert, sein Motto war: Trump ist Trump. Er ist der erste US-Präsident, der weder aktiver Politiker noch Militär war. Auch insofern gibt es keinen Vergleich. Politisch ist er ein völlig unbeschriebenes Blatt.

Bei welchen Wählern ist er am besten angekommen?

Seine Kernwähler sind weiße Männer ohne College-Abschluss, daheim im ländlichen Raum. Also dort, wo man anscheinend den Eindruck hat, von der allgemeinen Entwicklung abgehängt zu sein. Viele von ihnen hatten eine starke persönliche Abneigung gegenüber Clinton allein deshalb, weil sie eine Frau ist.

Hat Trump demnach nur die "Verlierer" um sich versammelt?

Nein, denn er hat ja auch die klassische republikanische Oberschicht und die einflussreichen protestantischen Fundamentalisten hinter sich.

Wie wird Trump mit Europa und mit Österreich "umgehen"?

Seine außenpolitischen Ziele sind bisher noch sehr vage. Da hat er bisher meist nur mit markigen Sprüchen gegen den IS und seiner offenkundigen Neigung zu autoritären Regierungschefs aufhorchen lassen. Welche Rolle er für Europa spielen wird, ist unklar. Das finanzielle Engagement der USA in der NATO dürfte er jedenfalls zurückschrauben, und mit TTIP hat er nicht viel am Hut. Merkel hat er sehr stark angegriffen, wegen ihrer Flüchtlingspolitik. Ob sich seine Wahl zum US-Präsidenten wirtschaftspolitisch auf das Engagement österreichischer Firmen in den USA – etwa der voestalpine – negativ auswirken wird, bleibt abzuwarten.

Welche Folgen erwarten Sie für Europa?

Man könnte die Hoffnung haben, dass die europäische Gemeinschaft als Reaktion auf den von Trump angekündigten Protektionismus – Stichwort "Amerika zuerst" – wieder mehr auf sich selber schauen muss. Dass man in Europa die Notwendigkeit spürt, wieder stärker einig zu werden.

Markiert die Wahl von Donald Trump einen politischen Rechtsruck der USA?

Ganz sicher! Er ist ein Rechtspopulist, seine Haltung gegenüber Zuwanderern ist der seines Vorgängers Obama diametral entgegengesetzt. Interessant wird sein, welchen Kurs er in der Sozialpolitik fahren wird. Viele seiner Wähler sind auf Leistungen des Wohlfahrtsstaates angewiesen, die Republikaner sind aber eher Gegner des Wohlfahrtsstaates. Doch das widerspricht einer populistischen Haltung – Populisten sind meist Befürworter von Sozialpolitik.

Wie wird es mit Hillary Clinton weitergehen?

Sie wird sich wohl aus der Politik zurückziehen.

Könnte sich die US-Wahl auch auf die Verhältnisse in Österreich auswirken?

Ich kann nur hoffen, dass die Wahl von Trump bei uns zur Stärkung der Kraft der Vernunft führen wird – dass sich auch in Österreich die rechtspopulistischen Spuren nicht weiter vertiefen. Und dass die politische Sprache wieder zivilisierter wird. Wir müssen wegkommen vom Phänomen des "Post-Truth", dem offensiven Behaupten von Dingen, die gar nicht wahr sind und denen das Internet eine "Echokammer" bietet.

 

Zur Person

Seit Oktober 2011 leitet Marcus Gräser das Institut für Neuere Geschichte und Zeitgeschichte der JKU. Ein Schwerpunkt seiner Forschung ist die Geschichte der USA.

2005 habilitierte er sich am Zentrum für Nordamerikaforschung der Uni Frankfurt, wo er als Privatdozent lehrte. 2009/2010 vertrat er die Professur für nordamerikanische Geschichte in Heidelberg, war dann stellvertretender Direktor des Deutschen Historischen Instituts in Washington. Er ist stv. Sprecher für den Fachbereich Sozial- und Kulturwissenschaften der JKU, Linzer Stadtkulturbeirat und Mitglied der American Historical Association.

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25  Kommentare
25  Kommentare
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
Teiga_Wutz (322 Kommentare)
am 10.11.2016 16:18

Die "Analyse" dieses Historikers ist äußerst schwach. Es wird einfach nur unreflektiert das nacherzählt, was täglich in Mainstream-Medien verbreitet wurde. Keine neuen Erkenntnisse.

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jago (57.723 Kommentare)
am 10.11.2016 16:42

NEIN! Fachidioten sind immer die ANDEREN!

Wo es doch nur darum geht, unter Kollegen nicht aus der Reihe zu tanzen, anerkannt zu bleiben. Erst in der Panxion ...

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( Kommentare)
am 10.11.2016 15:02

Ich denke auch, dass es für den Rest der Welt nur gut sein kann, wenn sich die USA nun auf sich selbst konzentrieren und weniger die "Weltverbesserer" spielen wollen.

Denn dann gäbe es weniger Elend, Krieg, Korruption und andere Sauereien der NSA/CIA, etc.

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geschu7 (17 Kommentare)
am 10.11.2016 12:26

Freie Meinungsäußerung sieht anders aus.

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jago (57.723 Kommentare)
am 10.11.2016 13:37

Träumerei, aber nicht vom Schumann.

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geschu7 (17 Kommentare)
am 10.11.2016 12:24

OK dann keine Postings mehr von mir.

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geschu7 (17 Kommentare)
am 10.11.2016 12:24

Warum?

Ich kann jedenfalls nicht hoffen, dass Europa jetzt enger zusammenrückt und ich kann auch nicht hoffen, dass nicht ein noch stärkerer Rechtsruck durch Österreich und Europa geht. Das wollte ich mit meinem vorigen Posting sagen. Alles klar?

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geschu7 (17 Kommentare)
am 10.11.2016 12:21

Warum mein Posting gesperrt wurde begreife ich jetzt nicht, vielleicht weil ich etwas über den Verfasser des Artikels sagte. Was keineswegs negativ gemeint war.

Also:
Ich kann nicht hoffen, dass Europa jetzt enger zusammenrückt, weil Trump amerikanischer Präsident wurde.
Und ich kann auch nicht hoffen, dass jetzt erst recht ein Rechtsruck durch Europa geht.

Was das bedeutet wird man sehen.

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observer (22.330 Kommentare)
am 10.11.2016 09:53

Trump ist Präsident, man wird damit leben müssen. Genauso, wie man mit einer HC hätte leben müssen. Was wirklich geschieht, das werden wir erst in einigen Monaten sehen, man braucht also nicht in Hysterie verfallen. Vieles, was so im Wahlkampf dahergeplappert wird, wird bekanntlich ja nachher nicht oder nicht so umgesetzt oder ganz anders -das kennen wir doch schon auch bei uns zur Genüge. Und natürlich kommen jetzt manche mit Ideen, die sie schon immer bebrütet haben und für die sie nun glauben, einen günstigen Moment zur Präsentation und Propagierung gefunden zu haben. Als da sind Junckers Idee von einer europischen Armee oder andere, die glauben, den Wahlausgang dafür benützen zu können, die Zentralisierung Europas weiter voranzutrieben zu können und die nationalen Bevölkerugnen noch weiter entmachten zu können. Die Junker Idee wird nícht kommen, da werden die meisten Natioanlstaaten nicht mitspielen. Und die weiter Zentralsierung wird auch nicht gewünscht, ganz im Gegenteil.

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( Kommentare)
am 10.11.2016 12:44

Wenn Trump die "America first"-Position durchzieht (und das ist vermutlich so ziemlich das einzige Wahlversprechen, an das er sich halten wird), werden die europäischen Nationalstaaten-Zwerge absolut nichts zu melden haben. Amerikanische Schutzzölle werden in Europa Arbeitsplätze kosten, weil Unternehmen ihre Geschäftstätogkeit mangels Ansatzmarkt zurückfahren ODER die Produktion für den amerikanischen Markt in die USA auslagern.
Sollten wir in Europa aber ausnahmsweise einmal einig sein, können wir mit über 500m Einwohnern/Konsumenten dagegenhalten; über österreichische Schutzzölle als Vergeltung wird sich Trump totlachen - eigentlich auch eine Möglichkeit, ihn loszuwerden, oder?

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observer (22.330 Kommentare)
am 10.11.2016 13:18

Die EU kann sich ja abstimmen, dafür ist sie ja da, d.h. aber noch lange nicht, dass die Brüssler EU Zentrale alles zu regeln hat.

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jago (57.723 Kommentare)
am 10.11.2016 13:41

Unsere gierigen Polidiga haben es hingekriegt, das ein großer Teil der Unternehmen bereits in der Hand von Überseekapitalisten ist.

Und du möchtest diese Unternehmen gegen die USA einspannen grinsen

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Gugelbua (32.195 Kommentare)
am 10.11.2016 09:41

wen mein er mit Europa ,
die kretische Muttergöttin? grinsen

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( Kommentare)
am 10.11.2016 12:28

Wenns dich befriedigt, ja.

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dachbodenhexe (5.736 Kommentare)
am 10.11.2016 09:40

"Man könnte die Hoffnung haben, dass die europäische Gemeinschaft als Reaktion auf den von Trump angekündigten Protektionismus – Stichwort "Amerika zuerst" – wieder mehr auf sich selber schauen MUSS"

Ich würde sagen daß Europa endlich wieder auf sich selber schauen DARF und wieder unabhängiger von USA agieren kann, ich denke dabei auch an die Russlandsanktionen, welche der europäischen Gemeinschaft starke Verluste bescherten und auch an die von der NATO geforderte Aufrüstung.

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max1 (11.582 Kommentare)
am 10.11.2016 10:19

Solange im Herzen Europas der Dolch der USA steckt wird sich nichts ändern. Voraussetzung für eine Änderung wäre ein Friedensvertrag für Deutschland von den 4 Mächten unterschrieben und vökerrechtlich abgesichert.
Ein Abzug aller fremden Truppen aus Deutschland. Das wäre für Europa eine Chance frei zu werden, denn wie Herr Schäuble ja gesagt hat: Seit 8.Mai 1945 ist Deutschland nicht mehr frei!
https://www.youtube.com/watch?v=Ab1lyuTyu0U
Das Herumgesudere wegen Trump noch dazu von einem Historiker der eigentlich den Fakten gegenüber verpflichtet ist ist typisch österreichisch.
Ja der Ruck nach RECHTS ist auch bei uns schon lange spürbar, doch die sogenannte "Elite" wer immer das auch sein mag ignoriert wegen der eigenen Gier sämtliche Zeichen die vom Volk, dem angeblichen Souiverän gesetzt werden. Eine Demokratie sind wir schon lange nicht mehr.

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ElimGarak (10.761 Kommentare)
am 10.11.2016 09:10

TTIP ist also tot. Nun wurden wir ja von unseren Forumsvor- und hinterdenkern belehrt, dass jemand ein blauäugiger Realitätsverweigerer sei, wenn er denke, TTIP hätte auch nur einen Vorteil für Europa. Trump mit seiner America-first Politik mag aber TTIP aiuch nicht. Warum nicht? Weil er nicht will, dass Amerika all diese Vorteile die TTIP bietet ausnutzt? Weil er die Amerikanische Wirtschaft nicht wachsen lassen will? Weil er so ein Menschenfreund ist?

Vielleich kann mich da mal ein NedDepperter exlinkswählender mervedescabriofahrer darüber Aufklären, warum dieser Widerspruch keiner ist! Vordenker vor !

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fanfarikuss (14.172 Kommentare)
am 10.11.2016 08:49

"Europa" = D & F sollten vor allem gestern die Russlandsanktionen beenden und an den Verhandlungstisch zurückkehren!

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Wellington (1.369 Kommentare)
am 10.11.2016 08:03

Wenn Merkel und Steinmeier sich weiter so undiplomatisch und trotzköpfig der USA gegenüber verhalten, sollten sie den weltweit zweitgrößten Automarkt im Auge haben. Zu viele Arbeitsplätze der Deutschen hängen vom Wohlwollen der Amis ab.

Europa darf eben nicht mehr versuchen einen "big player" ohne USA und langfristig ohne NATO zu spielen. Man wird sich halt auch wie Trump mit Putin arrangieren müssen. Besser für den Weltfrieden ist es auf alle Fälle.

Dafür kann man munter gegen Trump als Beschäftigungstherapie weiter hetzen. Ein herzliches und aufrichtiges Danke an alle Medien, bitte nicht locker lassen und unablässig weiter linksliberal bis linksaussen schreiben, wie wir in den Staaten gesehen haben, geht der Rechtsruck dadurch viel viel schneller und einfacher!

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Zaungast_17 (26.476 Kommentare)
am 10.11.2016 08:05

die Hetze beginnen die Medien ...

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MitDenk (29.558 Kommentare)
am 10.11.2016 09:44

Jeder muss bei sich selber die Verantwortung suchen und wahrnehmen. Nur Schwache übergeben diese den Medien, Politikern ... nur um selbst das bequeme Leben mit allen Privilegien weiterleben zu können!

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ersterkarli (4.680 Kommentare)
am 10.11.2016 07:03

Amerika hat Reagan, 2 x Bush überwunden. Da wird's doch Trump auch noch schaffen.

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u25 (5.076 Kommentare)
am 10.11.2016 04:41

Und mit einem Clinton Sieg wäre alles ok ?

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MitDenk (29.558 Kommentare)
am 10.11.2016 09:38

Wie können Sie nur behaupten, dass die Linken auf Krieg, Leid und Elend stehen?
Das ist Hetzein schlimmster Art und jenseits jeglicher Realität.

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jago (57.723 Kommentare)
am 10.11.2016 13:34

Noja, ürgendwie kommt auch mir das so vor grinsen

Der missionarische (An)Trieb der Linken hat halt so was Erziehenwollendes mit Watschn und Prügeln der "Andersdenkenden" und "Dummen" an sich.

Bomben auf Baghdad und auf Belgrad zum Beispiel. "Gerechte" Bomben natürlich, immer "gerechte" Bomben aber halt Bomben. Wenn wer anderer Bomben schmeißt, dann sind sie nicht gerecht für euch Linke traurig grinsen

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