"Der Donaubrücke würde der Name Johannes Reuchlin gut stehen"
LINZ. Humanist und Brückenbauer mit starker Linz-Verbindung soll so gewürdigt werden.
Haben Sie sich schon einmal im Vorbeifahren darüber gewundert, was da an der Fassade der Linzer Tabakfabrik in Leuchtbuchstaben geschrieben steht?
"Reuchlin! Wer will sich mit ihm vergleichen? Zu seiner Zeit ein Wunderzeichen!"
Das Zitat stammt von Johann Wolfgang von Goethe. Adressat war der Humanist, Universalgelehrte und Brückenbauer Johannes Reuchlin (1455-1522), der schon vor 500 Jahren die Kulturen vereinen wollte. Das Goethe-Zitat ist nicht einfach nur ein gescheiter Satz, der im Nachthimmel nach Aufmerksamkeit sucht. Er steht mit gutem Grund dort. Denn Reuchlin hat einen ganz besonderen Bezug zu Linz, was kaum jemand weiß. Das soll sich ändern.
Reuchlin und Linz
Tabakfabrik-Chef Chris Müller bemüht sich, die in Gründung befindliche Johannes-Reuchlin-Gesellschaft mit dem Experten Franz Praher an der Spitze hier anzusiedeln. Das wäre ein erster Schritt, um den "Megastar seiner Zeit", wie Müller Reuchlin nennt, zu würdigen. Die Reuchlinstraße nahe dem Bulgariplatz gibt es bereits. Die Reuchlinbrücke könnte folgen.
Die neue Donaubrücke, die mit Verspätung als Ersatz für die Eisenbahnbrücke im Herbst 2021 eröffnet werden soll, könnte im Jahr bevor sich der Todestag von Reuchlin zum 500. Mal jährt, den Namen des großen Humanisten und Brückenbauers erhalten. "Die neue Brücke war mit viel Ärger verbunden, soll aber gleichzeitig die Menschen zusammenbringen", sagt Müller und spielt damit auf Parallelen zum Leben und Wirken Reuchlins an.
Denn der deutsche Humanist setzte mit seinem Rechtsgutachten die Basis für eine neue Form der kritischen Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Problemen. Und er versuchte, Brücken zwischen den Religionen und Weltanschauungen zu schlagen, wie Reuchlin-Experte Praher sagt.
1492 und 1493 war Reuchlin in Linz, doch ist es vor allem eine Begegnung mit einem Mann hier, die sich auf sein Leben wie auf sein Wirken massiv ausgewirkt hat (siehe Bericht unten).
Für Müller sind Charaktere wie Reuchlin mehr denn je gefragt. "Charaktere, die Gesellschaften und Kulturen verbinden, statt sie zu trennen." Und so würde Reuchlin nicht nur gut zur Tabakfabrik, sondern auch sehr gut zur räumlich nahen neuen Donaubrücke passen.
Reuchlins Linz-Besuche
Im Jahr 1492 reiste Johannes Reuchlin nach Linz, damals ein kleines Städtchen an der Donau. Rund 3000 Menschen lebten hier. Dass einer der großen Humanisten der Neuzeit gerade nach Linz reiste, hatte einen guten Grund. Der Kaiserhof von Friedrich III. war sein Ziel, und Reuchlin hatte einen Auftrag seines Dienstgebers (Eberhard im Barte) in der Tasche, um die Erbfolge für Württemberg neu zu verhandeln. Eberhard wollte verhindern, dass das Fürstentum nach seinem Tod wieder geteilt wird. Dazu brauchte er die Zustimmung des Kaisers.
Der Kaiser und seine Beamten waren laut Reuchlin-Experte Franz Praher begeistert von dem belesenen und gelehrten Diplomaten, und so erfüllte er den Auftrag auch erfolgreich. Dass Reuchlin bis in den Spätherbst 1492 in Linz blieb, lag daran, dass er hier den kaiserlichen Leibarzt Jacob ben Jechiel Loans kennenlernte. Loans gilt als einer der erfahrensten Kabbalisten seiner Zeit, den Reuchlin enorm schätzte und verehrte. Er nahm bei ihm Hebräisch-Unterricht, um besser verstehen zu können.
Der Kaiser wiederum erhob Reuchlin in Linz als Pfalzgraf in den Adelsstand und ließ für ihn eine teure hebräische Bibel aus Wiener Neustadt bringen, die er ihm zur Abreise schenkte. Reuchlin kehrte im Frühjahr 1493 dann noch einmal an den Kaiserhof nach Linz zurück, um die Gespräche und den Unterricht mit seinem Lehrer Loans fortzusetzen. Er reiste erst nach dem Tod Friedrichs ab, der am 19. August 1493 in Linz starb.
Drei Fragen an Franz Praher
Der ehemalige Leiter der berufsbildenden Schulen Rohrbach ist Reuchlin-Experte
Johannes Reuchlin war einer der großen Humanisten der frühen Neuzeit und wird oft als „Brückenbauer“ bezeichnet. Was hat ihn so besonders gemacht?
"Brückenbauer" war Reuchlin insofern, als er nicht das Trennende, sondern das Verbindende zwischen den Religionen und Kulturen suchte. Reuchlin war mit Erasmus von Rotterdam eine große Persönlichkeit des 15. und 16. Jahrhunderts. In katholischen Ländern spielt sicherlich auch eine Rolle, dass seine Verteidigungsschrift „Der Augenspiegel“, die er an seine Gegner, die Religionswächter der Dominikaner und der Inquisition, gerichtet hatte, vom Papst verboten wurde. Zudem hat sich Reuchlin in seinen Arbeiten stark mit dem Hebräischen beschäftigt.
Warum hat sich Reuchlin so vehement für den Schutz jüdischer Schriften eingesetzt?
Reuchlin war überzeugt, dass das Hebräische die Sprache Gottes sei und dass in der jüdischen Literatur und vor allem in der Geheimlehre, der Kabbala, eine Fülle an Geheimnissen zum Verständnis der göttlichen Offenbarung zu finden sein müsste. Außerdem hatte Reuchlin nach Meinung des Rechtshistorikers Adolf Laufs bereits ein sehr modernes Rechtsverständnis und sprach daher der jüdischen Bevölkerung die gleichen Rechte wie allen übrigen Bürgern des Reiches zu.
Die Tabakfabrik Linz will Johannes Reuchlin eine Bühne bieten. Passt das zusammen?
Ich denke, dass diese Symbiose zwischen modernster Technologie, Wirtschaft und Kultur, wie sie die Tabakfabrik umsetzt, gut zu Reuchlin und den Humanisten passt. Mit Ausstellungen und Veranstaltungen versucht auch die Tabakfabrik, kritisch zu sein und Fragen zu stellen, die oft nicht in ein populistisches Schwarz-Weiß-Bild passen. Ganz sicher ist Reuchlin in so einer Umgebung bestens aufgehoben.
(Umfangreiches Interview auf tabakfabrik-linz.at/blog)
Die Reuchlinstrasse
Knapp 1,2 Kilometer lang ist die Reuchlinstraße nahe dem Bulgariplatz in Linz, die von der Wankmüllerhofstraße zur Westbrücke führt, wo sie in einer Sackgasse endet. Die Straße wurde im Jahr 1928 nach dem großen Humanisten Johannes Reuchlin benannt.
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Die Reuchlin-Brücke wäre dann ganz woanders als die Reuchlinstraße. Manche Nicht-Linzer werden dann glauben, die Reuchlin-Straße führt zur Reuchlin-Brücke. Absolut irreführend.
also ich behaupte mal, das ding wird auch in 100 jahren immer noch "eisenbahnbrücke" heißen...
Insbesonders deshalb,
weil vielleicht in 100 Jahren
vielleicht wieder eine Eisenbahn drüberfahren wird!
Wieso desavouieren Sie die Bemühungen Ihrer türkisen und blauen Freunde vom Land OÖ? Das ist deren Projekt. Also hoppauf, schön schreiben.
Um mich auch an der Namensgebung zu beteiligen, möchte ich der Internationalität und dem aktuellen Zeitraum in der sie geplant und gebaut wurde und wird auf "SWAP- Bridge" plädieren. Dann hätte Linz ein Bauwerk das immer an Ereignisse dieser Zeit erinnert.
An Libertin
Sie bemühen sich offensichtlich um eine schöne Formulierung. Fein.
Aber : was hat dies mit "Internationaliät" zu tun?
Diese Brücke erregt noch nicht mal nationales Interesse, nur jenes der Pendler und Linzer...
(nicht bös gegen Sie gemeint- es war nur etwas Unstimmig 😉 ..).
Und zum Swap? Das läuft noch- und dazu braucht es sicher keine Erinnerung in dieser Art....
„Hein“ der Brückenabreisser ...... wozu etwas benennen was es nie geben wird??
Tut mir wirklich leid, dass Sie blind sind.
Istehwurst:
Ein echter Auskenner.
Oder es ist ihm wirklich "alles wurscht" und weiß gar nichts ..
Also als "Brückenbauer" fällt Reuchlin ja nur metaphorisch auf; einziger Eintrag den man gogeln kann: https://www.reuchlin-gymnasium.de/index.php/personalia/kollegium/8-news/640-brueckenbau-der-9ab-in-nwt-bei-frau-c-frey
KEPLER Brücke
Kepler Uni
Kepler Brunnen
Kepler Seilbahn....
Ui, hab' ich nicht bedacht !
Dann ist der Name ja schon vergeben ?
Bitte keinen personenbezogenen Namen für die Brücke!
Ein Name sollte leicht einprägsam sein. Ganz schlicht, wie Linzer Brücke oder urfahrbrücke oder BogenBrücke....
.
Denn sonst kommt noch jemand auf die Idee, sie "Hein-Brücke " oder "Luger-Brücke " zu nennen, und das will doch kaum jemand oder? (letztere ist ironisch gemeint 😉. ..)
@TRANSALP: Bald wird es sicher einen Ideen-Wettbewerb für Namen geben. Jede politische Partei wird ihre Lieblings-Personen präsentieren.
Die O.Ö. Nachrichten, die ja sehr poetisch veranlagt sind und alles, was das Volk bewegt aufgreifen, werden begierig mitmachen.
Nachdem die alte Eisenbahnbrücke von den Nachrichten die selbst erfundenen Emotions-Namen "Alte Dame" bzw. "Eiserne Lady" erhalten hat, würde sich für die neue "Junges Mädchen" oder "Stahlbetonenes Girl" anbieten.
Die Redakteure werden bald dichten und uns befragen (wollen)...
Das haben sie schon mal gemacht. Und sie waren nicht die einzigen. Völlig sinnlos.
Auch ich bin dafür, keine personenbezogenen Namen zu vergeben. Wenn man sich ansieht, was im Laufe der Zeit nach Pesonen benannt wurde - von PolitikeeInnen über Dichter, Wissenschaftler etc. etc. und im Laufe der Jahre wieder umbenannt wurde, womöglich gleich öfters, dann weiss man warum ich aus guten Gründen dieser Auffassung bin.
Desaster Brücker wäre der ideale Name für so viel Pfusch und hausgemachten Hindernissen😉
Ich finde, der Tabakfabrik-Verwalter Chris Müller hat nicht mehr Kompetenz bei der Namensfindung für die Brücke, als Hinz und Kunz (in Linz).
Ich würde die Brücke einfach "Schildbürger-Brücke" nennen, weil die Verkehrspolitik von O.Ö. und von Linz sehr starken Schildbürger-Charakter aufweist. Daran sind einige Verantwortungsträger einiger politischer Parteien stark beteiligt.
Aber wahrscheinlich wird sie dereinst "Digital City Landmark Luger Smart Bridge" oder so heißen, denn wie Ali Grasböck selig sagte: "Mit Denglisch sind wir die Tollsten"....
In Linz ist es seit einiger Zeit Mode, auch für belanglose Aktionen und Dinge bombastische Namen zu erfinden, umso mehr dann für eine wichtige Brücke...
Luger hat übrigens damals versprochen, die aufgehobenen Alt-Bögen der alten Eisenbahnbrücke wirkungsvoll in Szene setzen zu wollen. Offenbar hat er das schon wieder geflissentlich vergessen...
Reste der alten Brücke liegen, grob zerschnitten, im Linzer Hafen!
Anschauen!
.
Und es scheint, dass Bgm Luger hofft, dass diese in Vergessenheit geraten.
Um sie dann mal still entsorgen zu können...
Von wegen "in Szene setzen". Luger wollte die Brücke schon immer weghaben, und daher ist meines Erachtens nachvollziehbar, dass er auch keine Reste von ihr mehr irgendwo sehen will...
Wir werden Luger mal erinnern müssen. ..
Ich wäre für: Luger-Bridge.
Das beinhaltet, dass das äußerst zähe Ringen um die Brücke und der mühselige Aufbau derselben in seine Amtszeit fällt. Gleichzeitig wird durch den Anglizismus das äußerst progressive Vorwärtsdenken der Stadt symbolisiert. oder so ähnlich...
Wenn schon,
dann Lugner Bridge
Reuchl-in hat akustisch Ähnlichkeit mit Meucheln - so wie es der "Alten Dame" widerfahren ist.
Welche "Alte Dame"? Hat vor 2015 niemand gesagt. Bis die OÖN dieses Kunstwort erfunden hat.
Wie wär's, wenn man zumindest einmal "Tabakfabrik" durch "Denkfabrik" oder "Zukunftsfabrik" oder Ähnliches ersetzen würde?
"Tabakfabrik" passt schon.
Hat was.
Kennt jeder.
Und war sie ja auch mal-viele Jahrzehnte lang. ..
Man soll das Fell des Bären nicht verteilen, bevor er erlegt ist.
Stimmt. Stand heute weiß man ja nicht ob es die Brücke jemals geben wird.
Der Pfusch im Linzer Rathaus ist ja mittlerweile legendär.
Jemals geben? Ihre Realitätsverweigerung ist ja bekannt. Aber Augen haben Sie schon?
An "Mad. .:.
" heute weiß man ja nicht ob....."
.
Dann schlage Ich Ihnen einen Spaziergang dorthin vor.
Ich bin sicher, etwas frische Luft an der Donau dort, bei der Baustelle , schadet Ihnen nicht...
Es hat schon Vorteile, wenn man vorher weiß, wie die Verhältnisse sind. Sonst geht man nach der Jagd noch leer aus...