Der Zauber des Neubeginns am ersten Schultag
LINZ. Zu Besuch beim Eröffnungsfest der Linzer Ernst-Koref-Schule: Singen, tanzen und selbstgebastelte Schultüten.
Schüchtern und mit Kribbeln im Bauch verfolgt Lea Maria die Ansprache der Leiterin ihrer neuen Schule, der Neuen Mittelschule 22 – auch bekannt als Koref-Schule. Während Ingrid Dangl die 73 Neuankömmlinge beim Eröffnungsfest im Volkshaus Bindermichl mit großer Euphorie und Geschichten empfängt, sind die Schulanfänger in den ersten Reihen aufgeregt und nervös. Vielen von ihnen ist das Umfeld neu, sie kennen weder Lehrer noch Mitschüler.
Die Starre so mancher Taferlklassler löst sich auf, als die Lehrer-Band das Lied "Blick nach vorne" darbietet, die Schüler der dritten Klasse den Song "Dann kommt die Musik" anstimmen und ein Video von Schülern auf der Leinwand gezeigt wird. Es wird geklatscht und gelacht. Und auch so manche Eltern, die zuvor ihre Schulanfänger aus der Obhut entlassen haben und das Fest am Rande mitverfolgen, tauen bei den Beiträgen auf.
Sorgen und Ängste verflogen
Die Freude ist ungebrochen, als die Viertklässler den Erstklässlern selbstgebastelte Schultüten mit Stiften und Süßigkeiten übergeben. Das sollte nicht nur die Kleinen freuen, sondern auch gleichzeitig eine Brücke zu den älteren Schülern schlagen.
"Die Feier ist wirklich gelungen", sagt eine Mutter und zwinkert ihrem Buben immer wieder vom Rand des Saales aus zu. Und auch die Anspannung, die viele der 35 Lehrer befallen hat, scheint sich während der Willkommenszeremonie zu lösen. "Ich war schon sehr aufgeregt vor dem Schulbeginn. Mir wurde eine neue Klasse zugeteilt", sagt Marlen Hotwagner, Co-Klassenlehrerin der 2B. Auch für Direktorin Dangl hat das Schuljahr mit Neuerungen begonnen – mit ungeplanten, denn vier Lehrer waren kurz vor Schulbeginn versetzt worden oder sind ausgefallen. "Damit müssen wir die Stundenpläne, die eigentlich schon ausgearbeitet waren, noch einmal neu machen", sagt die Schulleiterin mit einem Seufzen. Trotzdem will sie sich dem Zauber des Beginns nicht verschließen.
"Diese Feier ist enorm wichtig. Sie bringt alle zusammen", sagt Dangl. In ihrer Rede nahm die Direktorin, die das Fest vor drei Jahren initiierte, auch so manches Sorgenkind ins Gebet: "Ihr dürft Fehler machen, sollt aber daraus lernen und damit umgehen können."
Eine Feier mit großer Symbolik
Dabei spielt auch die Symbolik eine große Rolle: Jeder Schüler wird mit Handschlag begrüßt und ist einem Sitzplatz, der mit Namenskärtchen versehen ist, zugeteilt. "Damit signalisieren wir, dass jeder wichtig ist und jeder bei uns einen Platz hat, aber die Leitlinien bestimmen wir", erklärt Betreuungslehrer Wolfgang Kitzmantel den Charakter des Festes. Vorbild ist das Konzept von Haim Omer, Psychologieprofessor der Universität Tel Aviv.
Bei vielen Schülern scheint dieses Konzept Anklang gefunden zu haben. Denn die anfängliche Scheu ist bei der Verabschiedung der Vorfreude auf das neue Schuljahr gewichen.
Einen Videobeitrag vom ersten Schultag der NMS 22:
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