Katholische Kirche zeigte seit Jänner 106 Fälle von sexuellem Missbrauch an
WIEN/LINZ. Die katholische Kirche in Österreich hat seit Jahresbeginn 106 mutmaßliche Missbrauchsfälle zur Anzeige gebracht. Insgesamt waren es 511, allerdings seien viele verjährt.
Die kirchlichen Ombudsstellen haben insgesamt 1142 Personen seit Jänner 2010 kontaktiert. Obwohl sich davon bei 511 Personen der Verdacht des Missbrauchs erhärtet habe, sei ein großer Teil der Fälle verjährt. Deshalb wurden nur 106 davon den Behörden angezeigt. Rund 50 Prozent aller der Kirche gemeldeten Fälle haben sich vor mehr als 40 Jahren ereignet, 46 Prozent betreffen den Zeitraum von 1971 bis 1992. Bei vier Prozent – also bei 20 von insgesamt 511 Personen – ist eine strafrechtliche Relevanz „sehr wahrscheinlich“.
„Um keinesfalls eine strafrechtliche Relevanz zu übersehen“, seien von kirchlicher Seite dennoch 106 Fälle – das sind 20,7 Prozent – zur Anzeige gebracht worden. Bei 54 Prozent der Verdachtsfälle geht es um sexuellen Missbrauch, 33 Prozent sind Fälle von Gewalt, und 13 Prozent sind mutmaßliche Opfer von Gewalt und sexuellem Missbrauch.
Nicht wenige der Kontakte hätten sich gleichzeitig auch an die von Waltraud Klasnic geleitete Unabhängige Opferschutzanwaltschaft gewendet, bei der bisher 652 Menschen Hilfe suchten.
Über die von der Bischofskonferenz eingerichtete „Stiftung Opferschutz“ werde bereits seit einigen Wochen die freiwillige finanzielle Hilfe der Kirche an die Opfer ausbezahlt. Grundlage sind die bisher 58 von der Opferschutzkommission entschiedenen Entschädigungszahlungen.