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Altenheime: Mehr Freiheiten für die Bewohner

Von Annette Gantner und René laglstorfer, 10. Juni 2020, 00:05 Uhr
Altenheime: Mehr Freiheiten für die Bewohner
Großteil der Bewohner ist geimpft Bild: Volker Weihbold

WIEN/LINZ. Alte Menschen in Pflegeheimen sind die verwundbarste Gruppe der Covid-19-Pandemie. Gesundheitsminister Rudi Anschober (Grüne) legte gestern eine aktuelle Studie dazu vor und empfahl Lockerungen bei Besuchen und Ausgangsregelungen.

Österreichweit starben bisher 672 Personen an Corona, 222 davon waren Heimbewohner. Rund jeder dritte Covid-19-Tote infizierte sich folglich in Betreuungseinrichtungen. In Oberösterreich blieb die Zahl der Todesfälle in Pflegeheimen mit 13 Verstorbenen vergleichsweise niedrig.

International waren die Zahlen deutlich höher. Der Anteil der Bewohner aus Altersheimen an der Corona-Todeszahl sei vielfach bei bis zu 60 Prozent gelegen, in Kanada sogar bei 82 Prozent.

Kinder wieder erlaubt

Doch die Abschottung der Pflegeheime hatte auch ihren Preis: Alte Menschen wurden in ihrer Bewegungsfreiheit massiv eingeschränkt und durften ihre Angehörigen beginnend mit Mitte März lange nicht treffen. Nach ersten Öffnungsschritten Anfang Mai wird nun eine Rückkehr zur Normalität angestrebt.

Das Gesundheitsministerium legte dazu Empfehlungen vor: Vor allem bei den Besuchen soll es mehr Flexibilität geben. Künftig können auch Kinder wieder ihre Großeltern im Heim besuchen. Man begegnet sich nicht mehr hinter Plexiglas oder mit großem Abstand. Besuche in den Zimmern sollen erlaubt sein. Angehörige und Ehrenamtliche, die sich regelmäßig um einen älteren Menschen im Heim kümmern, sollen stärker einbezogen werden, Berührungen werden hier erlaubt.

Um dem Bedürfnis nach Nähe gerecht zu werden, "kann vom Abstand von einem Meter Abstand genommen werden", steht in den Empfehlungen. Betont wird auch, dass Heimbewohnern "ein eigenständiger Aufenthalt im Freien sowie das Verlassen der Einrichtung" etwa zum Einkaufen "selbstverständlich" zu ermöglichen sei.

Außerdem müssen Heimbewohner keinen Mund-Nasen-Schutz tragen. Generell soll regelmäßig Fieber gemessen und auf die Hygieneregeln geachtet werden. Auf Händeschütteln und Umarmungen soll weiterhin verzichtet werden.

Parallel läuft ein Screening-Programm: 26.000 Heimbewohner und 27.000 Mitarbeiter wurden bereits auf das Coronavirus getestet, bei knapp 800 Bewohnern und 400 Mitarbeitern fiel der Test bisher positiv aus. Es obliege den Ländern und Heimträgern, ob sie den Empfehlungen des Gesundheitsministeriums folgen. Ein Faktor bleibt die individuelle Risikoabschätzung der jeweiligen Einrichtungen.

Oberösterreich sehr strikt

Schon bei den ersten Lockerungsschritten im Mai zeigte sich, dass es regional Unterschiede gab. "Oberösterreich war sehr restriktiv", sagt die Direktorin der Diakonie, Maria Katharina Moser. Für Heimbetreiber sei es ein Dilemma gewesen, zwischen Gesundheit und Recht auf Privatleben abzuwägen. Vor allem Demenzkranke hätten Probleme gehabt, die Situation zu verstehen.

Harsche Worte fand gestern Susanne Jaquemar vom Vertretungsnetzwerk: "Wir müssen künftig schauen, dass Menschen unter dem Deckmantel des Schutzes nicht weggesperrt werden." Sie berichtete von Fällen, wo Heimbewohnern, die im Freien mit Angehörigen spazieren wollten oder nach der Öffnung im Mai Einkäufe erledigen wollten, mit einer 14-tägigen Selbstisolation im Zimmer gedroht wurde. "Heime dürfen nicht isolieren", mahnte Jaquemar.

In Oberösterreich habe es wegen der unverhältnismäßigen Einschränkung von Grundrechten seit Anfang Mai sieben gerichtliche Überprüfungen von Alten- und Pflegeheimen gegeben, sagte Rosalinde Pimon, die Heimbewohner in Oberösterreich vertritt. "Unzählige Beschwerden" von Angehörigen und vereinzelt von Bewohnern seien bei ihr eingegangen. Ein Großteil konnte außergerichtlich gelöst werden. Nach wie vor gebe es aber Alten- und Pflegeheime, die Türen versperren und Quarantänemaßnahmen vorschreiben. "Wir rechnen mit weiteren Verfahren." Eine gerichtliche Abklärung wegen einer Freiheitseinschränkung gab es, wie berichtet, in einem Pflegeheim des Diakoniewerks in Wels. "Die kommunizierten Regeln von bis zu drei Behördenebenen haben sich teilweise widersprochen", hieß es dazu vom Heimbetreiber.

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17  Kommentare
17  Kommentare
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
pepone (60.622 Kommentare)
am 10.06.2020 13:33

das stärkste Leiden hatten Enkel/Innen die nicht verstanden warum Oma und Opa nicht mehr besucht werden dürfen .

UND Kinder weil sie nicht mehr mit Oma und Opa über das ERBEN reden konnten 😜😜

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hongar (483 Kommentare)
am 11.06.2020 08:51

Ich finde einfach wenn jemand mit tausenden Postings nur sich über alles lächerklich macht dann gehört er ion eine Behandlung. Wenn sie nächstes Mal die sozialüberweisung bekommen bedanken sie sich bei allen die es möglich machen

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betterthantherest (34.998 Kommentare)
am 10.06.2020 08:42

Wie hat Fridays for Future Germany im letzten Dezember wörtlich getwittert:

„Warum reden uns die Großeltern eigentlich immer noch jedes Jahr rein? Die sind doch eh bald nicht mehr dabei.“

Genauso wird mit den alten Menschen umgegangen.

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Alfred_E_Neumann (7.341 Kommentare)
am 10.06.2020 11:11

Man hat die Heimbewohner vor den Besuchern geschützt.
Aus Schweden weiß man, was ohne Schutz passieren kann oder würde.

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hongar (483 Kommentare)
am 11.06.2020 08:53

Dummheit - man ist drübergefahen und hat die algten Menschen allesamt entmündigt. Hoffe bei der nächsten Wahl gibt es die -Abrechnung.
Und jetzt sucht man schion nach Geld für all den Wahnsinn - natürlich auch einen solidaritätsbeitrag bvei den Alten. Das ist grauslich

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MitDenk (29.558 Kommentare)
am 10.06.2020 06:56

Ist man im Heim entmündigt?

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Auskenner (5.366 Kommentare)
am 10.06.2020 09:53

Gesetzlich nicht, de facto ja.

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Alfred_E_Neumann (7.341 Kommentare)
am 10.06.2020 11:13

Ist oft nicht ganz so schlecht, die ältere Generation zu schützen.
Ob Neffentrick, potenziell virenübertragende Besucher oder was sonst noch alles, vieles liegt außerhalb deren Horizonts.

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MitDenk (29.558 Kommentare)
am 10.06.2020 12:04

Ich glaube, es gibt genug, die sich selber für oder gegen Besuch entscheiden könnten. Wenn ich sehr alt bin und jederzeit sterben könnte, ist mir Besuch und Nähe zu den Liebsten wahrscheinlich ungeheuer wichtig und steht vor der Gefahr, infiziert zu werden. Entscheidender ist, wie lebe ich die letzten Tage meines Lebens. Und wenn es dann noch ein bisserl mehr werden, ist das schön. Möglicherweise hat Kurz vielen die letzte Lebensfreude genommen mit seiner Art der Kommunikation.
War auch Liebe und Sex untersagt in dieser Zeit? Das ist vergleichbar. Jeder braucht menschliche Nähe. Auf verschiedene Weise eben.

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DonMartin (7.510 Kommentare)
am 10.06.2020 14:22

Ganz so einfach ist es eben nicht. Denn man gefährdet auch andere damit!
Wer diese sozialen Zusammenhänge nicht versteht, sollte besser nicht die Verantwortung übernehmen. Wer sich in in heim begibt, muss auch die speziellen Regeln akzeptieren.

Da liegt eben der Unterschied zum Schaden beim Neffentrick, da geht es nur ums Geld und auch nur ums eigene.

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rudigier (350 Kommentare)
am 11.06.2020 07:05

manche werden ja ins Heim gegeben und müssen dort bleiben.

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hongar (483 Kommentare)
am 11.06.2020 08:55

Bravo, gut geschrieben

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Bigtrauner (425 Kommentare)
am 10.06.2020 06:43

Wenn man bedenkt, dass zum Großteil das Pflegepersonal das Virus in die Heime gebracht hat und dort von Zimmer zu Zimmer getragen hat, ist die Isolation der Bewohner wirklich unverhältnismäßig.

Das Personal ist nach der Arbeit zur Familie, zu Freunden, zum Einkaufen etc gefahren und hat von dort das Virus mitgebracht, während die Heimbewohner in ihrer Einsamkeit isoliert wurden.

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MitDenk (29.558 Kommentare)
am 10.06.2020 06:53

Eine Möglichkeit wäre ja Schichtdienst wie z.B. beim ORF. Aber dann auch bei denselben Gehältern und demselben Personalstand wie dort und allen zusätzlichen Angeboten, die das Leben lebenswert machen.
Pflegenotstand dürfte es keinen geben, wenn im Bund soviel Geld sinnlos verbraten wird.

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pepone (60.622 Kommentare)
am 10.06.2020 13:36

MITDENK

der Schichtdienst wurde aber ziemlich spät eingeführt .

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Alfred_E_Neumann (7.341 Kommentare)
am 10.06.2020 11:15

Wieder der übliche Denkfehler: ohne Isolation der Heime, wäre es ähnlich wie in Schweden ergangen und viele Infektionen wären eingetragen worden. Diese Schutzwirkung gab es auch bei den JVAs.

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Bigtrauner (425 Kommentare)
am 12.06.2020 09:18

Bin ganz Ihrer Meinung, dass die Isolation notwendig war. Aber unverhältnismäßig deshalb, weil das Personal zu wenig auf Schutz geachtet hat.

Berichten zufolge trugen Pfleger keine Mundschutzmasken und es wurden Heimbewohner infiziert, die keinerlei Kontakt nach außen hatten. Ich denke, dass kurzzeitige Besucher mehr auf Schutz geachtet hätten als das Pflege- oder Reinigungspersonal. Oder man hätte Bereiche einrichten können, wo sich Bewohner und Besucher wenigstens durch Glas getrennt sehen hätten können.

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